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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Holzstoßes. Den rotbärtigen Mann, der dort kam, kannte er nicht. Das Mädchen im zerrissenen Mantel, die nun in den Lichtkreis trat, kannte er dagegen wohl. Er ergriff sein Gewehr und starrte sie an. Mr. Elmer erhob sich schwankend.
    »Oktober!« stieß er hervor und wußte nicht, wie er sich weiter benehmen sollte, denn für ihn war sie keinesfalls die verlorene Tochter oder ein Lamm, das zur Herde zurückkehrt. In diesem Augenblick wurde ihm klar, daß sie für ihn nicht mehr und nicht weniger war als ein Kätzchen, das sich nicht ersäufen lassen will.
    Mr. Sam Water ließ sich Zeit zur Überlegung. Sein Gewehr fest in der Hand, machte er drei Schritt auf sie zu und stellte sich ihr gegenüber in Positur.
    »Du bist zurückgekommen, wie, Oktober?« fragte er heiser.
    »Mrs. Beausere«, sagte sie eisig. »Ich bin verheiratet.«
    Diese Bemerkung ließ ihn blinzeln und unterbrach etwas, was vielleicht ein historischer Ausspruch geworden wäre. Statt dessen: »Verheiratet … Ach! O ja! Ist das nicht fein! Schämst du dich denn nicht, Oktober Jones? Um keine Million möchte ich deinen Charakter haben … Schämst du dich denn gar nicht?«
    »Seien Sie doch nicht hysterisch!« sagte Oktober. »Nennen Sie mich gefälligst nicht Jones. Mit den Jones bin ich auf ewig fertig.« Mrs. Elmer war langsam nach vorwärts geschwankt. Sie war eine Frau und wußte, wie sich eine Frau in solchen Situationen zu benehmen hatte. Ihr Kopf senkte sich nach vorn, und ihr Gesicht trug den Ausdruck schmerzlichster Überraschung, mit dem sie allen Lebenskrisen zu begegnen pflegte.
    »Oktober!« sagte sie traurig. »Oh, Oktober!«
    Mr. Water erfaßte seine Pflicht. »Mischen Sie sich nicht hier hinein«, sagte er scharf. »Sie hat sich selbst ihre Suppe eingebrockt.« Mrs. Elmer durchbohrte ihn mit einem Blick. »Ich will aber wissen -«, sagte sie.
    Mr. Elmer hustete.
    Die Zuschauer wandten sich feinfühlig ab und taten, als interessierten sie sich füreinander. Sie alle würden doch später alles erfahren, sie konnten es sich leisten, abzuwarten. Nur Sam stand drohend mit verschränkten Armen da und rührte sich nicht. »Sam!« sagte Mr. Elmer sanft.
    »War es vorbereitet? Das will ich wissen!« fragte er. »Darüber will ich Bescheid haben, und dann bin ich fertig - mit der ganzen Geschichte!«
    »Sam!«
    Mrs. Elmer sah die anderen Männer bedeutungsvoll an.
    »Mir ist es gleich, wer das alles hört!« Sam war wild geworden. »War es vorbereitet?«
    »Mr. Water junior« - Oktobers Stimme war wie Honig -, »wollen Sie sich bitte entfernen? Mrs. Elmer wünscht, mütterliche Gefühle an den Tag zu legen.«
    Er starrte vor sich hin; Mrs. Elmers Rücken wurde steif. Ihre zartesten Empfindungen waren verletzt.
    »Das sieht dir wieder einmal ähnlich! Oktober! Immer alles auf das Schlimmste auszulegen! Nach allem, was Mr. Elmer für dich getan hat. Ich, die ich sogar deinen Koffer gepackt habe … Schämen solltest du dich, machst dich über Dinge lustig …«
    Mr. Elmer witterte einen heraufziehenden Zank und kam näher. Er hätte seine eigenen Ansichten, die er sich inzwischen gebildet hatte, zum besten gegeben, aber Oktober unterbrach ihn: »Ich will allen sagen, daß ich aus freiem Willen geheiratet habe. Die meisten von euch wissen das, aber für einige ist es vielleicht eine Neuigkeit.«
    »Vorbereitet!« zischte Sam.
    »Ich habe meinen Mann mit offenen Augen geheiratet, weil ich ihn Sam Water vorzog. Ist das klar? Und ich bedaure meine Wahl nicht! Ich habe einmal gesagt, ›Mann ist Mann‹. Das ist aber nicht wahr. Es gibt Männer, die mehr wert sind als andere. Mein Mann zum Beispiel ist viel mehr wert als Mr. Sam Water.«
    Sie blickte sich nach ›Rotbart‹ um: Er war aber plötzlich verschwunden.
    Robin wartete bestimmt in der Nähe des Kreuzweges auf sie. Plötzlich kam ihr ein Gedanke.
    »Vielleicht befindet sich ein Gentleman hier, der bereit ist, mich in seinem Wagen an einen Ort zu fahren, den ich später nennen werde?«
    Ein Dutzend waren da, die gerne ihre Dienste angeboten hätten. Die Nacht hatte heroischer begonnen, als sie zu enden schien. Schlimmer aber als der Tod ist die Lächerlichkeit, und die Situation drohte in Lächerlichkeit zu versinken.
    Sam Water trat heldenhaft in die Bresche.
    »Du kommst nach Littleberg zurück. Das steht fest! Eine Frechheit hast du! Glaubst du, wir dulden, daß du mit dem Kerl da losziehst … Was sagt ihr dazu, Jungens? Du mußt einfach zurückkommen! Niemand soll uns auslachen.«
    Diese

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