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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mißbilligend über seine Brille an. »Ogdens«, sagte er knapp und biß wieder in den großen Brotkanten, der seine ganze Aufmerksamkeit gefesselt hielt.
    »Ich und meine Freunde möchten auch nach Ogdens zurück. Fahren Sie bald los?«
    »Tja« - mit einem Blick auf die ›Freunde‹ und dann mit einem Kopfschütteln: »Mein alter Karren geht nicht schnell genug. Ihr kommt eher hin, wenn ihr die Tram nehmt.«
    ›Rotbart‹ pfiff leise. »Sind Sie hier sehr bekannt?«
    »Kann man wohl flüstern«, erwiderte der Wagenbesitzer selbstgefällig. »Gibt niemand hier, der mich nicht kennt. Ich heiße Master.«
    »Kennt die Polizei Sie?«
    »Was?« Argwohn malte sich auf dem Gesicht und lag im Tonfall des Mannes. Er hatte Geld in der Tasche, und dieser Mann war Ausländer. »Und ob! Gibt keinen Polizeibeamten in der ganzen Gegend, der mich nicht kennt. Ich bin Friedensrichter!«
    Er wickelte den Rest seines Frühstücks in ein schmutziges Papier.
    »Na, ich werde mich wohl auf den Weg machen -«
    ›Rotbart‹ bedeutete den anderen, herzukommen. Sie schritten über die Straße. Mr. Master bekam es mit der Angst.
    »Wir haben uns überlegt, daß wir gern mit Ihnen ein Stück mitfahren möchten«, sagte ›Rotbart‹, und während der alte Mann den Motor anließ, signalisierte er den beiden, hinten einzusteigen.
    Der Motor machte einen irrsinnigen Lärm. Mr. Master sprang mit großer Behendigkeit auf seinen Platz, als er sah, daß der Mann, der ihn ausgefragt hatte, verschwunden war. Der Karren machte einen Ruck nach vorn … Hinter dem Fahrer wurde die Plane zur Seite gezerrt.
    »Fahr glatt durch die Stadt und rede keinen Ton mit irgendwem, ich paß verdammt auf dich auf und schieße dir das Rückgrat in Fetzen, wenn du petzt!«
    Der Lauf eines Revolvers erschien hinter dem Fahrersitz. Mr. Master zitterte. Als der Karren in die verkehrsreiche Hauptstraße kam, sagte ›Rotbart‹: »Legt euch flach hin, Kerls, falls ’n Polizist ’reinschaut.« Er ging mit gutem Beispiel voran, legte sich flach auf den Boden, während er die vordere Plane mit einer Hand zurückhielt und seinen Revolver auf den Rücken des Alten richtete.
    Robin und Lenny lagen lang ausgestreckt. Die halbe Breite des Wagens war zwischen ihnen.
    Jetzt kamen sie aus der Stadt heraus … Felder waren zu beiden Seiten … von Oktober war nichts zu sehen.
    »Leg den Revolver da hin!«
    ›Rotbart‹ wandte den Kopf. Robin stützte sich auf seinen rechten Ellbogen und hielt in seiner linken Hand eine Pistole. ›Rotbart‹ blickte Lenny an, aber das ausdruckslose Gesicht seines ›Echos‹ sagte ihm nichts. Er legte den Revolver sehr vorsichtig hin, und Robin holte ihn mit dem Fuß näher zu sich. Plötzlich warf er sich mit aller Kraft gegen die Seite des Wagens. Lenny aber hatte sein Messer nicht weit genug geworfen. Schneller, als ein Auge ihr folgen konnte, hatte seine Hand sich bewegt … Aber das Messer grub sich nur in den Holzboden, wo es zitternd steckenblieb.
    »Hierher mit dir, ›Rotbart‹, und schnell! Liegenbleiben - du!«
    Er war aufgestanden. ›Rotbart‹ taumelte vor, seine Hände hochhaltend.
    »Hinlegen - Rücken an Rücken!«
    Im Karren lagen einige Riemen. Das Zusammenfesseln der beiden war eine Kleinigkeit.
    »Schlau bist du, nicht wahr …! Wir helfen dir aus der Stadt, und dann machst du so was! Wir kriegen dich aber noch!«
    »Keinen Laut«, sagte Robin drohend.
    »Weiterfahren, nicht halten bis Ogdensburg.«
    Jetzt sah er die schlanke Gestalt Oktobers am Wegrand. Er riß die Plane zur Seite und rief ihren Namen …

11
    An der nächsten Kreuzung half ihr Robin, auf die Straße abzuspringen. Der Wagen donnerte weiter.
    »Und wo geht es jetzt hin?«
    Sie sprach mit stockendem Atem. Er sah sie besorgt an.
    »Nach Kanada«, antwortete er.
    Während der letzten Meilen war die Eisenbahn parallel mit der Landstraße gelaufen. Sie kreuzten die Strecke nun, ohne irgendein Lebewesen, außer einem Hund, zu treffen. Bei einem kleinen Teich blieb er stehen, um eine Anzahl Waffen, die er im Laufe seiner Reise gesammelt hatte, in das stille Gewässer zu werfen. Zwei Messer, ein Revolver und eine kleine Pistole fanden ein unrühmliches Ende.
    »Im Grunde genommen tut Lenny mir leid«, sagte er. »Erfolg im Messerwerfen erfordert ein ganz exaktes Ausbalancieren - es kann Jahre dauern, bis er sich an eine neue Ausrüstung gewöhnt.«
    Sie schauderte zusammen, und wieder warf er ihr einen sorgenvollen Blick zu.
    »Du fühlst dich doch nicht krank?«

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