Nach Hause schwimmen
selten in ihren Gewässern badeten und die Notwendigkeit des Schwimmenkönnens nicht immer begreifen wollten, brachten die Leute aus der Gegend dem unermüdlich für sein Projekt werbenden Mann eine gewisse Sympathie entgegen und trugen ihren Teil zur Errichtung des Gebäudes bei, der schon vor Baubeginn als Fintans Kirche der ertrunkenen Seelen lokale Berühmtheit erlangte. Jeden Tag kamen Neugierige, um einen Blick auf den fensterlosen Klotz zu werfen. Die meisten hatten Geld gespendet und wollten sehen, was damit geschah. Einige hatten Verwandte, Freunde oder Bekannte, die ertrunken waren, brachten neue Namen für die Liste, gaben Taggart ihren Segen und bekreuzigten sich beim Verlassen der Baustelle.
Orla hatte eine großzügige Summe gespendet, obwohl sie der fast religiöse Eifer des jungen Mannes, der vor mehreren Monaten an ihrer Tür geklingelt hatte, befremdete. Er hatte ihr eine Broschüre seinesVereins gegeben und bei einer Tasse Kaffee erklärt, was er mit seiner ehrenamtlichen Arbeit erreichen wolle, wobei er die Ausdrücke »ehrenamtlich«, »unbezahlt« und »in Gottes Lohn« so oft wiederholte, dass sie einen schrägen Klang annahmen. Er sprach von zerstörten Familien, tatenlosen Politikern und fehlender Information, nannte die Zahl der in den letzten zehn Jahren Ertrunkenen und zeigte Baupläne und ein paar Fotos von Wasserleichen. Er sprach hektisch und mit einem halb abgelegten Neuseelandakzent, der Orla auf die Nerven ging. Schließlich gab sie ihm einhundert Pfund und entzog sich nervös lachend seinem Versuch, sie in entfesselter Dankbarkeit zu umarmen. Als sie ihm nachblickte, wie er in der Rauchwolke verschwand, die sein museumsreifes Motorrad ausspuckte, konnte sie sich nicht gegen den Gedanken wehren, gerade gutes Geld in ein Loch geworfen zu haben.
Im Innern des unverputzten Kubus roch es nach brackigem Wasser und Kaffee. Die Hitze war kaum auszuhalten und ging von einem Brennofen aus, der in einer Ecke auf Eisenbahnschwellen stand. Neben dem Ofen türmten sich weiße quadratische Kacheln, an einer Wand hing ein zwei mal drei Meter großer Bogen Packpapier, der mit Namen und Daten vollgeschrieben war. Hinter einigen Namen hingen rote Häkchen wie umgedrehte Spazierstöcke. Auf einem Tisch stand eine elektrische Kochplatte, darauf eine Kanne Kaffee. Der Ofen knackte, entließ seufzend heiße Luft. In einem Blecheimer unter dem Holztisch verströmten leere Suppendosen und Milchtüten einen fauligen Geruch.
Fintan Taggart kauerte in einer rechteckigen Grube und legte Fliese um Fliese in den Leim, der eine winzige Fläche des rohen Betonbodens bedeckte. Die Wände waren ebenfalls unverputzter Beton und ließen jeden Atemzug des Mannes zum lauten Keuchen werden. Auf den Fliesen, die er verlegte, waren Namen, Geburts- und Todesdaten geschrieben, schwarz und mit Pinsel und geschützt von einer gebrannten Schicht aus klarer Glasur. Taggart war weder besonders groß noch muskulös und bis auf eine kurze rote Hose nackt. Seine Haut war von einem hellen Oliv, als bewahre sie einen Rest neuseeländischer Bräune. Er richtete sich auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah zu Orla und Conor hoch, die an den Beckenrand traten, während Wilburin der Nähe der Tür stand, durch die ein Stück Himmel zu sehen war, nicht größer als eine Fliese, und das Motorrad des Turnlehrers, eine neue Kawasaki, rot in der Sonne leuchtend.
Es war die letzte Woche der Sommerferien, und das schöne Wetter machte es Wilbur nicht leicht, an den nahenden Schulbeginn zu denken. Orla hatte ihn nach dem Mittagessen zu Colm gebracht, der auf ihn aufpassen sollte, während sie nach Letterkenny fuhr, um etwas zu besorgen, alleine, weil es ein Geheimnis war. Wilbur hatte darauf gedrängt, mitfahren zu dürfen, aber Orla hatte nur gelächelt und ihn auf den Abend vertröstet.
Nachdem Orla weg war, fuhr Colm mit Wilbur auf dem Traktor in den Ort, wo großer Markttag war. Bauern, Viehhändler, Trödler und Fahrende boten auf einem Parkplatz und einer angrenzenden Wiese ihre Waren an, ein Karussell drehte sich, gegen dessen Musik ein Akkordeonspieler ankämpfte, ein alter, als Pirat verkleideter Mann jonglierte mit Schwertern, in einem eiförmigen Wohnwagen empfing eine Handleserin ihre Kundschaft.
Orla hatte Wilbur etwas Geld gegeben, und als erstes kaufte er sich eine Portion Eis und eine Baseballkappe mit dem Schriftzug einer Traktorenfirma. Dann ging er neben Colm an den Ständen entlang, aß sein Eis und
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