Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
zusammenstehend wie bei einem Affen. Sein Begleiter war ein alter Mann. Die Lumpen, die er trug, waren unbeschreiblich schmutzig, sein Gesicht hatte wochenlang weder Seife noch Wasser gesehen, der weiße Bart kontrastierte mit dem kahlen Kopf. So saß er da und stierte in das Feuer.
    »Komm nur ’ran, ›Penner‹, grunzte der Große.
    Er hatte den Heranschleichenden gesehen, obwohl er anscheinend nicht die Augen von dem Brot, das er im Begriff war zu schneiden, gehoben hatte.
    Der Strolch Robin taumelte vorwärts. Sein Kopf war erstaunlich klar, obwohl ihm sehr übel war.
    »N’ Abend«, knurrte ihn der Große an, »setz dich nur. Sind sie dir auf den Fersen? Mich hat einer beinahe geschnappt, aber ich alter Fuchs bin ihm doch entwischt.«,
    Robin entnahm dieser Erzählung, daß sie durch einen Bahnpolizeibeamten vom fahrenden Zug hinuntergeworfen worden waren.
    »Willst du nach Ogdens?« fragte der kleine Alte eifrig. »Wir schnappen heute den Expreß.«
    »Gibt keinen Expreß, du alter Trottel.« »Ich sag’s dir ja. Wie steht’s in dieser Stadt mit milden Gaben? Die Straße hier ist schlimmer als der Weg zur Hölle.«
    »Hab’ die Straße noch nicht versucht.«
    Der große Mann öffnete die Augen. Die Aussprache klang fremd, wenn auch nicht unbekannt.
    »Engländer! Das ist aber komisch.« Und er blickte den Fremden sehr genau an. »Bist ja besoffen! »He, ›Kahlköpfchen‹, der Vogel ist besoffen!« Ein neues Interesse blitzte in den kleinen Augen auf.
    »Setz dich, Freund - du scheinst ja ein fröhlicher Bruder zu sein!«
    »Verzeihung« - die Stimme des kleinen Alten wurde plötzlich vornehm -, »sind Sie in Ogdens bekannt? Es wird Sie interessieren zu erfahren, daß -«
    »Maul halten!«
    Das Gesicht des großen Strolches verzerrte sich, seine Hand fuhr empor, und der Kleine schrumpfte zusammen, ein Ausdruck der Angst trat in sein Gesicht.
    »Sieht immerzu Gespenster …«, sagte der Große, »wurde beinahe von der Polente in Troy geschnappt, gar nicht auszudenken! Läuft in die Eisenbahndepots, kriegt ›Erscheinungen‹ und schreit im Traum ›Julia‹.«
    ›Kahlköpfchen‹ zitterte wie ein nasser Hund, aber bei diesen Worten schien er wieder Mut zu fassen.
    »Das Wort bitte nicht aussprechen, oh … Hör mal! Hat mich schlecht behandelt - sie war gemein, ja, aber es ist mir doch lieber, du sagst das nicht!«
    »Julia«, wiederholte der Große spöttisch.
    Die große Hand schoß vor, faßte den Kragen seines Begleiters und schüttelte ihn wild. Robin schaute zu und sagte nichts, bis die Bestie den alten Kerl von sich fortschleuderte und zu dem Zuschauer hinaufgrinste.
    »Hinsetzen! Was hast du denn, Freund? Nu los? Hinsetzen. Kommst du mit uns? In Ogdens ist gut Klinkenputzen. Hab’ mal zwei Engländer gekannt - na, so setz dich doch nieder!« Die letzten Worte brüllte er.
    »Ich bleib lieber stehen«, sagte Robin ruhig.
    »Angst, daß ich dir die Taschen ausräume? Allmächtiger Gott, du hast ja keine drei Cent in der Tasche.«
    »Kann sein, kann auch nicht sein.«
    Er wandte sich zum Gehen. Zurückspähend sah er, wie der Große nach einem Stein griff. Da drehte er sich schnell um.
    »Hab’ ‘ne Kanone einstecken«, sagte er bedeutungsvoll.
    Er sah, daß der Mann ihm glaubte, denn er zwang sich zum Lachen.
    »Setzt lebenslänglich«, sagte er ironisch. »Blödsinnig, ’ne Kanone ’rumzuschleppen.«
    Er stand auf, trat das Feuer tot, sammelte die Reste des Festmahls und rollte sie in eine alte Zeitung.
    »Komm, los, ›Kahlköpfchen‹ - dieser fröhliche Bruder glaubt, ich will ihm die Taschen ausräumen! Willst den Frachter noch erwischen?«
    Robin schüttelte den Kopf.
    »Hm! Hab’ mir gedacht, du wolltest. Hast wohl in deinem Leben noch nie auf ’nem Waggon gelegen. Los mit dir, komm!«
    ,Kahlköpfchen’ stand langsam auf, sammelte sein Eigentum zusammen und ging schlotternd seinem Herrn nach.
    Bald waren sie außer Sicht, und Robin kehrte, nachdem er die letzte Glut zerstampft hatte, zu dem Mädchen zurück.
    »Wer war denn das?« fragte sie. Sie hatte die beiden Vorbeigehen sehen.
    »Strolche. Wo ist das Haus?«
    Sie deutete darauf - er hatte wenigstens das Gefühl, daß sie hindeutete. Der Sturm kam immer näher. Der Himmel wurde von Blitzen erhellt. Er sah eine niedrige Hütte, eine Jalousie, die noch an einem Scharnier hing, und einen kleinen Dachvorsprung, der nur mehr auf einem Pfosten stand.
    »Endlich daheim«, sagte Robin großartig.
    Die Tür war fest geschlossen, aber

Weitere Kostenlose Bücher