Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
verlegen da und blickte erst Oktober und dann Sam an. In seiner Hand hielt er ein zusammengeknülltes Stück Papier.
    »Du brauchst nur zu lesen, was der ›Globe‹ und der ›Star‹ geschrieben haben, um zu sehen, wie gemein du dich benommen hast - nach allem, was ich für dich getan habe!«
    Oktober ging auf den kleinen Jungen zu.
    »Willst du mich sprechen?« fragte sie leise.
    »Sind Sie Mrs. Beau -«
    Sie riß ihm beinahe den Zettel aus der Hand.
    ›Geh zur Schule am anderen Ende der Hauptstraße. Dann weiter hinaus aus der Stadt. Werde versuchen, dich zu treffen, Polizei sucht mich.‹
    Keine Unterschrift. Die Worte waren auf ein Telegrammformular geschrieben.
    Sie zerknitterte das Papier in der Hand und nickte dem Jungen zu. Anscheinend erwartete er keine Belohnung, denn er lief sofort weg.
    Sam, dessen beredte Bitte unterbrochen worden war, fand nichts Erstaunliches in ihrem schnellen Wortwechsel mit dem kleinen Jungen. Vielleicht hatte sie ihm vorher einen Auftrag gegeben und ihn hier erwartet.
    »Trotz allem, was geschehen ist, Oktober, bin ich ganz in dich vernarrt. So ist es - glatt verrückt nach dir, Oktober, und du bist allein und ohne Freunde und - und so weiter … Und du bist ja gar nicht verheiratet, Oktober! Der Bezirksrichter, der Bischof und alle sagen, es sei illegal.« Ihr waren in diesem kritischen Augenblick alle Bischöfe der Welt egal.
    »Triff mich hier in einer Stunde.«
    Jetzt war nicht die Zeit, sich in eine Diskussion einzulassen. Sie hatte nicht einmal die Zeit, grob zu werden.
    »Was ich dir sagen wollte, Oktober, ist dies -«
    »In einer Stunde. Geh jetzt, oder ich werde überhaupt nicht mit dir sprechen. Geh! Los!« Er gehorchte dieser dramatischen Entlassung. Sie wartete nicht einmal, bis die breite Tür des ›Astor-Hauses‹ ihn verschluckt hatte, sondern mischte sich sofort unter die Menge, die sich langsam in Richtung zur Schule bewegte. Um ganz sicher zu sein, fragte sie eine vorbeigehende Frau nach dem Weg.
    Überall Polizei!
    Männer, die in der Stadt sichtlich fremd waren, betrachteten erstaunt das ungewöhnliche Aufgebot an uniformierter Polizei.
    Die Schule, ein nicht zu übersehendes Gebäude aus auffallend roten Ziegelsteinen, lag außerhalb der Stadt, in der Nähe einer Gruppe winziger, einstöckiger Holzhäuser, einem Vorort der Stadt, der einen eigenen Namen führte. Von der Frau, die sie befragt hatte, war ihr mitgeteilt worden, die Schule liege diesseits von Lutherville.
    Die Straße vor der Schule war verhältnismäßig leer, abgesehen von Fußgängern und einigen Wagen, die der Stadt, die sie soeben verlassen hatte, zustrebten. Von Robin keine Spur.
    ›Dann weiter hinaus aus der Stadt. Werde versuchen, dich zu treffen‹, hatte auf dem Zettel gestanden, und sie ging geradeaus weiter. Bald lag Lutherville hinter ihr. Zu beiden Seiten dehnten sich Weizenfelder. Bauernhöfe waren zahlreich verstreut. Vor ihr lag die blaue Rundung der Berge. Sie hielt an, setzte sich und starrte den Weg zurück, den sie gekommen war. Außer den Autos, die vorbeifuhren, war nichts in Sicht.
    Ein Lastwagen, der sich mit erbarmungswürdiger Langsamkeit vorwärtsarbeitete, kam auf sie zu. Ein ganz kleiner Mann steuerte - zuerst glaubte sie, es sei ein Knabe. Das Geräusch der verbrauchten und zusammengeflickten Maschine klang bereits aus einiger Entfernung wie Donner. Als der Wagen näher kam, ähnelte der Lärm einem Artillerieangriff.
    Der Fahrer war ein winziger Mann mittleren Alters mit einem weißlich grauen Kinnbart und einer großen, randlosen Brille auf der Nase. Sein Gesicht trug den Ausdruck großer Hartnäckigkeit - als sei es nur die Anstrengung seiner nicht zu besiegenden Seele, die die greuliche Maschine überhaupt in Bewegung setzte. Der Karren arbeitete sich mit der Schnelligkeit eines Durchschnittsfußgängers vorwärts. Als er näher kam, wurde der Lärm betäubend. Der Führer warf ihr, als er auf sie zukam, einen bittenden Blick zu. Der Wagen fuhr mit leichter Schlagseite. Wehende Planen verbargen das Innere.
    »Oktober!«
    Sie wandte sich mit einem kleinen Schrei um. Hinten waren die Planen auseinandergezogen. Sie sah das Gesicht und eine ausgestreckte Hand und flog darauf zu. Sie hielt sich am Ende des Wagenbodens fest und wurde in die Höhe gezogen.
    »Paß auf!« warnte Robin. »Wir haben Gäste.«
    Dann sah sie im Halbdunkel den Mann mit dem roten Bart und seinen Genossen mit dem breiten Gesicht. Sie saßen mit zusammengebundenen Händen, Rücken an

Weitere Kostenlose Bücher