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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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»Sie waren beide voll wie die Strandhaubitzen und unheimlich aufgeregt. Horace hatte eines seiner Gemälde an einen echten Kunstkenner verkauft und — Sie Scheusal, Donald! Das waren Sie!«
    »Was war ich?«
    »Der Kenner, der das Gemälde gekauft hat. Keine Ausflüchte! Sie haben sich vorhin verplappert, als Sie über Caroline sprachen. Und Ihr Gesicht verrät Sie auch. Sie wollten mich nicht wissen lassen, daß Sie Caroline schon kennen. Donald, das war ein ganz gemeiner, niederträchtiger Trick. Horace schwebt praktisch im siebenten Himmel vor Wonne.«
    »Das ist doch herrlich«, meinte ich. »Ein Maler kann viel schöpferischer arbeiten, wenn er Ansporn hat. Ein Künstler zieht nur Vorteil daraus, wenn er merkt, daß sein Werk Anklang findet. Und jetzt sagen Sie mir mal, wie Sie auf den Gedanken kommen, daß George seinen Großvater umgebracht haben könnte.«
    »Moment mal!« rief sie. »Kein Ablenkungsmanöver. Wenn Sie der angebliche Kunstkenner waren — und davon bin ich überzeugt — und wenn Horace erfährt, daß Sie in Wirklichkeit Detektiv sind und sein Gemälde nur gekauft haben, um herauszubringen, wo George sich aufhält, dann wird der arme Horace eine entsetzliche Enttäuschung erleben.«
    »Dann ist es wohl am besten, wir verraten es ihm nicht, Lois.«
    »Richtig. Wären Sie einer solchen Gemeinheit fähig, Donald?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich.
    »Tun Sie nicht so. Ich habe Ihnen alles über George gesagt. Jetzt ist es an Ihnen, mir reinen Wein einzuschenken.«
    »Na schön«, sagte ich. »Ich war es.«
    »Ich hasse Sie«, sagte sie. »Sie können mir jetzt noch beim Abspülen helfen, aber dann setze ich Sie an die Luft. Ich will Sie nie Wiedersehen.«
    »Nicht so hastig! Es ist ja nichts Schlimmes geschehen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe Horace Aufschwung gegeben«, erklärte ich,
    »sozusagen einen moralischen Tritt ins Hinterteil. Er wird wie ein Verrückter zu malen anfangen. Ich habe ihm sogar einige Sujets vorgeschlagen.«
    Sie ließ sich das durch den Kopf gehen.
    »Ja«, meinte sie dann, »er sagte mir gestern abend, er hätte eine ganz neue, originelle Idee. Er wollte gleich heute morgen an die Arbeit gehen.«
    »Na also«, sagte ich. »Wenn Sie ihm nicht verraten, was wirklich dahintersteckt, kann es ihm bei seiner Malerei höchstens nützen.«
    »Aber er meint doch, Sie wären ein Kunsthändler oder ein Sammler, der nicht erkannt werden will.«
    »Vielleicht bin ich das.«
    »Vielleicht sind Sie es aber auch nicht.«
    »Detektive haben Kunstverständnis«, erklärte ich.
    »Gelang es Ihnen, von Horace zu erfahren, wo George steckt?«
    »Nicht direkt.«
    »Aber irgendwie haben Sie ihn dazu gekriegt. Sie haben wohl so lange auf ihn eingeredet, bis er in seiner Seligkeit George angerufen hat?«
    »So ungefähr.«
    »Sie Schweinehund!«
    »Sie drücken sich aus wie Bertha Cool.«
    »Ach? Das ist wohl Ihre mütterliche Beraterin und Stütze, was?«
    »Sie ist nicht mütterlich. Sie haßt mich.«
    »Oh!«
    »Kommen wir wieder auf George und seinen Großvater.«
    »Ich hätte das nicht sagen sollen, Donald.«
    »Aber Sie haben es nun einmal gesagt. Sie können nicht auf halbem Weg haltmachen.«
    »Das glauben Sie!«
    Es klopfte laut an die Tür.
    »Wer will mir denn jetzt wieder die Tür einschlagen?« meinte sie gereizt und stand auf.
    »Ein ungeduldiger Freund«, versetzte ich.
    »Ich habe keine Freunde, die um diese frühe Morgenstunde schon ungeduldig sind.« Sie öffnete die Tür.
    »Kennen Sie einen George Cadott?« fragte eine Männerstimme.
    »Honigkuchen!« meinte sie und wollte die Tür zuschlagen.
    »Augenblick, meine Dame«, rief der Mann. »Sehen Sie sich das mal an.«
    »Oh!«
    »Also, was wissen Sie über George Cadott?«
    »Er geht mir auf die Nerven.«
    »Damit ist es jetzt vorbei«, sagte der Mann. »George Cadott ist tot.«
    »Was?« schrie sie.
    »Lassen Sie mich jetzt herein«, verlangte der Mann. »Was machen Sie gerade? Frühstücken Sie?«
    »Ja.«
    »Da können Sie mir auch eine Tasse Kaffee anbieten«, sagte er und drängte sich an ihr vorbei.
    Ich trank mit größter Gelassenheit meinen Kaffee aus.
    »Sieh mal einer an!« meinte er. »Wer ist denn Ihr Freund?«
    »Geht Sie das was an?«
    »Sehr viel sogar.«
    »Hören Sie«, sagte Lois. »Ist das mit George wirklich wahr?«
    Der Mann trat zu mir.
    »Wer sind Sie und was tun Sie hier?« fragte er.
    Er griff in seine Tasche und hielt mir einen Dienstausweis unter die Nase.
    »Immer mit der Ruhe,

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