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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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durch die Stadt zu gehen? Mich stört das nicht im geringsten.«
    »Aber mich … bin ziemlich beschwipst … betrunken. Dieses Lumpenpack! Ich war nicht auf sie gefaßt.«
    Er stand unsicher da. Vor ihnen lag das Tor und die Straße. Von hinten hörten sie jemand ihren Namen rufen.
    »Hierher!«
    Sie faßte ihn am ärmellosen Rock und schleppte ihn zu den Himbeersträuchern, einen Weg entlang, der selbst bei Tageslicht kaum sichtbar war. Einmal flüsterte er und bat um Entschuldigung. Sie sah, daß er tatsächlich beschwipst … betrunken war. Der Weg führte sie durch Wiesen, an Bäumen vorbei und ließ sie zeitweise ein fernes Licht zwischen den Apfelbäumen erblicken. Nach einer Weile hatten sie den Obstgarten durchquert und gingen über eine unebene Strecke Feldes, wo gewöhnlich Mr. Elmers Kühe weideten. Ein großer Stall stand da, dessen Masse sich schwarz gegen den Himmel abhob. Weiterhin wurde der Weg schwierig. Zunächst kam noch ein Teich, an dem die Kühe zu saufen pflegten, und dann nur ödes Land, auf dem nichts wuchs und nichts gedieh.
    »Irgendwo gibt’s Sturm«, sagte Robin. Oktober hatte den Blitz schon bemerkt. »Im Tal des St. Lawrence Flusses.«
    Sie blieben plötzlich stehen.
    »Was sind Sie - ich meine, welche Nation? Amerikaner sind Sie nicht.«
    »Engländer.« Nur hier und da war seine Stimme verschleiert. Sie holte tief Atem. »Dann, bin ich jetzt auch britisch.«
    Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber seine Ausdruckslosigkeit war seinem Tonfall und seinen Bewegungen zu entnehmen. »Wirklich? Sind Sie das? Das ist fein.«
    Sie biß sich auf die Lippen.
    »Ich bin Amerikanerin - nichts kann je aus mir etwas anderes als eine Amerikanerin machen.«
    »Oh …« Er dachte angestrengt nach. »Eben sagten Sie, Sie seien jetzt britisch - ich kann Menschen nicht ausstehen, die nicht wissen, was sie wollen. Wo gehen wir denn hin?«
    »Das möchte ich auch wissen. Wo wollen Sie denn hin?«
    »Nach Prescott.«
    Sie schnappte nach Luft. »Nach Kanada?«
    Er nickte. Das mußte sie aber erraten.
    »Wo führt uns das hin - wo wir jetzt gehen, will ich sagen?« Sie sagte ihm, daß ein Weg vor ihnen lag, der zur Hauptstraße westlich von Littleberg führte.
    »Ist da ein kleiner Wald - da geht der Weg quer durch?« fragte er eifrig. Überrascht gab sie zu, daß dies der Fall sei. Sie waren an das Gitter gekommen, das die Grenze des Birkenhofes bezeichnete, als er plötzlich zischte: »Nicht sprechen - niederknien!« Sie gehorchte und hörte, wie jemand sprach. Nach einer Weile sah sie das Aufflackern eines Streichholzes.
    »Flach hinlegen!« Er ging ihr mit diesem Beispiel voran - und streckte sich glatt, mit dem Gesicht nach unten, ins feuchte Gras. Sie fiel neben ihm nieder, ihr Herz pochte wild.
    Sie sagte sich, daß sie keine Ursache zu dieser wilden Aufregung habe, und doch spürte sie, daß Anlaß dazu vorhanden war. Gefahr lag in der Luft. Eine Ahnung dieser Gefahr ließ die kleinen Härchen an ihrem Nacken sich sträuben. Sie ertappte sich dabei, wütend auf den Weg zu blicken, und spürte, daß sie die Männer, die so sorglos auf sie zukamen, haßte. Näher und näher kamen sie. Der eine blieb stehen, um noch ein Streichholz anzuzünden. Sie waren keine zehn Meter von der Stelle entfernt, wo die beiden lagen. Sie sah einen Augenblick lang ein breites, dickes Gesicht und bemerkte in dem Aufflammen des Streichholzes einen roten Bart.
    »Du hältst es anscheinend für angebracht, dich hier mit einem Brillantfeuerwerk in Szene zu setzen«, sagte ›Rotbart‹ tadelnd. »Wir hätten auch mit der Dorfkapelle herauskommen können.«
    »Hm«, grunzte der andere. »Was schadet das denn? Er ist doch nicht hier …«
    »Ich sag’ dir, ich hab’ ihn mit ’nem Schwarm junger Leute gesehen, alle besoffen. Wärest du in der Nähe gewesen, hätte ich ihn gehabt …«
    »Mußte doch zum Bahnhof … der Schnüffler …«
    Die Stimmen wurden undeutlich und schließlich zu einem Gemurmel. Dann kam ein Donnerschlag, und danach war alles still.
    »Suchen sie dich?« flüsterte sie.
    »Ja.«
    Seine Stimme klang sicher, er schien wieder nüchtern zu werden. Als er sich erhob, blitzte es verschiedentlich am westlichen Himmel, und sie konnte das schwache Glänzen eines Gegenstandes in seiner Hand wahrnehmen. Nüchtern wäre er wohl imstande gewesen, jeder Gefahr zu begegnen, aber jetzt schwankte er noch beim Gehen.
    »Komm mit deinem Fuß ja nicht an den Holzzaun«, flüsterte er. »Das hallt mächtig weit. Gibt es

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