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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Geständnis. Es würde mich nicht überraschen, wenn ich Cadott dazu bringen könnte, mir die Wahrheit zu gestehen.«
    »Und dann würden Sie das als Druckmittel benutzen?«
    »Nein, Sie haben mich falsch verstanden«, entgegnete ich. »Ich glaube, wenn Cadott sein Herz ausgeschüttet hat, wird er wieder normal werden und eher bereit sein, das Leben so zu nehmen, wie es kommt. Dann könnte er Lois glücklich machen und würde seine Mitmenschen nicht mehr belästigen.«
    »Sie müssen Informationen haben, von denen ich nichts weiß, Lam.«
    »Warum auch nicht?« meinte ich. »Deshalb engagierten Sie mich ja.«
    »Sie haben mir aber nichts davon berichtet.«
    »Das alles können Sie sich doch selbst zusammenreimen«, versetzte ich. »Wir haben hier einen Menschen, der päpstlicher ist als der Papst. Er liebt ein Mädchen, das gern lacht und fröhlich ist, das das Leben und die Abwechslung liebt. Hin und wieder benimmt er sich ganz menschlich, aber dann kehrt er plötzlich wieder seine Selbstgerechtigkeit heraus und wird zum humorlosen Fanatiker. Er ist der Ansicht, daß Sie Lois Marlow in eine — um es milde auszudrücken — unkonventionelle Lage gebracht haben. Deshalb schreibt er Ihnen einen Brief und droht Ihnen, Ihren Ruf zu ruinieren. Er will Sie bloßstellen. Er wird Lois Marlow zwingen, ihre Sünden einzugestehen, und Sie, Ihre Scheinheiligkeit zu bekennen. Doch mein Erscheinen genügt, um ihn in die Flucht zu schlagen. Er versteckt sich. Nun, was machen Sie daraus?«
    »Überhaupt nichts«, versetzte er nach längerem Überlegen.
    »Ich auch nicht«, sagte ich. »Meine Theorie ist, daß er gegen Sie gar nichts Bestimmtes in der Hand hat. Der Mann ist nicht normal. Wenn er Ihnen einen solchen Brief geschrieben hat, dann hat er wahrscheinlich auch anderen gedroht.«
    »Und was hat das zu bedeuten?«
    »Es kann sehr viel bedeuten. Kommt darauf an, was er gegen seine anderen Opfer vorzubringen hat.«
    Ich trank einen Schluck Tomatensaft.
    »Hm«, meinte Fisher, »ich muß zugeben, daß Ihre Theorie einleuchtend klingt. Trotzdem habe ich das Gefühl, es wäre besser, dem Mann Geld zu geben.«
    »Wie Sie meinen«, sagte ich. »Wenn es sich wirklich um Erpressung handeln sollte, können wir damit Zeit gewinnen. Ich persönlich glaube allerdings nicht daran... Wo ist Ihr Koffer?«
    »Unten. Ich nehme mir jetzt ein Zimmer und treffe mich dann mit Ihnen um acht Uhr. Nach dem Frühstück fahren wir nach Vallejo.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sagen wir lieber halb acht«, meinte ich. »Dann können wir um acht losfahren.«
    »In Ordnung. Halb acht.«
    Fisher ging.
    Ich zog mich aus und ließ mir ein Bad einlaufen. Das warme Wasser tat gut. Dann rasierte ich mich und wollte eigentlich wieder ins Bett kriechen, als mein Blick auf meinen zerknitterten Anzug fiel. Ich rief den Nachtportier an und fragte, ob man mir den Anzug bis spätestens drei Viertel sieben bügeln könnte. Nachdem man mir das versichert hatte, leerte ich die Taschen und wartete auf den Pagen, der das gute Stück abholen sollte.
    »Sonne über der Sahara« strapazierte meinen Sehnerv über alle Gebühr. Ich drehte das Gemälde zur Wand, ließ mir von unten die Nachtausgabe der Zeitung kommen und legte mich zu Bett. Nachdem ich eine Weile gelesen hatte, nickte ich ein.
    Das schrille Läuten des Telefons weckte mich um sieben Uhr. Mein Anzug war noch nicht da. Ich rief das Zimmermädchen an und mußte mir erklären lassen, daß der Anzug nicht vor halb acht Uhr fertig sein würde. Mit guten Worten gelang es mir, der Frau das Versprechen abzunehmen, daß sie sich der Sache sofort annehmen würde.
    Ich holte frische Unterwäsche und ein sauberes Hemd aus meinem Koffer und zog mich langsam an. Um sieben Uhr zwanzig wurde der Anzug gebracht. Um sieben Uhr dreißig war ich unten im Frühstücksraum.
    Fisher saß an der Theke und trank Kaffee.
    »Morgen«, begrüßte ich ihn. »Sie haben mich geschlagen.«
    »Ich konnte nicht schlafen«, versetzte er.
    »Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Seit hier aufgemacht wurde — halb sieben.«
    »Wollen Sie nicht frühstücken?«
    Er schüttelte den Kopf. »Kaffee genügt mir.«
    Der Hocker neben ihm war frei.
    »Orangensaft, Schinken und Ei, Kaffee«, bestellte ich bei der Kellnerin. »Mein Bekannter zahlt.«
    Fisher schob die leere Kaffeetasse über die Theke. »Noch einen Kaffee«, sagte er.
    »Das würde ich Ihnen nicht raten«, meinte ich. »Davon werden Sie nur nervös. Essen Sie lieber etwas.«
    Er schnitt ein

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