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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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könnte.“
    „Was heckt ihr zwei Helden denn aus?“ Helma stellte uns zwei Tassen schwarzen Kaffees hin.
    „Ach, es geht um das Attentat auf den Direktor von Cattenom.“
    „Ja, habe ich im Radio gehört. Wisst ihr, was ich denke?“
    Sie wartete nicht, bis wir darauf antworteten.
    „Das war keiner der Demonstranten. Da geht es um den Direktor selbst.“
    „Das denke ich auch, obwohl ich nicht weiß, was wirklich dafür spricht“, wandte ich ein. „Er hatte keine Geliebte und auch sonst gibt es kein Dossier über ihn.“ Wenigstens das hatte ich von den französischen Kollegen in Erfahrung bringen können. „Ein reiner Karrierist, der sich in verschiedenen Atomkraftwerken hochgedient hat. Die Kollegen in Frankreich haben nicht den kleinsten Fleck auf seiner Weste gefunden. Demnächst sollte er in der Verwaltungsspitze der EDF landen.“
    „Und der hatte keine Geliebte?“ Helma verzog schmunzelnd das Gesicht, während sie die Gläser polierte.
    „Jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt nicht.“ Ich lächelte zurück.
    „Ich denke trotzdem, es war was Persönliches.“
    „Da hab ich was“, sagte Franz. Er starrte auf den Laptop-Bildschirm. „Hier in diesem Blog von einem Stop-nucléaire-Aktivisten steht, es habe in einem der AKWs einen Vorfall gegeben, bei dem mehrere Arbeiter verstrahlt worden sind. Lafitte habe es vertuschen wollen.“
    „Von wann stammt die Eintragung?“
    „Ist schon älter, ich musste eine Weile suchen.“
    „Mehr gibt es nicht?“
    „Nein, das ist das einzige Mal, dass er mit so einer Geschichte bei den AKW-Gegnern auftaucht. Ansonsten nur eine Biografie und eine gelegentliche Erwähnung, wenn es wieder was Neues aus Cattenom zu berichten gibt: Einweihung eines Umweltgebäudes, Umwelttage in Cattenom und solche Dinge halt. Ach ja, und die Stresstests. Da betont er immer wieder, dass alles bis auf ein paar Kleinigkeiten für in Ordnung befunden wurde und dass die französische Regierung nicht die geringste Absicht habe, Cattenom zu schließen.“
    Wir grübelten weiter. Auch wenn nichts direkt darauf hindeutete, mir schien ein persönliches Motiv das Wahrscheinlichste zu sein.
    „Wenn ihr das Motiv habt, habt ihr den Mann“, sagte Helma in meine Gedanken hinein.
    Ich lächelte Helma an. Sie hatte in all den Jahren einiges von Franzens und meiner „Ermittlungsarbeit vom Tresen aus“ mitbekommen. „Ja, dann haben wir den Mann“, wiederholte ich.
    „Ist das denn sicher, dass es ein Mann ist?“
    „So sieht es jedenfalls auf den Überwachungsvideos aus.“
    „Also, das ist doch …“ Franz malträtierte seine Tastatur. Dann verstummten die Tastenschläge, und auch Franz sagte nichts mehr.
    „Also?“, fragte ich.
    „Hm. Es wurden fünf Männer verstrahlt. Einer davon hieß Schmerber. Den Namen kenne ich.“ Er hackte wieder auf der Tastatur herum, als wäre es eine Adler Gabriele von 1956.
    „Stammt ursprünglich aus dem Elsass“, meinte er dann.
    „Wer?“
    „Der Name. Eher selten.“
    „Und wie hilft uns das jetzt weiter?“
    Franz stand auf. „Ich muss mal telefonieren.“ Offenbar konnte er das nicht hier am Tresen tun.
    „Ist ein guter Journalist“, sagte Helma. Ich nickte. Da war Franz schon wieder da.
    „Er geht nicht ran.“
    „Wer nun? Spann uns nicht auf die Folter.“
    Franz sah Helma und mich an. „Das kann ich euch nicht sagen.“
    Klar. Er hatte versucht, einen seiner Informanten anzurufen.
    Paris, früher Nachmittag
    David dachte an das sonnendurchflutete Frühstück am Morgen. An Elodie, Claire und Léon. Er würde sie für immer verlieren.
    Gib dir einen Ruck, dachte er. Betrat das Krankenhaus. Er war die Sache immer und immer wieder durchgegangen. Am Ende würden sie ihn fassen, das war nicht mehr zu verhindern. Aber seit dem Schuss in Cattenom war sowieso alles verspielt.
    Der Flur war menschenleer. Noch saßen die Pariser beim sonntäglichen Mittagessen. Zeit für Besuche war später. Die Tür zum Raum 3141 stand einen Spalt offen. Eine Schwester beugte sich gerade über den einzigen Patienten. Wenigstens das hatte er für seinen Bruder tun können. Dass er nicht mit vier anderen Leuten auf einem Zimmer liegen musste.
    Die Schwester kam heraus, mit ihr entwichen Geräusche der zahlreichen Geräte, an die sein Bruder angeschlossen war.
    „Er schläft zurzeit“, sagte sie freundlich professionell im Vorbeigehen. David nickte. Nahm einen Stuhl, setzte sich an Anthonys Bett, legte die Hand auf dessen Arm.
    Was hätten sie nicht alles gemeinsam

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