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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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sie die Namen aller Personen ein, die Sie aufsuchen oder mit Ihnen verabredet sind?«
    »Ja, warum nicht?«
    »Falls Cadott gestern, ehe er nach Vallejo hinausfuhr, bei Ihnen hereinschaute«, sagte ich, »würde ich Ihnen raten, seinen Namen aus dem Kalender zu streichen.«
    »Wie kommen Sie auf den Gedanken, daß er mich besucht haben könnte?«
    »Das war nur so ein Einfall.«
    »Er war nicht hier.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Ich wollte Ihnen nur einen guten Rat geben, falls er hier aufgekreuzt ist.«
    »Sein Name steht nicht im Kalender«, erklärte Jensen.
    »Gut für Sie«, stellte ich fest.
    Ich stand auf.
    »Ich habe getan, was ich konnte«, meinte ich. »Sie wissen jetzt über den Mord Bescheid.«
    Ich streckte die Hand aus.
    Er zögerte einen Augenblick, dann schüttelte er mir die Rechte.
    »Weshalb sind Sie eigentlich gekommen, Lam?« fragte er dann.
    »Ich sammle Informationen«, erwiderte ich.
    »Da hatten Sie hier wenig Glück«, meinte er.
    »Bis jetzt«, sagte ich. Dann ging ich.
    »Wiedersehen«, rief mir die Sekretärin nach.
    »Wiedersehen.«
    Ich verließ das Vorzimmer, blieb ungefähr zehn Sekunden im Korridor stehen, drehte mich um und öffnete die Tür zum Vorzimmer wieder.
    Die Sekretärin war nicht an ihrem Schreibtisch. Ich durchquerte den Raum und riß die Tür zu Jensens Büro auf.
    Die Sekretärin stand über seinen Schreibtisch gebeugt. Jensen hatte einen Radiergummi in der Hand und bearbeitete sorgfältig eine Seite des Terminkalenders, den die Sekretärin aufgeschlagen festhielt. Die beiden waren so vertieft in ihre Arbeit, daß sie mich gar nicht bemerkten.
    »Geht es so?« fragte Jensen besorgt.
    Sie neigte den Kopf zur Seite und musterte sein Werk. »Ja, ich glaube schon — wenn ich einen anderen Namen drüber schreibe. Sonst sieht es ein bißchen auffällig aus.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Jetzt habe ich die Information, die ich wollte.«
    Die beiden fuhren hoch wie zwei Kinder, die man bei einem Streich ertappt hat.
    Jensen gewann als erster seine Gelassenheit wieder. »Rita«, sagte er, »schreiben Sie Mr. Lams Namen darüber.«
    Die Sekretärin beugte sich über den Schreibtisch und nahm einen Bleistift zur Hand.
    »Wenn Sie nächstesmal kommen, Lam«, wandte sich Jensen an mich, »werde ich Sie nicht mehr unterschätzen.«
    »Vielen Dank«, gab ich zurück. »Jetzt erzählen Sie mir bitte noch, was geschah, als Cadott hier auftauchte.«
    »Ich warf ihn hinaus.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich.«
    »Und dann?«
    »Dann engagierte ich einen Privatdetektiv, um feststellen zu lassen, wer dieser Bursche überhaupt war.«
    »Was dabei herausgekommen?«
    »Bis jetzt nicht. Der Detektiv hat Cadott nicht überwacht. Er forschte erstmal in seiner Vergangenheit nach. Ich fürchte, der Mann hatte nicht Ihr Kaliber, Lam.«
    Rita drehte sich um und sah mich an. Ihre Augen blitzten herausfordernd. »Er konnte Ihnen nicht das Wasser reichen«, erklärte sie.
    Ich sah ihr in die Augen. »Ich werde ein Boot kaufen«, sagte ich.
    »Wir würden uns freuen, Ihnen den Motor dazu liefern zu können, Mr. Lam.«
    »Abgemacht«, meinte ich. »Und richten Sie Ihrem Chef aus, er soll es mich wissen lassen, wenn er Näheres über Cadotts Vergangenheit erfährt.«
    Ich drehte mich um und ging.
     

7
     
    Ich verließ das Hotel und vergewisserte mich, daß niemand mir folgte. Zu Fuß ging ich bis zur übernächsten Straßenecke. Dann winkte ich einem Taxi und ließ mich zum Bahnhof an der 3. Straße Ecke Townsend Street fahren. Dort holte ich die Aktentasche ab, die die Schlüssel, die Durchschlage der Briefe und das in Leder gebundene Tagebuch Cadotts enthielt.
    Ich hatte das Taxi warten lassen und befahl nun dem Fahrer, schnellstens zum Flughafen zu fahren. Ich erwischte gerade noch eine Maschine nach Sacramento und flog von dort aus mit der nächsten nach Reno.
    Im Flugzeug hatte ich endlich Zeit, das Tagebuch zu lesen.
    Die erste Eintragung stammte vom i. Januar vor vier Jahren. Die Aufzeichnungen im ersten Teil enthielten nichts Besonderes, berichteten lediglich über alltägliche Ereignisse.
    Dann entdeckte ich unter dem 15. April folgende Notiz: »Großvater scheint immer mehr zu verfallen. Er wird mir sehr fehlen, wenn das Unausweichliche geschieht, und doch, wie C. immer sagt: Liebe kann Sicherheit nicht ersetzen.«
    Am folgenden Tag war eine weitere interessante Eintragung gemacht worden: »C. meinte heute, ob ich auch bemerkt hätte, wie Großvaters Augen der jungen

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