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Nach dir die Sintflut

Nach dir die Sintflut

Titel: Nach dir die Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Kaufman
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sah sich außerstande, der Verlockung von Nummer 207 zu widerstehen. Er hielt schon den passenden Schlüssel in der Hand, als er das Fehlen des Vorhängeschlosses bemerkte. Schnell stieß er die Tür zu Lagerraum 207 auf und stellte überrascht fest, dass er leer war.

Sechsunddreißig
    Die Symptome
    Weil sie noch nicht gefrühstückt hatte, schälte Rebecca drei Bananen, zerschnitt sie und stellte sie auf den Küchentisch. Als sie den Kühlschrank öffnete, um sich Milch zu holen, entdeckte sie einen Eierkarton. Sie nahm zwei Eier heraus, legte sie auf den Küchentisch und holte eine Schüssel aus dem Schrank. Im Schrank entdeckte sie Müsli. Nachdem sie das Müsli in die für die Eier bestimmte Schüssel gekippt hatte, öffnete Rebecca wieder den Kühlschrank, wo sie einen Joghurtbecher entdeckte. Sie drehte sich wieder zum Küchentisch um und erstarrte, den Joghurt in der Hand; sie war unsicher, ob sie ihn über die geschnittenen Bananen oder das Müsli geben sollte.
    Der Plastikbecher in ihrer Hand begann zu tropfen. Rebecca blieb wie angewurzelt stehen, während hinter ihr der Kühlschrank brummte. Sie sah, dass die Fruchtfliegen sich schon über die Bananenschalen hergemacht hatten. Sie wusste, sie bräuchte nichts weiter zu tun, als sich zu entscheiden: Bananenmüsli oder Eier. Trotzdem blieb sie stehen, in ihrer Unentschlossenheit erstarrt, bis das Telefon klingelte. Rebecca ging ran und presste es sich ans Ohr.
    »Rebecca? Ist da Rebecca?«
    »Ja, hier ist Rebecca.« Sie kannte die Stimme, konnte sie aber nicht zuordnen.
    »Hier spricht Edward.«
    »Edward Zimmer?«

    »Genau der.«
    »Hallo.«
    »Rebecca, wie geht es Ihnen?«
    »Ich weiß nicht, Edward.«
    »Wie ich gesehen habe, haben Sie Nummer 207 ausgeräumt?«
    »Ja.«
    »Wie fühlt es sich an?«
    »Ich bin noch dabei, das zu entscheiden«, sagte Rebecca. Sie dachte an die vielen möglichen Antworten auf diese Frage. Sie war beinahe sicher, sich anders zu fühlen, aber sie konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, wie sie sich vorher gefühlt hatte.
    »Rebecca? Sind Sie noch dran?«
    »Ja, ich bin hier«, sagte Rebecca. Sie umklammerte das Telefon so fest, dass es weh tat, deswegen ließ sie es los und schaute zu, wie es auf den Teppich fiel. Sie hob es auf, legte es in die Ladestation zurück und ging wieder an den Küchentisch. Die Kühlschranktür stand offen, und Rebecca drückte sie zu. Das Telefon klingelte erneut. Sie wartete bis zum dritten Klingeln, dann nahm sie ab, ohne hineinzusprechen.
    »Rebecca?«
    »Ja.«
    »Vielleicht sollten wir uns unterhalten. Was meinen Sie? Vielleicht kommen Sie mal vorbei, und wir setzen uns zusammen. Könnten Sie mir den Gefallen tun?«
    »Wer spricht da?«
    »Hier ist Edward.«
    »Edward Zimmer?«
    »Ja.«
    »Edward, ich fürchte, es geht mir nicht so gut.«
    »Dann sollten Sie vorbeikommen.«
    »Wo?«

    »E. Z. Self Storage.«
    »Ja. Ja, das ginge.«
    »Wissen Sie, wo das liegt?«
    »In der Broadview Ave.«
    »Soll ich Ihnen den Weg erklären?«
    »Ich war schon tausendmal da.«
    »Das stimmt …«
    »Na ja, vielleicht nicht tausend.«
    »Rebecca, könnten Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Ja?«
    »Nehmen Sie ein Taxi.«
    »Warum?«
    »Stellen Sie sich vor, Sie müssten links abbiegen. Mit Gegenverkehr.«
    »Oh. Ja. Ist sowieso egal. Ich habe mein Auto irgendwo stehen lassen.«
    »Soll ich Ihnen ein Taxi schicken?«
    »Nein. Geht schon.«
    »Darf ich Ihnen noch einen Vorschlag machen?«
    »Bitte.«
    »Tragen Sie dasselbe wie gestern.«
    Rebecca betrachtete die geschälten, geschnittenen Bananen, den Müslikarton, die Eier, die Milch, den Joghurt.
    »Ja«, sagte sie. »Ich finde beide Vorschläge sehr gut, Edward.«
    »Rebecca, Sie kommen schon wieder in Ordnung, das verspreche ich.«
    »Okay«, sagte Rebecca. Vorsichtig legte sie das Telefon zurück und blieb daneben stehen, ohne entscheiden zu können, ob sie ihm glaubte oder nicht.

    Zwanzig Minuten später stand Rebecca, bekleidet wie am Vortag, an der Kreuzung von Dundas Street und Ossington Avenue
und versuchte, ein Taxi heranzuwinken. Sie hatte mit der Frage gehadert, ob sie zur Ecke laufen und eins heranwinken oder telefonisch zu sich nach Hause bestellen sollte. Weil sie zu keiner Entscheidung kam, hatte sie eine Münze geworfen. Ein paar Autos fuhren vorüber, aber es war kein Taxi dabei. Das machte sie wütend. Aber dann entdeckte sie keinen Häuserblock entfernt einen orangefarbenen Wagen mit einem Schild auf dem Dach.
    Rebecca hob die Hand. Das

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