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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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abgeschlossen hatte, setzte die Maschine zur Landung in Reno an. Ich steckte Cadotts Schlüssel in die Tasche und verstaute die Papiere in der Aktenmappe. Mit einem Taxi fuhr ich zum Riverside Hotel und gab die Aktentasche beim Empfang zur Aufbewahrung. Die Quittung steckte ich unter das Schweißband meines Huts. Dann kehrte ich in einem Taxi zurück zum Flughafen.
    Ich hatte nur zehn Minuten Zeit, um Bertha Cool anzurufen.
    »Was, zum Teufel, hast du in Reno verloren?« wollte Bertha wissen.
    »Ich sagte dir doch, daß ich eine Weile untertauchen muß.«
    »Ich fürchte, du mußt wieder auf tauchen, mein Lieber. Du hast Besuch bekommen.«
    »Wen?«
    »Die Fishers.«
    »Wo?«
    »San Franzisko. Wo denn sonst?«
    »Was ist los?«
    »Alles mögliche. Ich habe versucht, dich telefonisch zu erreichen. Minerva hat den Brief von dem Verrückten bekommen. Sie nahm ihren Barclay natürlich gleich gehörig ins Gebet. Der knackte mit den Knöcheln und legte ein Geständnis ab. Sie sind auf dem Weg nach San Franzisko, um mit dir zu sprechen.«
    »Wann sind sie losgefahren?«
    »Vor ungefähr einer Stunde.«
    »Was für eine Frau ist Minerva?« fragte ich.
    »Die edle Märtyrerin, geduldig, freudig leidend, mütterlich — der Typ, der sich der Alten und Schwachen erbarmt, der brav zu Haus bleibt und für Vater sorgt, während die anderen Mädchen sich einen Mann suchen. Sie nimmt das Kreuz auf sich und trägt es geduldig. Ich wette, die hat noch nie im Leben einen Wutausbruch bekommen.«
    »Nicht einmal, als sie entdecken mußte, daß Barclay die Nacht bei Lois Marlow zubrachte?«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Bertha. »Sie ist nicht zornig, sie ist enttäuscht. Sie hat hohe moralische Grundsätze und könnte eheliche Untreue niemals vergeben. Wenn Barclay die Wahrheit sagt, dann ist sie bereit, ihn in Gnaden aufzunehmen. Doch wenn er sie mit voller Überlegung getäuscht hat, dann ist das etwas anderes. Sie wird die Sache ihrem Anwalt übergeben.«
    »Wie kam es, daß, der Brief in ihre Hände geriet?« fragte ich. »Ich dachte, Barclay wollte ihn abfangen?«
    »Das dachte er auch. Aber er hat die Sache verpfuscht. Typisch.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich wollte mich zwar eine Weile verkriechen, aber es ist wahrscheinlich besser, wenn ich gleich zurückfliege. Ich werde spätestens in anderthalb Stunden in San Franzisko sein.«
    Die Maschine landete pünktlich. Ich stieg in den Bus und ging das kurze Stück vom Büro der Luftfahrtgesellschaft bis zu meinem Hotel zu Fuß.
    Barclay Fisher und seine Frau erwarteten mich bereits.
    Barclay sprang auf, als ich das Foyer betrat. »Da ist er! Da ist er, Minerva.«
    Die stattliche matronenhafte Frau schenkte mir ein mildes Lächeln.
    Barclay Fisher machte uns miteinander bekannt. »Minerva, meine Frau, Mr. Lam. Das ist Donald Lam, Minerva. Ich habe dir von ihm erzählt. Er kann dir genau berichten, was geschehen ist.«
    Ich ging zum Empfang und ließ mir meinen Schlüssel geben. Es warteten keine Botschaften auf mich.
    »Wollen Sie mit hinaufkommen?« fragte ich.
    Die beiden nickten.
    Ich hätte mich ebensogut im Foyer mit ihnen unterhalten können, doch ich wollte Zeit gewinnen, um mir von Minerva ein Bild machen zu können und mir meine Marschroute für das bevorstehende Gespräch zu überlegen.
    Das war jedoch reine Zeitverschwendung.
    Wir hatten kaum die Tür zu meinem Zimmer hinter uns geschlossen, als Minerva sich in den nächsten Sessel sinken ließ, zu mir auf sah und sagte: »Ich möchte die ganze Geschichte hören. Die ganze Geschichte, Mr. Lam. Ich weise Sie darauf hin, daß ich eine Frau mit Grundsätzen bin. Zwischen Recht und Unrecht muß eine scharfe Linie gezogen werden. Ich habe Barclay geheiratet und gelobt, in guten wie in schlechten Tagen zu ihm zu stehen. Ich kann eine kleine Schwindelei vielleicht vergeben, doch Untreue niemals.«
    »Das verlangt ja niemand, Liebste«, bemerkte Barclay Fisher und zog an seinem Mittelfinger, daß der Knöchel knackte.
    Minerva wirkte wie eine Lehrerin, die mit nachsichtiger Milde ihren Schüler für seine Schwatzhaftigkeit tadelte und ihm das Gefühl gab, er hätte keine niedrigere Tat begehen können.
    Sie weckte in mir die Erinnerung an meine Schulzeit.
    »Wir haben es hier mit einem Geistesgestörten zu tun, Mrs. Fisher«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »George Cadott«, erklärte ich, »der diesen Brief geschrieben hat, litt an einer Art Schuldkomplex. Er bildete sich ein, er müßte die Welt retten, indem er das Böse

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