Nach zwei Tagen Regen folgt Montag
dem der Philosoph Platon vor rund 2500 Jahren berichtete, tatsächlich gegeben hat. Doch angebliche Atlantis-Ortungen widersprechen sich: Im Mittelmeer, in Irland, Indien und in der Antarktis vermuten Entdecker im nächsten Kapitel die versunkene Stadt – manche von ihnen haben sogar Indizien.
14 Überall Atlantis
17 Jahre hatte sich Ronnie Alonzo auf diesen Moment vorbereitet. Mit neuen Erkenntnissen über die sagenumwobene Insel Atlantis ausgestattet, war er von seinem Heimatort auf den Philippinen zur »Atlantis-Konferenz« auf die griechische Insel Milos gereist. Dort präsentierte der Hobbyforscher dem staunenden Auditorium einen Stein, den er bei einer Wanderung in seiner Heimat gefunden hatte. Der Stein enthalte die Botschaft eines antiken Volkes, erklärte Alonzo. Nach Berichten von Teilnehmern legte er den Stein bei seinem Vortrag auf eine geologische Weltkarte und richtete ihn so aus, dass eine Maserung im Stein mit einer Erdbebenlinie der Karte zur Deckung kam. Entlang dieser Linie habe sich Atlantis von Island über Großbritannien bis zu den Kanarischen Inseln erstreckt. Verblüffung im Publikum über die dürre These, dann eine hilflose Frage: Woher Alonzo wisse, wie herum der Stein gehöre? Der Philippiner lächelte und erklärte den Vortrag für beendet – eine Antwort hatte er offensichtlich nicht.
Die Episode zeigt: Ebenso faszinierend wie der Untergang von Atlantis ist der Untergang von Atlantis-Theorien – das konnte man auf Milos vielfach beobachten. Atlantis-Freunde, Naturwissenschaftler und Philosophen aus der ganzen Welt hatten sich versammelt und tischten 48 neue Erklärungen auf, von denen nur manche plausibel klangen, die aber alle unbewiesen blieben. Ihre Urheber hatten teure Reisen unternommen in der Hoffnung, so berühmt zu werden wie Heinrich Schliemann nach der Entdeckung Trojas. Doch wenn überhaupt, können sich nur zwei Deutsche Hoffnung auf Ruhm und Anerkennung machen.
Vieles spricht dafür, dass die von Platon in Umlauf gebrachte Geschichte des paradiesischen Atlantis keine Schnurre ist. Detailgenau wie in einem Reiseführer beschreibt er in den Dialogen Timaios und Kritias jenen idealen Staat, der vor rund 11.500 Jahren binnen Tagesfrist versunken sein soll. In der ganzen Welt wurde nach den Überresten gesucht, tausendfach ihre Entdeckung vermeldet. Auch die Tagungsteilnehmer nahmen zunächst die bei Atlantis-Freunden unter Generalverdacht stehende Meeresenge von Gibraltar ins Visier. Denn »vor den Säulen des Herakles« – mutmaßlich die Felsen beiderseits der Passage – soll nach Platon Atlantis gelegen haben.
Zwar hatten dort bereits 1984 sowjetische U-Boote vergeblich gefahndet, der französische Geologe Jacques Collina-Girard von der Universität Aix-Marseille meinte jedoch die vor Gibraltar gelegenen untermeerischen Spartel-Inseln als Atlantis identifiziert zu haben. Sie seien bei einem rasanten Anstieg des Meeres zur fraglichen Zeit versunken. Doch dann trat der Geologe Marc-André Gutscher von der Universität Brest aufs Podium. Er zeigte in einer Animation, wie das Wasser vor Gibraltar gestiegen war, nachdem die Eiszeit zu Ende gegangen war. Von der Spartel-Insel-Theorie seines Kollegen aus der Provence blieb nicht viel übrig: Vor 11.500 Jahren ragte vor Gibraltar keineswegs ein Inselreich aus dem Wasser, lediglich zwei Felsspitzen waren zu sehen. Damit ganze Inseln über Wasser gelegen haben könnten, hätte der Meeresgrund damals rund 40 Meter höher als heute gelegen haben müssen. Aber dass sich der Boden seither so stark abgesenkt habe, sei nur mit mehreren äußerst starken Erdbeben zu erklären, sagte Gutscher. Achtmal hätte die Region von Erdstößen wie von jenem 1755 bei Lissabon erschüttert werden müssen, rechnete er vor: Bei dem Beben, das die Stadt zerstörte, sackte der Grund in der Region tatsächlich um einige Meter ab. Allein es fehlen die Belege für sieben weitere Beben. Zudem wurden weder auf dem Meeresboden noch an den Küsten Spuren einer steinzeitlichen Hochkultur gefunden.
Ähnliche Höhenprobleme plagen die Theorie von Axel Hausmann von der RWTH Aachen. Atlantis, behauptete der Physiker, sei identisch mit einem Plateau zwischen Malta und Sizilien. Ähnliche, rund 6000 Jahre alte Bauten auf beiden Inseln wiesen auf diese Landverbindung hin. Legte man die altägyptische und nicht die griechische Zeitrechnung zugrunde, entspräche das Szenario auch Platons Überlieferung. Einziger Schönheitsfehler: Das betreffende Plateau lag
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