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Nach Hause schwimmen

Titel: Nach Hause schwimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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erneut, diesmal in umgekehrter Richtung. Stan und Roger nicken mit gesenkten Köpfen. »Und dem Willen, Ihrem Leben eine neue, positive Richtung zu geben.«
    Ein paar der Männer murmeln.
    »Außerdem ist Ihnen doch bekannt, dass Sie Beschwerden und Anregungen schriftlich einreichen können, nicht wahr?«
    »Ich sag’s Ihnen lieber so, Doc, ist persönlicher.« Raymond grinst treuherzig.
    Pendergast lehnt sich zu Vermeer und flüstert ihm ins Ohr.
    Vermeer nickt und wendet sich an Raymond. »Das ist zwar nicht der übliche Weg, aber ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.« Er blättert die Seite seines Blocks um und sieht dann Stan an. »Stanley, haben Sie noch etwas auf dem Herzen, das Sie uns erzählen möchten?«
    Stan rutscht auf seinem Stuhl herum und blinzelt heftig, als hätte er etwas in den Augen. Er war heute schon dran, als erster, wie immer. Er hat von einem Dünger aus Knochenmehl erzählt und ist jetzt verwirrt, dass Vermeer ihn noch einmal anspricht. Er nimmt die Brille ab, betrachtet sie und legt die Bügel um. Dann steckt er sie in die Brusttasche des Hemdes. Sam ächzt laut, aber Stan lässt sich nicht beirren, holt die Brille wieder hervor, klappt sie auf, wischt die Gläser sauber und setzt sie schließlich auf.
    »Ich hatte einen Garten«, sagt Stan ruhig. Rodrigo und Raymond stöhnen laut auf.
    »Oh, Mann, ich glaub’s nicht!« ruft Wayne.
    »Bitte«, sagt Vermeer und wartet, bis alle ruhig sind. Dann richtet er sich an Stan, der die Brille wieder abgenommen und eingesteckt hat. »Stanley, Sie haben uns doch schon von Ihrem Garten erzählt.«
    »Bloß drei Millionen Mal«, sagt Wayne.
    »Vielleicht möchten Sie uns heute einmal erzählen, weshalb Sie hier bei uns sind und nicht zu Hause bei Ihrer Frau.«
    Pendergast blättert in seinen Akten, lehnt sich dann zu Vermeer hinüber und murmelt ihm ins Ohr.
    »Genau, Stanley, erzähl uns das doch mal!« sagt Sam gerade laut genug, um gehört zu werden.
    »Und davon, wie du dich ausknipsen wolltest!« ruft Rodrigo.
    Einer der Pfleger, bestimmt ein ehemaliger Verteidiger im Collegefootball, macht einen Schritt aus der Ecke, in der er seit Sitzungsbeginn steht und darauf wartet, dass einer der Männer ausrastet und auf einen von uns oder einen Arzt losgeht.
    »Bitte«, sagt Vermeer etwas lauter, »wir haben Regeln aufgestellt, an die wir uns halten.« Er ignoriert Sams Lachen und dass Wayne mit dem Tuch über dem Kopf unter den Stuhl kriecht und lächelt Stan aufmunternd an. »Also, Stanley, Sie sind verheiratet, nicht wahr?«
    Stan setzt die Brille erneut auf, dann nickt er. »Meine Frau heißt Norma«, sagt er nach einer Weile. »Sie schreibt mir einmal im Monat.« Er verstummt und sieht in die Runde, als habe er vergessen, was er sagen wollte. Er nimmt die Brille ab und betrachtet sie.
    Vermeer wartet. Stan reibt die Gläser und setzt die Brille auf, sieht ins Leere. Wayne streckt sich, atmet lautstark aus. Rodrigo murmelt vor sich hin.
    »Freuen Sie sich über die Briefe Ihrer Frau, Stanley?« fragt Vermeer schließlich.
    Stan scheint zu überlegen. Kann auch sein, dass er die Frage nicht gehört hat. Seine Hände ruhen gefaltet in seinem Schoß. Alle sehen ihn an, auch Wayne, der auf dem Boden liegt.
    »War an dem Brief von heute etwas Besonderes, Stanley?« fragt Vermeer.
    Stan sieht Vermeer an. Sein rechter Zeigefinger kratzt hastig die linke Handfläche. Sein bleiches Gesicht ist starr, er sieht aus wie ein Schüler, der die entscheidende Prüfungsfrage nicht beantworten kann.
    Vermeer lächelt, er will Stan nicht in Verlegenheit bringen, obwohl er genau das tut. »Heute ist Ihr Hochzeitstag, Stanley, nicht wahr?« sagt Vermeer. »Fünfundzwanzig Jahre, so lange sind Sie mit Norma verheiratet.«
    Stan sieht Vermeer an, als habe ihn dieser eines Verbrechens überführt. Wenn er die Stelle an der Hand weiter so kratzt, blutet sie gleich.
    »Fünfundzwanzig Jahre«, sagt Sam, »alle Achtung, Stan!« Raymond klatscht ein paar Mal in die Hände.
    »Warum feierst du nicht mit ihr, Mann?« ruft Rodrigo. »Geh nach Hause, trink was und besorg’s ihr!« Er, Raymond und Sam lachen, Wayne setzt sich kichernd auf seinen Stuhl.
    »Rodrigo, ich muss Sie wirklich bitten«, sagt Vermeer. »Wenn Sie sich zu Wort melden, sollten Sie unsere Regeln einhalten. Unflätigkeiten hatten wir aus diesem Raum verbannt.«
    »Ist doch wahr«, sagt Rodrigo und dann etwas auf Spanisch.
    »In einem Punkt hat Rodrigo vielleicht recht«, sagt Vermeer, nachdem Wayne

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