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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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dem Tor stand ein Auto mit laufendem Motor.
    Sie kletterte in den Wagen, der nicht sehr imposant aussah.
    »Aber Captain«, sagte Mrs. Elmer, die ihnen bis zum Gitter gefolgt war, »das ist kein sonderlich schöner Wagen für eine lange Reise!«
    »Er ist getarnt«, sagte der Captain kühl. »Wir tarnen immer alles.«
    Der Wagen ratterte quietschend durch Littleberg und kam wieder auf die bekannten Straßen. Oktober seufzte zufrieden.
    »Ich finde dich fabelhaft!« flüsterte sie.

9
    In einer Entfernung von einigen vierzig Kilometern telefonierte ein fassungslos wütender junger Mann mit der Polizei.
    »… ein brauner Lederkoffer, mit Monogramm R. T. … Wie? - Ich sagte Ihnen ja schon … Vor Stunden hab’ ich es Ihnen schon gesagt! Hören Sie, schreiben Sie bitte auf: ein brauner Lederkoffer. Er war in meinem Wagen hinten angebunden. Er enthielt einen Smoking, Rasierapparat und - nun, das übliche Zubehör, außerdem einen seidenen Pyjama.«
    Robin wurde gesprächig, während der Wagen vorwärts rüttelte. »Der Pyjama war eigentlich überflüssig. Ich habe ihn auf einer Wiese fortgeworfen. Jetzt tut es mir leid. Du hättest die Hose als Schärpe tragen können. Und der Rasierapparat … gütiger Himmel! Hat der aber weh getan!«
    Der Wagen war aus der Reihe der in der Nähe des Lagerfeuers parkenden requiriert worden. Es war der allerletzte gewesen. - Niemand hatte bemerkt, wie er verschwand. Die jungen Leute von Littleberg hatten eine sehr soziale Art, mit ihren Wagen umzugehen. Ed borgte Joes, wenn an seinem etwas nicht in Ordnung war, ohne überhaupt um Erlaubnis zu fragen. Möglicherweise schlief in diesem Augenblick der rechtmäßige Besitzer, ohne eine Ahnung von seinem Verlust zu haben.
    »Aber das Rasieren … Kaltes Wasser, kein Spiegel, und mein Gesicht in diesem Zustand!«
    »Hast du gesehen, wie man mich weggeführt hat?« fragte sie. »Die Wandervögel - ja. Du bist ja direkt an mir vorbeigegangen. Was ist denn eigentlich geschehen?«
    Sie erzählte ihm von ›Rotbart‹, aber das war für ihn keine Neuigkeit. Er hatte ›Rotbart‹ ja gesehen.
    »Als ich dich nicht mehr sah, erriet ich, daß du in der verkehrten Richtung gegangen warst. Ich machte einen Augenblick halt, um den Handkoffer zu erbeuten. Jetzt habe ich seidene Unterwäsche an, ich komme mir vor wie ein König!«
    Sie stellte keine Fragen. An der Straßenkreuzung, wo der Handkoffer ergattert worden war, bog er ein. Als sie an dem Haus vorbeifuhren, wo der so ungerecht behandelte Besitzer eines Automobils und Abendanzuges im Begriff war, seiner Meinung über die Polizei im allgemeinen und deren Unfähigkeit im besonderen Ausdruck zu verleihen, winkte Robin dem Urheber seiner Bequemlichkeit schweigend einen dankbaren Gruß zu.
    ›Rotbart‹ hatte nur zur Hälfte gelogen. An der Kreuzung stand tatsächlich ein Wächter mit einer Flinte unter dem Arm. Als sie vorüberfuhren, schrie er: »Haben Sie vielleicht -?« Der Rest des Satzes ging verloren.
    »Gute Nacht« brüllte Robin zurück, als sie über die Schienen holperten.
    »Ich hätte mir ja etwas weniger Auffallendes als einen Smoking gewünscht«, sagte er, »aber wer etwas braucht, darf nicht wählerisch sein. Ich komme mir vor wie der Prinz von Wales. Da wir unsere Ausgänge zudem nachts machen, ist der Abendanzug ganz am Platz. Du hattest keine Angst, als ich auf tauchte?«
    »Ich erkannte dich sofort - selbstverständlich erkannte ich dich«, spottete sie.
    »Ich dachte mir schon, daß du das würdest … Hallo!« Er drehte plötzlich den Kopf, um zurückzublicken.
    »Was ist denn los?« fragte sie.
    »Ein Mann lag neben dem Weg - ich glaube auf der Lauer. - Du weißt nicht, in welcher Richtung ›Rotbart‹ ging, als er die verwegene Jugend von Littleberg verließ?«
    Sie hatte sein Weggehen nicht beachtet.
    »Er hat erraten, daß ich zur Eisenbahn wollte«, sagte er schließlich. »Vielleicht glaubte er, daß ich schon weitergefahren sei. Ich möchte wissen, was Elfrieda über die ganze Geschichte denkt - und der Gustl!«
    Sie konnte diesbezüglich keine Auskünfte geben.
    »Das da vorne sieht wie eine Kreuzung aus«, sagte er. »Wie wäre es, wenn wir seitwärts abbögen, die Lichter ausmachen und essen würden? Ich mußte unseren alten Proviant im Stich lassen, und jetzt vergehe ich vor Hunger.«
    Aber die Wegkreuzung entpuppte sich als die Hauptstraße, und da fanden sie keine passende Stelle für einen Aufenthalt. Ein paar Kilometer weiter die Hauptstraße entlang fanden

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