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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Vorsichtsmaßnahmen.«
    »Schön, Sie fuhren also nach Vallejo. Was taten Sie dort?«
    »Ich klopfte an die Tür des Zimmers, in dem George wohnte. Nichts rührte sich. Die Tür war nicht abgeschlossen. Ich trat ein und sah mich um. Ich verstand das nicht, weil Georges Auto draußen stand.«
    »Um welche Zeit war das?«
    »Gegen halb zwei.«
    »Und dann?«
    »George... Sie wissen ja. George war tot.«
    »Was taten Sie?«
    »Ich nahm seine Schlüssel und... Ich wollte sie ihm in die Tasche stecken, aber ich brachte es nicht fertig, ihn zu berühren. Ich hob sein Jackett ein Stückchen hoch und schob die Schlüssel mit dem Fuß darunter. Ich konnte ihn einfach nicht berührten. Danach fuhr ich nach Hause und dachte gründlich nach. Caroline steckte bis zum Hals in der Geschichte, genau wie George. Ich hatte ihre selbstgefällige Art so satt, daß ich beschloß, den Dingen eine ganz andere Wendung zu geben. Ich wollte zu Georges Wohnung zurückfahren und nicht nur die Briefe wieder hinbringen, sondern auch das Tagebuch, damit es gefunden würde.«
    »Aber Sie hatten doch Georges Schlüssel im Motel gelassen«, wandte ich ein. »Wie kamen Sie in die Wohnung?«
    »In dieser Wohnung haben George und ich früher gemeinsam gelebt, Donald. Als ich ihn verließ, nahm ich meine Schlüssel mit. Ich hatte Schlüssel zur Wohnung und Schlüssel zum Schreibtisch. George merkte das gar nicht. Er hatte wahrscheinlich vergessen, daß ich meine eigenen Schlüssel besaß, als wir noch zusammenlebten.«
    »Und wann kam Ihnen dieser brillante Einfall?«
    »Spät. Es war schon hell draußen, fast Morgen. Ich konnte nicht schlafen, trank ein Glas Wein und legte mich hin, aber es hatte keinen Sinn. Ich wälzte mich im Bett hin und her, und dann hatte ich plötzlich diesen Geistesblitz. Ich wollte die Sachen in die Wohnung zurückbringen, damit die Polizei sie fand. Und das tat ich dann auch.«
    »Die Polizei wird feststellen, daß Sie Schlüssel zu der Wohnung haben«, sagte ich, »und...«
    »Nein, ganz und gar nicht. Nachdem ich das Zeug in die Wohnung gebracht hatte, fuhr ich zur Bucht und warf die Schlüssel ins Wasser.«
    »Weiter«, sagte ich.
    »Das ist alles, Donald. Ich — ich war in Vallejo. Ich glaube nicht, daß mich jemand beobachtet hat, aber ich... Und dann... Ich kann gar nicht verstehen, weshalb die Polizei nichts...« Unvermittelt brach sie ab. Sie starrte mich an, als sähe sie mich zum erstenmal.
    »Donald, Sie hinterhältiger Mensch!« rief sie.
    »Was ist denn?« fragte ich.
    »Sie waren in der Wohnung«, sagte sie. »Sie haben die Durchschläge und das Tagebuch an sich genommen. Deshalb wußte Sie auch alles so genau.«
    »Wie hätte ich in die Wohnung hineinkommen sollen?« fragte ich.
    »Sie waren in Vallejo, nicht wahr, Donald?«
    »Sie glauben wohl, ich habe den Verstand verloren?«
    Eine Weile war sie still. »Was soll ich nur tun?« fragte sie dann.
    »Ich kann Ihnen nicht raten, Lois. Das sagte ich Ihnen schon.«
    »Weil Barclay Fisher Sie bezahlt?«
    »Richtig.«
    »Aber was hat Barclay denn mit der Sache zu tun? Warum sollten meine Interessen den seinen entgegenstehen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht muß ich Sie zum Sündenbock machen.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Ich will Sie nur vorbereiten.«
    »Das können Sie mir doch nicht antun?«
    »Wenn ich einen Auftraggeber habe, dann arbeite ich für ihn.«
    »Aber ich habe Ihnen das alles doch streng vertraulich...«
    »Stimmt nicht. Das meiste habe ich beigetragen. Außerdem habe ich Sie von vornherein darauf aufmerksam gemacht, daß ich für Barclay arbeite.«
    Sie sah mich zornig an. »Donald, sagen Sie mir wenigstens, was ich jetzt tun soll. Das schulden Sie mir.«
    »Hier kommt der Kellner«, bemerkte ich. »Wir können essen.«
    Ich stand auf und führte sie in den Speisesaal.
    »Im übrigen«, sagte ich, »schulde ich Ihnen überhaupt nichts.«
     

9
     
    Nach dem Essen schob Lois den leeren Eisbecher von sich und sah mich an.
    »Sie sind mir nicht geheuer, Donald.«
    »Wieso das?«
    »Ich habe immer den Eindruck, daß Sie nicht ganz offen sind.«
    »Das ist vielleicht berufliche Zurückhaltung.«
    »Vielleicht. Vielleicht ist es auch etwas anderes. Sie wollen sich immer eine Trumpfkarte aufbewahren.«
    »Nicht immer.«
    »Aber Sie tun jedenfalls so.«
    »Das muß ich.«
    Ihre Augen blickten forschend in die meinen. »Donald, was denken Sie eigentlich von mir?«
    »Warum?«
    »Weil ich es wissen möchte.«
    »Sie sind ein netter Kerl.«
    »Sagen Sie

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