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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Und als sie verneinend den Kopf schüttelte: »Darüber wirst du mich nie zu täuschen versuchen, nicht wahr?«
    »Nein - krank fühle ich mich nicht. Nicht wirklich krank wenigstens. Ich kann nur … Ich gebe es ungern zu - aber meine Nerven sind fast am Ende.«
    »Hast du die Zeitungen gelesen?« fragte er schnell.
    »Nein - warum denn? Steht etwas Wichtiges darin? Hat man die - Leiche gefunden?«
    Er nickte. »Ich habe auch keine Zeitung gelesen, aber ich entnahm einigen Gesprächen, die ich belauschte, daß ›Os‹ Leiche gefunden ist, aber keine Spur von dem Alten. Natürlich gibt man mir die Schuld - der Tankwart hat auch alles mögliche erzählt. Ich brenne darauf, eine Zeitung in die Hand zu kriegen.«
    Er erhielt viel eher eine, als er erwartet hatte.
    Sie erreichten die Straße nach Ogdensburg und schlugen die Richtung nach dieser für sie so wichtigen Stadt ein. Dies verursachte ihr neue Beängstigungen. Waren nicht die Opfer von Robins letzter List auch unterwegs nach Ogdensburg?
    »Sie werden anfangen, wie der Satan zu schreien, sowie ich außer Hörweite bin. Der komische kleine Kerl wird seinen Wagen zum Halten bringen und sie losbinden - außer er ist so schlau, sie zur nächsten Polizeistation zu fahren.«
    Er lachte, als erinnerte er sich an einen guten Witz.
    »Was ist denn los?« Sie war etwas reizbar.
    Als Antwort steckte er die Hand in die Tasche und zog ein anständiges Bündel Banknoten heraus.
    »Beinahe tausend Dollar - ich habe sie jemandem weggenommen«, sagte er einfach.
    Oktober war nicht mehr fähig, überrascht zu sein.
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr«, sagte sie. »Warum hast du eigentlich die beiden Strolche so behandelt? Sie wollten dir doch helfen? Ohne sie wärest du wahrscheinlich verhaftet.«
    Was sie sagte, amüsierte ihn.
    »Das würde Elfrieda nicht zugeben. Ich hab’ dir doch gesagt, daß sie das nicht würde, und natürlich war Elfrieda da - ich sah ihr Auto, als ich mit ›Rotbart‹ am Telegrafenamt sprach. Nein, es wäre Elfrieda nicht recht, wenn man mich hopsnehmen würde!«
    »Sam war auch da«, sagte sie.
    Er hörte sich ihre Erzählung an, ohne eine Bemerkung zu machen. Dann sagte er: »Das hing selbstverständlich auch mit Elfrieda zusammen! Sie ist doch fabelhaft! Gute, alte Elfrieda! Der Gedanke, Gustl einsperren zu lassen, ist mir direkt unangenehm - das wird ihr allerhand Schmerz verursachen. Hallo!«
    Sie hatte seine Seite verlassen, war auf einen grasbewachsenen Hügel am Straßenrand gelaufen und hatte sich gesetzt. Ihr Gesicht war plötzlich sehr weiß.
    »Ich glaube nicht, daß ich weitergehen kann«, sagte sie unsicher.
    Hastig und ängstlich blickte Robin den Weg entlang. Es war eine gerade, breite Landstraße, und ihm war, als sähe er den weißen Giebel eines Hauses durch die Bäume.
    »Du wirst doch nicht ohnmächtig, wenn ich dich allein lasse?« Sie schüttelte den Kopf. »Bist du sicher?«
    »Sei nicht töricht. Natürlich werde ich nicht ohnmächtig. Hunger tötet doch nicht am ersten Tag!«
    Hunger! Sie hatte seit sieben Uhr morgens nichts gegessen. Er durchsuchte eilig seine Taschen.
    »Ich bin doch ein Scheusal!« rief er aus. »Ich habe nichts, nicht einmal eine Kruste.«
    Ohne ein weiteres Wort lief er den Weg hinunter. Als er sich dem Giebel näherte, sah er, daß das Haus ziemlich groß war, ein Gebäude aus der Kolonialzeit, weiß und sauber mit hölzernen korinthischen Säulen, zur Hälfte von einer Kletterpflanze mit lila Blüten bedeckt. Als er das kleine Gittertor öffnete, war er mehr als erstaunt, auf einem an einen Baum genagelten Brett zu lesen: »Zimmer zu vermieten.«
    Er klingelte, und nach kurzem Warten wurde die Tür von einem schwarzgekleideten Dienstmädchen mit scharfen Zügen geöffnet. Er nahm jedenfalls an, daß es das Dienstmädchen sei, weil sie eine weiße Schürze und ein Häubchen trug. Er schätzte sie zwischen vierzig und fünfzig Jahren. Sie hatte geweint; ihre Augen waren sehr rot und geschwollen, ihre Nase war - offenbar in aller Hast - gepudert; ein rührender Versuch, die Zeichen ihrer Niedergeschlagenheit zu verbergen.
    »Kann ich bitte die Dame des Hauses sprechen?«
    Ihre Lider zwinkerten schnell.
    »Sie ist nicht da.«
    Es war klar, daß sie Britin war, aber er fand nichts Ungewöhnliches dabei, in einem solchen Haus einen englischen Dienstboten zu finden. Dann fiel ihm wieder die Tafel am Baum ein.
    »Kann ich ein Zimmer haben - zwei Zimmer? Meiner - äh - Frau ist auf der Landstraße schlecht

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