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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Rücken, auf dem Boden.
    »Du kannst dich auf sie draufsetzen, wenn du Lust hast«, schrie Robin ihr liebenswürdig zu.
    Es war nötig zu schreien, denn innerhalb des Wagens war der Lärm des Artillerieangriffs noch stärker.

10
    Als Mr. Robin Leslie Beausere seine Frau verlassen hatte, ging er ein Telegrafenamt suchen. Er hatte zwei Dollar fünfzig in der Tasche und war entschlossen, sich auf kürzestem Wege aller seiner Sorgen zu entledigen. Aber es war nicht ganz leicht, das Telegrafenamt zu finden, ohne Erkundigungen einzuziehen, und seine Aussprache war verräterisch englisch. Ein gutes Ergebnis hatte ihm seine Wanderschaft jedoch schon eingebracht - er kannte die Gegend so ziemlich. Auf einem Brett vor einer Eisenwarenhandlung befand sich ein Anschlag, der die besonderen Vorzüge von Grundstücken außerhalb der Stadt anpries. Um ihre Nähe zu zeigen, hatte der Zeichner einen Plan hingemalt, und auf einem der breiten, baumbeschattenen Wege - wie sie auf der Zeichnung dargestellt waren - stand ›Nach Ogdensburg‹, und Ogdensburg war doch sein Ziel.
    Außer einem Kino konnte die Stadt sich auch eines Theaters rühmen. Robin erfuhr dies durch die grellen Plakate, die die Attraktion ankündigten: ›Die Sünden der Mütter‹, was unbescheidenerweise als ›das erschütterndste Drama von Liebe, Haß und weiblicher Aufopferung, das je auf einer amerikanischen Bühne gespielt worden ist‹, angepriesen wurde.
    Im Dahinschlendern merkte er, daß es mehr Polizei in der Stadt gab, als unbedingt nötig erschien. Zwei Männer, die vor ihm miteinander stritten, waren augenscheinlich Kriminalbeamte. Einer zog seinen Hut ab - man sah einen kahlen Kopf mit einem Kranz strohblonder Haare. Er ging etwas näher auf die beiden zu.
    »… nicht seit zehn Jahren. Der letzte Fall war, als Mickey Norey dem Anwalt den Hals durchschnitt, genau wie bei diesem Kerl.«
    Das genügte Robin. Mehr wollte er nicht hören. Die Leiche war gefunden, und obwohl sein Name nicht genannt worden war, so wußte er wohl, daß ihm dieses Polizeiaufgebot galt. Man suchte ihn und wußte entweder, daß er in der Stadt war, oder vermutete wenigstens, daß man ihn mit der größten Wahrscheinlichkeit hier finden würde.
    Bald darauf fand er das Telegrafenamt, ließ sich ein Formular geben und überlegte. So ein Telegramm abzuschicken, war ihm unangenehm. Er war im Begriff, das Schiff im Stich zu lassen, einen Rückzieher zu machen - aber, er mußte doch Rücksicht auf Oktober nehmen!
    Er setzte die Spitze seines Beistifts auf das Papier, hielt aber wieder inne. Was sollte ihm letzten Endes das Telegramm nützen, wenn man ihn wegen des Mordes an ›O‹ verhaftete? Es wurde ihm ein bißchen schwül, als er an all die möglichen Folgen einer solchen Verhaftung dachte.
    Er entschloß sich schnell, kritzelte ein paar Zeilen an Oktober und hielt Umschau nach einem Boten.
    Ein Junge hatte ein Telegramm zum Aufgeben gebracht und bezahlte gerade den Beamten. Robin fing seinen Blick auf und machte ihm ein Zeichen. Der kleine Junge kam argwöhnisch auf ihn zu.
    »Hier hast du fünfundzwanzig Cent, mein Junge. Nimm diese Zeilen und gib sie der jungen Dame, die du vor der Apotheke stehen sehen wirst.«
    Als der Bote weg war, schritt Robin ohne jede Hast zur Tür und trat zur Seite, um einen Neuankömmling eintreten zu lassen.
    »Morgen, ›Penner‹!«
    ›Rotbart‹ war erschrockener als er. Seine Stimme zitterte, allerdings kaum merklich, so daß ein gewöhnlicher Zuhörer das Vibrieren überhaupt nicht bemerkt hätte. Hinter ihm stand Lenny, ein krampfhaftes Lächeln auf dem Gesicht. Seine Augen sagten deutlicher als alle Worte ›viel, viel Polente in der Gegend‹.
    »Komm nur herein, ›Rotbart‹.« Robins Stimme war kühl und erschreckend höflich. »Sehr erstaunt, dich zu sehen.«
    Er hatte seinen Vorteil wahrgenommen, und seine linke Hand steckte in der Rocktasche. Mit einem kaum merklichen Schielen hatte ›Rotbart‹ diese wichtige Tatsache erfaßt.
    »Bist ja sehr schick geworden, was? Hab’ dich noch nie mit einem Schnurrbart gesehen. Bist eigentlich ein Geck, ›Penner‹, nicht wahr, Lenny?«
    »Stimmt«, grunzte Lenny.
    »Ich glaube, ich muß weitergehen«, sagte Robin.
    ›Rotbart‹ machte einen Schritt zur Seite. Als Robin auf die Straße kam, wandte er sich schnell um und stand vor den beiden.
    »Hör mal -« ›Rotbart‹ schien vergessen zu haben, daß er überhaupt ins Telegrafenamt hatte gehen wollen »ich möchte mit dir reden,

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