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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schnell. Die sicherste Art, keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, war, sich mit dem Strom treiben zu lassen. Er drehte seinen Wagen, klemmte sich zwischen einen klapprigen, zum Fest geschmückten Karren und einen langsamen, schwerbeladenen Fordwagen und hielt diese Position inne.
    Die Sensationen der Tagung zogen an ihnen vorbei - Schuppen, in denen junge Leute schnell, aber ganz vertieft, Nahrung einnahmen; eine kleine Gruppe, die sich um einen Mann im Zylinder versammelt hatte, der in ihrer Mitte irgendeine Zauberei vollführte. Eine größere Gruppe, die um ein kleines Podium versammelt war, auf dem ein Herr mit auffallend getupfter Weste eine Rede hielt, wobei er in der einen Hand eine rosa gefüllte Flasche hielt und mit der anderen heftige Gebärden machte.
    »Hier werden wir uns von rückwärts hineinschleichen«, sagte Robin.
    Sie hatten die Stadtmitte erreicht. Autos in jedem Stadium des Glanzes oder des Verfalls parkten überall in schrägem Winkel zum Bürgersteig.
    »Jede Stadt in den Vereinigten Staaten müßte eigentlich an beiden Enden ihren Namen mit meilenhohen Buchstaben angemalt tragen«, sagte Robin, als er ausstieg. »Unser böses Baby lassen wir hier stehen - ich kann mir keinen besseren Ort vorstellen, ein Auto stehenzulassen, als einen Parkplatz. Die Frage ist nur die, wo ich dich verlassen kann.«
    »Mich verlassen?« wiederholte sie bestürzt.
    Er nickte. »Ich brauche Kleidung für uns beide, einen anderen Wagen und Informationen«, sagte er, »und diese Dinge kriege ich alle am besten, wenn ich allein arbeite. Übrigens nehme ich an, daß du dich nie in deinem Leben als Taschendieb betätigt hast? Schade. Ich bin leider auch ziemlich tappig mit meinen Händen. Wir werden einen anderen Weg wählen müssen.«
    Er ließ sie vor der Apotheke stehen, mit dem strikten Befehl, sich nicht zu rühren, bis er zurückkehre, und verschwand in der Menschenmenge. Eine Zeitlang blieb sie stehen und beobachtete die Leute. Direkt gegenüber war ein großes viereckiges Gebäude mit rotem Ziegeldach. Über der Fassade stand in goldenen Buchstaben: ›Astor-Haus‹.
    Anscheinend war es das Haupthotel des Ortes. Auf der schmalen Veranda vor dem Gebäude, die vor der Sonne durch ein Dach geschützt war, standen eine Reihe Stühle, auf denen es sich hemdsärmelige Herren bequem gemacht hatten.
    Während sie dastand und schaute, fuhr ein langer Sportwagen vor und hielt vor der Tür. Er war derart mit Staub bedeckt, daß seine Farbe kaum zu erkennen war, aber die Form kam ihr bekannt vor … Es war der Wagen, der auf dem Berg an ihnen vorbeigefahren war. Noch mehr: es war dasselbe Auto, das sie und Robin im Wald bei dem Steinbruch hatten stehenlassen. Aber die Frau mit der großen Nase war nicht unter den drei Insassen. Auch war nicht Loamer mit seinem Monokel der Mann hinter dem Volant, sondern ein einfacher Chauffeur saß da.
    Der erste, der ausstieg, war der Fahrgast, der sich hinten im Rücksitz großartig breitgemacht hatte. Er öffnete seinen Mantel, klopfte sich den Staub ab und zog seine große Autobrille herunter.
    Sam Water!
    Erstarrt schaute Oktober hinüber.
    »… das ist der Wagen … englisch. Nicht übel, aber mir ist mein alter Overland lieber!«
    Hinter sich hörte sie die Stimmen zweier Männer, die aus der Apotheke herausgekommen waren.
    »Der Wagen hat nach Littleberg und zurück zwei Stunden gebraucht. Allerhand! Aber er frißt Benzin - frißt es einfach.«
    Der Wagen war nach Littleberg geschickt worden, um Sam zu holen, aber weshalb denn?
    Wir wollen es der Lady Georgina Loamer überlassen, die Erklärung zu liefern.
    Sie empfing ihren Gast in einem Zimmer des Hotels.
    Sam, den man vor knapp einer Stunde buchstäblich von seinem Frühstück entführt hatte, freute sich, ihre Bekanntschaft zu machen - wenigstens behauptete er es.
    »Sehr liebenswürdig von Ihnen, daß Sie gekommen sind, Mr. Water! Wahrscheinlich wundern Sie sich, daß ich Sie hergebeten habe?«
    Sie hielt inne; ihr Sohn zog sich diskret zurück. Sam faßte sich langsam. Er besann sich darauf, daß er ein Gentleman sei und riß mit Gewalt seine faszinierten Augen von den seltsamen Anormalitäten auf dem Gesicht der Dame los. Von da ab blickte er an ihrem rechten Ohr vorbei, das einen großen, birnenförmigen Smaragd trug. Übrigens war es bei ihrem linken Ohr das gleiche.
    »Wollen Sie Platz nehmen - bitte!«
    »Nach Ihnen, gnädige Frau«, sagte Sam galant. Er zog seine Hosen etwas hoch und setzte sich

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