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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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Wenninge zu reden.
    „Wie sagt man so“, sagte er zu Inge, „wenn der Berg nicht und so weiter.“
    „Und so weiter?“ Inge knetete ihren Brotteig. Sie sah kaum hoch.
    „Mit dem Propheten. Wenn der Berg nicht zum Prophet kommt“, antwortete Hubert und dachte, dass es nett wäre, eine Frau zu haben, die zuhörte, wenn der Bürgermeister sprach.
    „Aha“, sagte Inge und jetzt sah sie auf und hieb noch einmal mit fester Hand auf den Teig, sodass Hubert zusammenzuckte.
    „Und du, was bist du? Der Prophet oder der Berg?“
    Da musste Hubert nachdenken.
    „Der Berg, denke ich, oder? Auf jeden Fall fahre ich raus zu Wenninge. Der reagiert ja nicht, wenn man etwas von ihm will.“
    „Wenn du etwas von ihm willst, dann musst halt du agieren“, sagte Inge weise. „Wie er reagiert und ob überhaupt, siehst du dann.“
    Das Gespräch nahm eine Wendung, die Hubert nicht behagte. Der Verdacht, dass in seinem eigenen Haus die weibliche Hälfte intelligenter und schlagfertiger, ja logischer denken konnte, drängte sich auf. Er blies die Backen auf und teilte Inge mit, dass es um das Wohl des Ganzen ginge. Er wandte sich um und der Haustür zu und ersparte sich damit den Anblick des ironischen Lächelns seiner Frau.
    Dennoch konfrontierte ihn ein anderer unschöner Anblick. Auf Wenninges Hof öffnete er auf der Suche nach dem Besitzer die Tür zur Scheune und fand dort den Bauern eindeutig tot auf dem Boden liegen.
    Es war keine Frage, dass dem nicht mehr zu helfen war. Und es war klar, dass die Polizei gerufen werden musste, denn Wenninge hatte die Mistgabel im Brustkorb stecken, und das konnte kein Unfall sein und nach Selbstmord sah es auch nicht aus. Hubert tat, was getan werden musste. Er rief den Notarzt und die Polizei. Dann setzte er sich draußen vor der Scheune auf einen Stein und wartete.
    Von Weitem war das Martinshorn zu hören, dann bog der Notarzt mit quietschenden Reifen auf den Hof. Hubert stand auf. Der Wagen hielt, und Arzt und Fahrer sprangen heraus.
    Hubert zeigte auf das Scheunentor. Eile tat zwar nicht Not, aber das sollten die beiden ruhig selbst feststellen.
    Sie blieben lange in der Scheune. Hubert wunderte sich. Entweder musste man schnell mit dem Opfer herauskommen, weil noch was zu retten war, oder man konnte alles lassen, weil ohnehin nichts mehr zu tun war. Anscheinend gab es eine dritte Möglichkeit.
    Da kam ein zweiter Wagen auf den Hof gefahren und hielt neben Huberts Mercedes. Die Polizei.
    Wachtmeister Höhmann stieg aus. Höhmann kam auf ihn zu, und Hubert zeigte wieder auf das Scheunentor.
    „Was ist passiert?“
    „Keine Ahnung“, sagte Hubert. „Ich wollte mit Wenninge sprechen. Der Felder wegen.“
    Höhmann nickte. Wie alle im Ort wusste er, worum es ging.
    „Ja, und da lag er in der Scheune. Mit der Mistgabel im Brustkorb und ich denke, es gibt keine Hilfe mehr.“
    „Notarzt ist drin?“
    Hubert nickte.
    Höhmann rückte seine Kappe zurecht und machte sich auf den Weg. Glücklich sah er nicht aus.
    Keiner kam heraus. Hubert schrieb seiner Frau eine SMS, dass er zum Mittagessen nicht zu Hause wäre und eine ans Büro. Als das Handy klingelte und er sah, dass Inge ihn zurückrief, drückte er sie weg. Er wollte mit niemandem sprechen.
    Immer noch ließ sich keiner blicken. Eine Katze schlich über den Hof. Dann kam das nächste Fahrzeug. Der Leichenwagen. Hubert stand wieder auf und zeigte aufs Scheunentor. Als nächstes ein Zivilfahrzeug. Zwei Männer stiegen aus. Das waren wohl die von der Mordkommission oder Spurensicherung. Langsam wurde es Hubert zu dumm. Er wollte heim. Er ging den Männern entgegen.
    „Guten Morgen.“
    „Guten Morgen, Sie sind?“
    „Hubert. Ich bin der Bürgermeister hier.“
    Der Mann nickte.
    „Wo ist die Leiche?“, fragte der andere.
    Hubert zeigte wieder auf das Scheunentor. Der Mann nickte und ging. Der andere blieb und fragte.
    Am nächsten Tag stand Hubert wieder am Fenster seines Büros und dachte nach. Was wurde jetzt? Wenninge war weg. Was sollte er den Leuten von Windsweep sagen? Was würde mit dem Projekt?
    Was zur Frage führte, wer ein Interesse daran haben konnte, Wenninge umzubringen. Nicht, dass es Huberts Aufgabe war, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, aber es beschäftigte ihn. Wenninge war gegen das Projekt gewesen, das hatte Hubert dem Kommissar erzählt. Insofern konnte es dem Projekt nur gut tun, wenn er aus dem Weg war. Auf der anderen Seite verzögerte sein Tod alles. Nun würde man mit den Erben verhandeln

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