Nach zwei Tagen Regen folgt Montag
Ereignis« sei der Magma-Ausfluss in Island gewesen, sagt Ulrich Harms vom Internationalen Kontinentalen Tiefbohrprogramm ICDP am GTZ . 2005 erschraken Forscher eines Bohrprojekts auf Hawaii, als eine Substanz mit der Konsistenz von dickem Sirup in ihr Bohrloch quoll. Auch hier mussten die Arbeiten eingestellt werden. Ansonsten blieben die Zwischenfälle aber folgenlos.
Letztlich erscheinen den meisten Experten die Bohrungen aber als ungefährlich. Riskanter wäre es, wenn ein Vulkan angebohrt wird, der »sowieso vor dem Ausbruch« steht, sagt Kilburn. Für eine bevorstehende Eruption gibt es bei den Phlegräischen Feldern aber keine Hinweise. Seit 1968 ist der Vulkan allerdings etwas unruhig geworden. Der Hafen der Stadt Pozzuoli hat sich seither um drei Meter gehoben, die dortigen Straßen werfen Wellen. Der Vulkan bewegt die Landschaft schon seit Menschengedenken. Davon zeugen drei berühmte Marmorsäulen aus der Römerzeit auf dem Marktplatz der Stadt. Die Bauwerke stehen auf dem Trockenen und tragen dennoch Spuren von Muscheln. Nicht der Meeresspiegel schwankte hier so stark, sondern das Land: Wie ein unter der Erde atmender Riese heben und senken die Phlegräischen Felder das Gestein. Mehrfach überschwemmte das Meer daher den Marktplatz von Pozzuoli. Dreimal in den vergangenen 2000 Jahren reichte das Wasser an die Muschellöcher heran, im 5., im 9. und im 14. Jahrhundert. Doch obwohl sich die Erde ständig bewegt, gibt es nur etwa alle 500 Jahre einen Ausbruch. Dabei zeigte sich der Supervulkan in den letzten Jahrtausenden von der gemäßigten Seite. Zuletzt spuckten die Phlegräischen Felder im Jahr 1538 etwas Lava und Asche; 24 Menschen sollen aber damals gestorben sein.
Bodenhebungen sind kein verlässliches Warnsignal für Vulkanausbrüche. Vermutlich ist es nicht immer Magma, das den Untergrund hebt. Ebenso kommt erhitztes Grundwasser infrage. Als jedoch Anfang der 1980er-Jahre der Boden immer heftiger bebte und Gebäude bröckelten, bekamen es die Behörden mit der Angst zu tun: Tausende Bewohner mussten die Altstadt von Pozzuoli verlassen – aus Furcht vor einer Eruption. Doch der Vulkan blieb friedlich, der Boden ist wieder abgesunken. Vor sechs Jahren hat er sich erneut zu heben begonnen. Viele Einwohner fragen sich, was im Untergrund eigentlich vor sich geht. Die Bohrungen sollen das Geheimnis der Brennenden Felder endlich lüften.
Welch verheerende Auswirkungen die Explosion eines Supervulkans haben kann, zeigt die Eruption des Toba in Indonesien vor 72.000 Jahren. Geologische und biologische Funde im nächsten Kapitel stützen die These, dass die Menschheit damals nur knapp ihrer Vernichtung entgangen ist. Nur wenige Tausend Menschen weltweit überlebten den Ausbruch – unsere Vorfahren.
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Die größte Krise der Menschheit
Vor gut 70.000 Jahren war die Geschichte der Menschheit beinahe zu Ende. Nur noch wenige Tausend Individuen des Homo sapiens lebten auf der Erde. Ihr Überleben hing von Zufällen ab: Krankheiten, Hungersnöte und Naturkatastrophen waren eine konstante Bedrohung. Geoforscher stützen die These, dass die Menschheit nach einem Vulkanausbruch in Indonesien nur um Haaresbreite der Ausrottung entging.
Erste Belege dafür fanden Biochemiker in den 1990er-Jahren im menschlichen Erbgut. Der Vergleich der Gene offenbarte eine erstaunlich enge Verwandtschaft der Menschen aus allen Erdteilen. Alle heute lebenden Menschen stammen demnach von wenigen Tausend Vorfahren ab, die vor rund 70 Jahrtausenden gelebt haben. Spuren im Eispanzer von Grönland gaben Hinweise auf die Ursache dieses Beinahe-Aussterbens. Gasblasen in Eisbohrkernen verrieten: Zur fraglichen Zeit muss die Erde jahrhundertelang deutlich kühler gewesen sein. Allerdings hatten die Vorfahren des Menschen zuvor noch drastischere Eiszeiten durchlebt. Warum also sollte ausgerechnet diese Abkühlung eine solch verheerende Wirkung gehabt haben?
Eine Schicht mit Schwefelsäurepartikeln, die sich unmittelbar vor der Kaltphase im Grönlandeis abgelagert haben muss, brachte die Wissenschaftler auf die Spur eines gigantischen Vulkanausbruchs: Vor etwa 72.000 Jahren war der Toba auf der indonesischen Insel Sumatra explodiert, ein sogenannter Supervulkan. Es war die heftigste Eruption der vergangenen zwei Millionen Jahre. Der Vulkan spie nicht nur eine Säule aus Lava und Asche in den Himmel. Eine gewaltige Magma-Blase explodierte, der Erdboden zerriss auf weiter Flur. Der Toba spuckte 1000-mal so viel Asche aus wie der Mount St.
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