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Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Nach zwei Tagen Regen folgt Montag

Titel: Nach zwei Tagen Regen folgt Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bojanowski
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Rheintal. Prähistorische Werkzeuge und Skelette in den Geröllschichten zeigen, dass die Ur-Rheinländer von der Katastrophe überrascht wurden. Nachdem sich das Magma-Reservoir am Ort der Eruption geleert hatte, stürzte der Boden ein – die Kuhle füllt heute der Laacher See.
    Die bislang letzte Eruption ereignete sich vor 11.000 Jahren, sie führte zur Entstehung des Ulmener Maars, blieb aber regional begrenzt – nur in der Umgebung ging damals ein Stein- und Ascheregen nieder. In der Eifel finden sich Spuren Hunderter Vulkanausbrüche. Ihre Ablagerungen verfestigten sich zu Asche- und Lava-Steinen, die seit der Römerzeit in großer Menge abgebaut werden. Daneben zeugen 50 kleine Krater von Magma-Explosionen. Die sogenannten Eifel-Maare bilden heute eine berühmte Seenlandschaft. Experten, die die vulkanischen Ablagerungen untersucht haben, verwundert die inzwischen 11.000 Jahre lange Pause. Die Eruption des Laacher-See-Vulkans vor 12.900 Jahren war die erste seit gut 100.000 Jahren. Vieles spricht dafür, dass sie der Auftakt für eine lange Eruptionsserie gewesen ist, die bis heute anhält. Denn die drei vorigen Ausbruchsphasen in den letzten 450.000 Jahren dauerten jeweils einige Zehntausend Jahre, wie Forscher um Hans-Ulrich Schmincke herausgefunden haben. Weltweit folgen Vulkane analogen Zyklen. Verliefe es in der Eifel ähnlich, seien »in der allernächsten geologischen Zukunft« zahlreiche Eruptionen zu erwarten, schrieb der Geophysiker Gerhard Jentzsch von der Universität Jena in einem Gutachten für die Bundesregierung.

    Abb. 3: Die Punkte auf der Karte stehen für leichte Erdbeben in der Eifel – sie künden von Magma im Untergrund.
    Am ehesten erwarten die Forscher lokal begrenzte Eruptionen wie zuletzt am Ulmener Maar. Denn das Erdreich der Eifel ist in Bewegung. Vor allem zwischen Laacher See und Koblenz künden regelmäßig schwache Erdbeben von der Gefahr im Untergrund. Vermutlich löst aufsteigendes Grundwasser, das von dem Magma-Reservoir in 50 Kilometer Tiefe erhitzt wird, die Vibrationen aus. Der Boden um den Laacher See ist bereits in einem Kilometer Tiefe 60 bis 70 Grad warm – ein ungewöhnlicher Wert. In den 1990er-Jahren meinten Forscher darin die Nachwehen der Eifel-Vulkane zu erkennen. Doch inzwischen deuten sie die Signale als Zeichen anhaltender Aktivität. Noch ein weiteres Lebenszeichen der Eifel-Vulkane blubbert im Laacher See: Blasen im Wasser zeugen von Kohlendioxid-Gas, das aus dem Magma stammt. Steigt das Magma auf, setzt es vermutlich mehr CO 2 frei.
    Für einen Vulkanausbruch müsste sich nur noch ein wenig mehr Magma im Untergrund sammeln. Das könne binnen Monaten geschehen, erklärt der Geophysiker Joachim Ritter von der Universität Karlsruhe, der den Untergrund im Rahmen des Eifel-Plume-Projekts mithilfe von Schallwellen durchleuchtet hat. Erhöht sich der Gasdruck, könnte das 1000 Grad heiße Gesteinsgemisch hervorschießen, so Ritter. Ob Wissenschaftler es bemerken, wenn verstärkt Gase ausströmen, ist unklar. In der Eifel stehen kaum Messgeräte, und bislang hielten Experten und Politiker es nicht für nötig, in ein Vorwarnsystem zu investieren, die Gefahr erschien ihnen zu theoretisch. »Eine systematische Überwachung der Vulkane ist nicht möglich«, klagt Schreiber. Der Geologe setzt seine Hoffnung auf Ameisen: Die Krabbeltiere könnten einen bevorstehenden Ausbruch als Erste bemerken. Ähnlich wie ein Kaminfeuer die Störche vom Schornstein vertreibe, verscheuche das Kohlendioxid die Insekten aus ihren Nestern, die sie bevorzugt auf tektonischen Rissen in der Erde anlegten. Diese Theorie wird derzeit von Ameisenforschern diskutiert. Ohne Ameisen, glaubt Schreiber, würde es wohl nicht auffallen, wenn sich vermehrt Magma im Untergrund sammeln sollte.
    Auch unter Süditalien schlummert eine feurige Gefahr: Die Phlegräischen Felder gelten als sogenannter Supervulkan – mitten in einem dicht besiedelten Gebiet. Und der Koloss bei Neapel zeigt ungewohnte Aktivität. Im nächsten Kapitel nähern sich Wissenschaftler dem Monster auf extreme Weise: Eine Bohrung ins Herz der Magma-Schleuder soll den Vulkangiganten unter Kontrolle bringen.

27
Nadelstiche ins Höllenfeuer
    Die Bohrung bei Neapel zielt mitten ins Herz eines der gefährlichsten Vulkane der Welt. Es geht um die Phlegräischen Felder, ein rund 150 Quadratkilometer großes Gebiet in der Nähe der Metropole am Mittelmeer, gegenüber dem Vesuv. Das Ziel des gewagten Unternehmens: herauszufinden, wo

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