Nach Diktat verblichen
recht sein«, versetzte ich. »Auf Wiedersehen.«
Ich schritt zur Tür und ließ Mortimer Evans mit den beiden Frauen allein.
Auf dem Weg zum Aufzug klingelte ich bei Dutton. Während ich wartete, blickte ich zurück, um festzustellen, ob mir jemand folgte.
Die Tür zu Lois Marlows Wohnung blieb geschlossen.
Beim zweiten Läuten riß Horace Dutton die Tür auf. Sein Gesicht verriet Ärger.
»Was soll das?« rief er. »Ich habe zu tun... Oh! Guten Morgen, Billings.«
Die letzten Worte klangen wie die eines Kindes bei der Weihnachtsbescherung.
Ich ließ mir geduldig die Hand schütteln.
»Kommen Sie herein, kommen Sie herein«, sagte er und legte mir den Arm um die Schulter. »Ich male schon daran.«
»Woran?«
»An >Konflikt<. Es wird eine Sensation werden. Eine Bombe!«
»Wunderbar«, gab ich zurück. »Ich heiße nämlich gar nicht Billings, sondern Donald Lam. Ich bin der Privatdetektiv, der George Cadott suchte. Er hatte sich vor mir verkrochen. Ich habe mich an Sie herangemacht, um George Cadott zu finden. Jetzt ist George ermordet worden.«
Seine Hand wurde schlaff. Sein Arm glitt von meiner Schulter. Offenen Mundes starrte er mich an.
»Und außerdem«, fuhr ich fort, »wollte ich Ihnen noch sagen, daß Sie ruhig an >Konflikt< Weiterarbeiten sollen. Es wird bestimmt ein Meisterwerk — zumindest was moderne Kunst anbelangt. Ich persönlich kann mit dem Zeug nichts anfangen. Der Mord an George Cadott wird einen Riesenskandal machen. Hier wird’s von Presseleuten wimmeln. Da kriegen Sie genug kostenlose Publicity. Vielleicht wird sogar jemand das Gemälde kaufen. Auf Wiedersehen.«
Ich ging und ließ ihn stehen.
6
Ich kehrte im ersten Hotel ein, das am Weg lag, und schloß mich in die Telefonzelle im Vestibül ein. Dann meldete ich ein R-Gespräch mit Bertha Cool an.
Ich hörte Bertha am anderen Ende der Leitung keifen. »Sagen Sie ihm, er soll selbst zahlen. Was fällt ihm eigentlich ein, mich dauernd mit R-Gesprächen zu bombardieren? Ja, ja, schon gut. Ich nehme das Gespräch an. Ja, ich sage doch, daß ich es annehme. Ja, hier Bertha Cool. Hallo?«
»Hallo, Bertha«, sagte ich. »Hier Donald.«
»Das weiß ich«, versetzte sie. »Warum, zum Teufel, bezahlst du deine Gespräche nicht selbst? Du hast doch genug Spesengeld. Laß dir das Gespräch auf die Hotelrechnung schreiben, dann haben wir was vorzuzeigen. So wird der Anruf auf unsere Rechnung gesetzt, und ich muß am Ende des Monats...«
»Bertha«, unterbrach ich. »Wir sitzen in der Klemme.«
Bertha hörte prompt auf zu nörgeln. Sie schien die Sprache verloren zu haben.
»Bist du noch da?« fragte ich.
»Natürlich. Ich warte auf eine Erklärung.«
»Hör zu und paß genau auf. Wir können uns keinen Ausrutscher leisten.«
»Schon gut. Schieß los.«
»Ich bin da kopfüber in eine üble Geschichte hineingeraten«, erklärte ich. »George Cadott hat den Brief an Minerva Fisher bereits geschrieben. Der Brief enthält alles über Lois Marlow und die Tagung. Er ist schon unterwegs.«
»Da soll doch...!« rief Bertha. »Konntest du den Burschen nicht davon abbringen?«
»Moment«, warf ich ein. »Das ist noch nicht alles. George Cadott wurde gestern nacht ermordet.«
»Heiliges Kanonenrohr!«
»Und außerdem«, fuhr ich fort, »beging unser Auftraggeber Barclay Fisher den Fehler, gestern nacht mit dem Flugzeug hierher zu kommen. Er wollte mit George Cadott sprechen und ihn bezahlen, obwohl ich ihm das Gegenteil geraten hatte. Er war hier und kreuzte bei mir auf. Stieg in einem Hotel ab. Ich hoffe nur, daß Fisher ein Alibi vorweisen kann, wenn die Todeszeit festgestellt worden ist.«
»Klar«, meinte Bertha. »Wenn er beweisen kann, daß er sich zur betreffenden Zeit an Bord der Maschine befand, kann ihm keiner an den Kragen.«
»Aber ich war nicht im Flugzeug«, bemerkte ich.
»Was soll das heißen?«
»Ich bin auch in die Sache verwickelt.«
»Oh...« stöhnte Bertha.
»Du wirst dich jetzt also mit Barclay Fisher in Verbindung setzen«, sagte ich. »Der Brief an Minerva muß vor zwei Tagen abgeschickt worden sein. Sag Barclay Fisher, daß er das Haus nicht verlassen und versuchen soll, den Brief abzufangen. Der Brief ist an Minerva Fisher adressiert und trägt wahrscheinlich den Stempel von San Franzisko. Wenn Fisher seinen ehelichen Frieden liebt, muß er den Brief ab- fangen.«
»Verstanden«, erklärte Bertha.
»Der Brief müßte heute kommen«, fuhr ich fort, »wenn er nicht schon gestern angekommen ist.
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