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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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reinen Wein eingeschenkt. Ich will das gleiche tun. Ich bin Geschäftsmann, kein Erfinder. Ich habe die Patente für den Thrustmore Motor gekauft. Die Maschine hat eine große Zukunft. Wir stellen einen Spezialmotor mit variabler Schraubensteigung her, und wir können ihn zu einem konkurrenzfähigen Preis anbieten. Sie können sich vielleicht vorstellen, was das heißt. Diese Schrauben drehen sich mit ziemlich hoher Geschwindigkeit. Eine Veränderung der Schraubensteigung, sei es nur um den Bruchteil eines Zentimeters, führt zu einer bedeutenden Veränderung in der Leistung. Bei den Standardmodellen mußte man bisher stets die Schrauben austauschen. Die eine Schraube ist nötig, um ein leichtes, unbeladenes Boot durch das Wasser zu treiben, die andere Schraube braucht man, um ein schwer beladenes Boot anzutreiben. Wenn man auf Wasserskiern steht, möchte man so rasch wie möglich aus dem Wasser in Standposition kommen. Gerade hier ist ein Motor mit variabler Schraubensteigung von großem Vorteil. Sobald das Seil sich strafft, wird der Skifahrer in die Standposition gerissen.«
    »Ja, das leuchtet ein.«
    »Natürlich habe ich auch meine Sorgen. Meine Konkurrenten möchten meine Firma aufkaufen, und zwar zu ihrem Preis. Um ihre Position zu stärken und die meine zu schwächen, haben sie mir Klagen angehängt und versuchen nachzuweisen, daß meine Patente nicht gültig sind. Kurz, sie schrecken vor nichts zurück, um mir das Leben schwerzumachen. Ich bin der Überzeugung, daß auch George Cadott von diesen Leuten angeheuert war.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Durch den Inhalt seiner Briefe. Lieber Himmel, Lam, Sie sind doch nicht von gestern. Sie wissen sicher, wie es auf solchen Tagungen zugeht. Man muß das Interesse des Käufers gewinnen. Eine hübsche junge Frau kann das am besten. Ich bezahle meine Hostessen dafür, daß sie meine Interessenten unterhalten. Sie achten darauf, daß ihre Gläser gefüllt sind, gehen ihnen ein bißchen um den Bart und sorgen dafür, daß der Mann dabei alles Wissenswerte über den Thrustmore Motor erfährt.«
    »Und danach?«
    »Was sie hinterher tun, ist ihre eigene Angelegenheit. Ich kann für erwachsene Frauen nicht die moralische Verantwortung übernehmen. Ich kann Ihnen lediglich erklären, was ich als Gegenleistung für die großzügige Bezahlung erwarte.«
    »George Cadotts Tod«, meinte ich, »dürfte die Lage etwas komplizieren.«
    »Gewiß, gewiß. Sind Sie sicher, daß er mit Lois Marlow verheiratet war?«
    »Ganz sicher. Wo waren Sie heute nacht?«
    »Um welche Zeit?«
    »Das kann ich noch nicht sagen.«
    »Ich möchte es gern wissen.«
    »Ich auch. Haben Sie ein Alibi?«
    »Was soll das heißen? Kein Mensch wird auf den Gedanken kommen, mich des Mordes zu verdächtigen.«
    »Nein?« fragte ich mit leicht ironischem Unterton.
    »Meine Güte, Lam, seien Sie doch nicht albern. Der Bursche ließ mich völlig kalt. Ich konnte mich kaum an seinen Namen erinnern. Seine Briefe sind in den Papierkorb gewandert.«
    »Haben Sie jemals mit ihm gesprochen?«
    »Nein.«
    »Wie weit ging die Freundschaft zwischen Lois Marlow und Barclay Fisher?«
    »Danach habe ich mich nicht erkundigt.«
    »Wie standen die beiden miteinander, als Sie sie zum letztenmal sahen?«
    »Er goß sich Sekt hinter die Binde, als wäre er am Verdursten, und jammerte, daß seine Kehle ganz ausgetrocknet wäre.«
    »Was tat Lois Marlow?«
    »Sie sorgte dafür, daß sein Glas immer voll war.«
    »Warum?«
    »Das ist ein Ausweichmanöver«, erklärte er. »Ich mag es zwar nicht besonders, doch in diesem Fall drückte ich beide Augen zu.«
    »Was soll das heißen: ein Ausweichmanöver?«
    »Nun, die Mädchen sorgen dafür, daß ihr Schützling zuviel trinkt, damit sie sich dann, wenn ihm übel wird, unbemerkt zurückziehen können.«
    »Wurde Fisher übel?«
    »Keine Ahnung. Ich folge meinen Gästen nicht ins Badezimmer.«
    »Fisher scheint einen recht ereignisreichen Abend verbracht zu haben.«
    »Dieser Fisher«, bemerkte er, »ist ein Trauerkloß.«
    »Und Ihr Kunde«, meinte ich.
    »Ein Interessent«, verbesserte er grinsend. »Sie wissen jetzt, daß ich von Cadott zwei Briefe erhalten habe«, meinte er dann abschließend. »Ich kann mich an den genauen Wortlaut nicht erinnern. Ich sah sie mir an und warf sie in den Papierkorb. Mehr habe ich nicht zu sagen.«
    »Ich sah, daß Ihre Sekretärin einen Terminkalender führt«, sagte ich. »Als ich hereinkam, bemerkte ich, daß sie den Kalender aufschlug. Trägt

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