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Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Titel: Nach zwei Tagen Regen folgt Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bojanowski
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Versuche wurden unternommen, das Geheimnis der Steinvagabunden zu lüften. Um zu ergründen, ob die Brocken im Verbund wandern, banden Forscher mehrere Exemplare zusammen und versuchten sie zu schieben – es misslang. Ein Geologe bastelte einen Propeller, der starken Wind erzeugt. Zusätzlich setzte er den Boden unter Wasser. Indes: Die Steine rührten sich nicht.
    Einen Schritt weiter ging Paula Messina, sie hat die streunenden Felsen untersucht – sie erwiesen sich als ganz normales Dolomitgestein ohne Besonderheiten, das vom umliegenden Gebirge abgebröckelt war. Auf der Rennebene jedoch stellte die Geologin manche Eigenheiten fest: Der Boden besteht aus unterschiedlichen Milieus; Regen schwemmt schmierigen Ton von den Bergen, er gelangt aber nicht überallhin. Messina entdeckte auch vereinzelte Bakterienmatten auf der Ebene, die bei Regen ebenfalls glitschig werden. Wahrscheinlich bildet sich bei Sturm mancherorts ein Gleitfilm, folgerte Messina – und bestätigte damit die Theorie von Thomas Clement. 1998 jedoch, nach fünf Jahren Arbeit, bilanzierte die Geologin anlässlich ihrer Promotion über die wandernden Steine: »Das Ergebnis ist faszinierend: Es gibt keines.« Messina ist bisher zu keiner eindeutigen Lösung des Phänomens gekommen und fährt deshalb weiterhin zur Steine-Rennbahn. »Ich liebe diese Steine, gerade weil sie unerklärlich zu sein scheinen«, sagt die Geologin. Wie sie meinen inzwischen die meisten Forscher, dass diverse Faktoren als Antriebskraft eine Rolle spielen – und so wurden die Theorien mit den Jahren immer komplexer.
    Ein anderes Forscherteam entwarf nach monatelangen Berechnungen ein Szenario, wonach sich unter den Steinen bei Regen und Sturm kleine Hügel bildeten, von denen die Brocken später herunterrutschen. Doch die Fachkollegen blieben skeptisch. Die NASA -Expedition 2010 verfolgte auch eine Theorie des Naturkundlers George Stanley aus den 1950er-Jahren, derzufolge Eis die Felsen bewegt. Während Frostnächten, so glaubte Stanley, glitten die Steine in Eisschollen eingeklemmt durch die Wüste. Wind treibe die Eisplatten an. Paula Messina jedoch hielt die Theorie für widerlegt, die Geologin hatte keine Eisreste gefunden.
    Um die These nochmals zu prüfen, hat NASA -Forscher Gunther Kletetschka im Winter 2009 /2010 Sensoren unter einigen der Wandersteine vergraben – mit einer Ausnahmegenehmigung der Nationalparksleitung. Seine Auswertung der Temperatur- und Feuchtigkeitsmessungen ergab: Im März 2010 hatte sich dort tatsächlich Eis gebildet. Doch auch Gunther Kletetschka konnte die Felsen nicht beim Wandern ertappen. Während der gesamten Zeit, in der die Sensoren im Boden steckten, hat sich kein Stein bewegt. Dennoch glaubt Kletetschka eine Erklärung für die Felswanderungen gefunden zu haben – im Labor: Eisschollen und Wasser bewegten die Felsen; auf erstaunliche Weise, sagt der Geoforscher. Im Laborversuch hat Kletetschka die Steine-Rennbahn im Kleinformat in einer Art Aquarium nachgebaut, den Boden bedeckt originaler Lehm. Darauf hat Kletetschka einen Stein gelegt. Ein Kupferbalken an der Decke des Aquariums regelte die Temperatur: Indem das Metall auf Minustemperaturen abgekühlt wurde, konnten frostige Nächte im Tal des Todes simuliert werden. Doch zunächst ließ Kletetschka es regnen, Wasser strömte ein und stieg schnell an. Schon vor Jahrzehnten hatten Wissenschaftler entdeckt, dass die Rennbahnebene nach starkem Regen zu einem flachen See wird. Der Forscher kühlte das Kupferdach des Aquariums unter den Gefrierpunkt ab. Nun herrschten darin Bedingungen wie so oft auf der Hochebene, wenn die Lufttemperatur unter null Grad sinkt. Der »See« im Aquarium gefror: Von oben nach unten wandelte sich das Wasser zu Eis. Schließlich umschloss das Eis auch den Stein. Von den Seiten aber strömte weiterhin Wasser nach. »Von der Hochebene fließt nach Regenfällen massenhaft Grundwasser ins Tal«, überträgt Kletetschka das Phänomen auf die Vorgänge in der kalifornischen Wüste. Und dann geschah es: Das Wasser ließ das Eis »aufschwimmen« – damit hob sich auch der Stein. Sobald es nun wieder etwas wärmer werde, könne der Stein sich in Bewegung setzen, erklärt der Forscher. Denn Wärme lässt das Eis bersten. »Das Eis auf der Ebene zerbricht in einzelne Schollen«, erläutert Kletetschka. Eingeschlossen in unterschiedlichen Schollen nähmen die Felsen schließlich Fahrt auf.
    Drei Kräfte treiben die Eisschollen an, meint Kletetschka: Wind,

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