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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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bekämpfte.«
    Sie verzog keine Miene. »Das ist ein sehr lobenswertes Ziel. Ich möchte mich gern mit Mr. Cadott unterhalten.«
    »Das geht nicht«, versetzte ich.
    Sie hob den Kopf. »Warum denn nicht? Ich habe Barclays Version gehört. Ich möchte Miss Marlows Version hören und auch die Mr. Cadotts.«
    »Sie können George Cadott nicht sprechen«, erklärte ich, »weil er tot ist.«
    »Tot?«
    »Richtig.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Offenbar verübte er Selbstmord«, führte ich aus. »Er war der Typ dazu. Er steigerte sich in seine Selbstverachtung hinein, bis er es nicht mehr ertragen konnte.«
    »Ich habe einen Brief von ihm bekommen«, bemerkte sie.
    »Oh? Haben Sie ihn bei sich?«
    »Ja.«
    Ich wartete.
    Sie machte keine Anstalten, ihn mir zu zeigen.
    »George Cadott hat die Situation völlig falsch ausgelegt«, sagte Barclay Fisher. »Ich habe Minerva alles erklärt. Ich war betrunken und...«
    »Trunkenheit kann ich vergeben«, warf Minerva ein.
    »Und offenbar verbrachte ich die Nacht auf einem Sofa in der Wohnung des Mädchens«, schloß Barclay.
    »Untreue kann ich nicht vergeben«, sagte Minerva Fisher im Tonfall der Endgültigkeit.
    »Dazu kam es offenbar nicht«, bemerkte ich.
    »Männer«, meinte sie, »halten zusammen. Nur George Cadott teilte Ihre optimistische Einschätzung der Situation offensichtlich nicht.«
    »George Cadott war nicht anwesend«, gab ich zu bedenken.
    »Sie auch nicht«, konterte sie.
    »Schön«, schlug ich vor, »dann suchen wir jetzt Lois Marlow auf. Sie war anwesend. Wir werden uns anhören, was sie zu sagen hat.«
    »Minerva, Liebste«, sagte Fisher, »ich kann dir versichern, daß nichts vorgefallen ist. Absolut gar nichts.«
    Minerva ignorierte ihn. »Das wollen wir hoffen, Barclay. Ich könnte eheliche Untreue niemals vergeben.«
    Ich hielt es für das beste, Lois Marlow nicht anzurufen. Sie hätte sonst gewiß wissen wollen, worum es ging, und wenn ich ihr das verraten hätte, hätte sie sich womöglich geweigert, uns zu empfangen.
    Wir fuhren zu den Wisteria Apartments. Die Straßenlaternen brannten schon. Nebelschleier trieben vom Meer her über die Häuser. Der Abend war kühl. Barclay Fisher fröstelte.
    Minerva war völlig ungerührt. Sie schritt langsam und majestätisch dahin, eine Frau, die von sich selbst überzeugt war, die genau wußte, was sie zu tun hatte.
    An der Haustür tat ich so, als klingelte ich bei Lois Marlow. In Wirklichkeit drückte ich auf mehrere andere Klingelknöpfe. Irgend jemand war daraufhin so freundlich, den elektrischen Türöffner zu betätigen. Wir fuhren mit dem Aufzug hinauf. Lois Marlow hatte keine Ahnung, daß wir kamen.
    Ich drückte auf den Perlmuttknopf.
    Gleich darauf öffnete sie uns die Tür.
    »Schon wieder Sie«, stellte sie fest.
    Sie wollte offensichtlich ausgehen und trug ein Cocktailklein, das ihre gute Figur zur Geltung brachte.
    Dann fiel ihr Blick auf Barclay Fisher.
    »Ach, du großer Gott! Sie auch noch!«
    Minerva Fisher trat vor.
    »Meine Frau, Miss Marlow«, sagte Fisher.
    Lois Marlow wich zurück, ganz instinktiv, wie man vor einer unangenehmen Berührung zurückweicht.
    Minerva nützte das aus und betrat erhobenen Hauptes die Wohnung.
    »Ich möchte mit Ihnen über die Vorfälle nach der Tagung sprechen, Mrs. Cadott«, sagte sie.
    Barclay Fisher warf mir einen fragenden Blick zu.
    Ich folgte Minerva ins Wohnzimmer. Das war das einzige, was zu tun blieb. Lois Marlow hatte offensichtlich eine Verabredung, und ich wollte die Sache möglichst erledigen, bevor wir hinausgeworfen wurden.
    »Bitte, machen Sie sich’s nur gemütlich«, sagte Lois Marlow sarkastisch.
    »Aha«, ließ sich eine Männerstimme vernehmen, »da ist ja unser Detektiv wieder.«
    Mortimer Evans saß in einem tiefen Sessel, eine Zigarette zwischen den Fingern, einen Aschenbecher und ein gefülltes Glas neben sich. Der Aschenbecher war fast voll. Er mußte schon eine ganze Weile hiergewesen sein.
    »Bitte nehmen Sie Platz«, forderte uns Evans auf. »Sie sparen mir eine Menge Arbeit.«
    »Darf ich fragen, wer der Herr ist?« erkundigte sich Minerva Fisher im Ton einer Gouvernante aus viktorianischer Zeit, die einen fremden Mann in ihrem Schlafzimmer entdeckt.
    »Das ist Mortimer Evans«, erklärte ich. »Ein Kriminalbeamter. Er meint, George Cadott wäre ermordet worden. Er führt zusammen mit der Polizei von Vallejo die Ermittlungen und macht sich gern wichtig.«
    »Besten Dank, Lam«, versetzte Evans. »Sie haben die Dinge

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