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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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müssen. Idiotisch, dass das Landratsamt die Enteignung abgelehnt hatte.
    Die Erben profitierten von Wenninges Tod. Der würde ganz schön Geld bringen. Erben würden die Geschwister. Wenninge hatte keine Kinder. Zumindest nicht offiziell. Schnell schob Hubert den Gedanken beiseite. Einen Bruder und eine Schwester hatte Wenninge, Lise und Achim. Lise wohnte im Ort, mit ihr würde man reden können. Sie war verheiratet mit einem dorfbekannten Säufer und Tyrann und lebte mit der Schwiegermutter unter einem Dach, von der jeder wusste, was für ein Drache sie war. Vielleicht würde das Geld Lises Position in der Familie verbessern. Obwohl das damals, als sie ihr Erbteil ausbezahlt bekommen hatte, auch nicht funktioniert hatte. Dieses Geld hatte der Ehemann sicher schon versoffen. Vielleicht war Lise klug und ging einfach mit dem neuen Geld. Hubert würde es ihr wünschen. Wenninges Bruder Achim war ein Spinner, der in der Stadt lebte und dort als Sozialarbeiter sein Geld verdiente. Seinen Erbteil hatte er damals gespendet. Unwahrscheinlich, dass dieser Gutmensch nun seinen Bruder mit der Mistgabel erstochen hatte, um an neues Geld zu kommen. Wahrscheinlich hielt er es immer noch mit den Ökos. Dem konnte man die Windpläne als neue Energie verkaufen und er verkaufte dann hoffentlich das Grundstück. Das alles kostete Zeit, und Hubert brauchte einen Aufschub von Frau Maurer …
    Doktor Maurer konnte oder wollte nicht zu Hubert kommen, also fuhr er zu ihr in die Stadt. Maurer wirkte desinteressiert. Sie blätterte in einem Bericht, der offensichtlich nichts mit dem geplanten Projekt zu tun hatte.
    „Möchten Sie einen Kaffee?“
    Hubert nickte.
    Als eine Assistentin den Kaffee vor Hubert abgestellt hatte, räusperte er sich. Frau Maurers Hand griff nach der eigenen Kaffeetasse, hob sie kurz an, stellte sie klirrend wieder zurück. Sie strich sich eine Haarsträhne hinter das linke Ohr. Dann sah sie Hubert aufmerksam an.
    „Herr Hubert“, als sei er gerade eben erst zur Tür hereingekommen.
    „Das sieht nicht gut aus.“ Mit einer großen Handbewegung deutete sie über das gesamte Büro und die schöne Aussicht aus dem Bankenhochhaus.
    Hubert lag eine clevere Bemerkung auf den Lippen, die er sich lieber verkniff.
    „Ja“, sagte er bekümmert. „Wir waren so nahe dran. Ich hätte mit Wenninge ein Einvernehmen erzielen können, und dann so etwas.“
    Frau Maurer nickte.
    „Wie planen Sie jetzt?“
    Hubert öffnete seinen Aktenkoffer.
    „Also erst mal muss die Erbschaft vorangehen“, sagte er. „Da wären zwei Erben, mit der einen habe ich bereits gesprochen, mit dem anderen habe ich morgen einen Termin.“
    Dass sich der zweite am Telefon nicht sonderlich kooperativ gezeigt hatte, erwähnte er lieber nicht.
    „Zeitplan.“
    Frau Maurer sah ihn auffordernd an.
    „Ja, also morgen das Gespräch, und dann müssen wir abwarten.“
    Frau Maurer zog die Augenbrauen hoch. Abwarten schien nicht zu ihrem Wortschatz zu gehören.
    Hubert schwieg.
    „Abwarten?“, wiederholte Frau Maurer schließlich.
    „Darauf, dass das Nachlassgericht einen Bescheid erstellt.“
    Frau Maurer nickte seufzend.
    „Es gibt kein Testament?“, fragte sie.
    Hubert zuckte zusammen. Daran hatte er nicht gedacht. Er war davon ausgegangen, dass die Familienangehörigen automatisch erben würde. So machte man das auf dem Land. Schließlich musste der Besitz in der Familie bleiben. Der Gedanke, dass Wenninge seinen Besitz jemand anderem vermacht haben konnte, war ihm nicht gekommen. Ein Testament. Wenninge hatte keine Kinder, von denen er wusste, seine Eltern waren längst tot, seine ängstliche Schwester war ihm meist auf die Nerven gegangen und mit dem Bruder hatte er kaum Kontakt gehabt. Da lag ein Testament nicht fern. Es konnte jemanden geben, dem Wenninge seinen Besitz eher gönnte als seinen Geschwistern.
    „Nun?“ Frau Maurer verlor langsam die Geduld.
    „Das werde ich herausbekommen“, sagte Hubert.
    „Tun Sie das. Und dann lassen Sie sich einen neuen Termin bei mir geben. Solange suche ich schon mal nach einer Alternativlösung.“
    „Alternativlösung?“
    Wollte Frau Maurer ihm helfen?
    „Für den Standort“, sagte Frau Maurer und Huberts Hoffnungen sanken.
    Es gab ein Testament. Und was drin stand, irritierte Hubert. Hilbert erbte, sein Sohn. Da stand es: Hilbert Hubert. Wie konnte Wenninge nur? Hubert packte der Zorn. Das sah gerade so aus, als hätte Wenninge was mit Bert zu tun. Hilbert. Noch schlimmer, man konnte glauben,

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