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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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und mit Kopfnicken bedacht.
    Etwa dreißig Minuten, nachdem die Demo ihren Anfang genommen hatte, erschienen Hendrik Willen und seine Kollegin, um sie direkt wieder aufzulösen.
    „Tut mir leid, Leute, ihr hättet sie anmelden müssen“, erklärte der Dorfpolizist die Rechtslage.
    Die Menge wich nur wiederwillig und so hatte die Exekutive in Person der beiden uniformierten Beamten einige Mühe, die Menge auseinanderzubringen.
    Paula Liebrecht gab ihrer Truppe ein Zeichen und verschwand unbemerkt aus der Meute, während Willen heftig mit Budde und Andersen diskutierte.
    Es dauerte noch eine knappe Stunde, bis die Ordnungsmacht die Demo endgültig aufgelöst hatte. Willen und seine Kollegin waren zufrieden damit, dass das Ganze friedlich verlaufen war. Dann klingelte Willens Diensthandy. Er meldete sich und hörte Helge Otten flüstern:
    „Komm schnell, Pommes, ich glaub, hier ist was im Busch!“
    Das Telefonat war beendet, noch ehe der Polizist nachfragen konnte.
    Kurze Zeit später erreichten die Gesetzeshüter den Hof von Bauer Otten. Als sie aus dem Wagen stiegen, sahen sie bereits die Sprüche, die auf Haus- und Scheunenwand geschmiert worden waren. Es waren dieselben Parolen wie auf den Flyern, die bei der Demo verteilt wurden.
    „Dafür macht dein Kumpel so einen Aufstand?“
    Anja Krause sah ihren Kollegen verständnislos an. Die Polizisten gingen am Wohnhaus vorbei in Richtung der Kuhställe, denn am Futtersilo, das sich neben den Ställen befand, machten sie von fern Helge Otten aus. Dieser hielt sich am Silo geduckt und beobachtete die Stalltüre.
    „Mensch Helge, wegen ein paar blöder Sprüche rufst du mich an?“
    Im nächsten Moment erschütterte eine gewaltige Explosion den Boden, auf dem sie standen. Steine, Silage und Metallstücke flogen ihnen aus Richtung des Silos um die Ohren. Geistesgegenwärtig schmiss sich Willen auf seine Kollegin und riss sie zu Boden. Er lag jetzt über ihr und schützte sie mit seinem Körper. Aus der Staubwolke, die das Futtersilo eingehüllt hatte, vernahm Willen die markerschütternden Schreie seines ehemaligen Schulkameraden. Nachdem Willen zu ihm gerobbt war, bot sich ihm ein schrecklicher Anblick, wie er ihn nur aus Kriegsfilmen kannte. Helge lag drei Meter von der Stelle entfernt, an der er wenige Sekunden zuvor noch gestanden hatte. Sein Gesicht war von Blut und Pulver ganz schwarz und von Metallstücken übersät. An beiden Oberschenkeln klafften riesige, offene Fleischwunden. Die Unterschenkel lagen abgetrennt einige Meter entfernt im Schmutz. Helge schrie wie am Spieß.
    „Ruf sofort den Notarzt, Anja!“
    Während die Polizistin zum Handy griff, kam der alte Bauer aus dem Kuhstall gelaufen. So schnell er konnte humpelte er zu Willen und zu seinem am Boden liegenden Sohn.
    „Ich konnte nicht erkennen, wer es war. Aber das Schwein ist im Stall, Hendrik! Geh und schnapp ihn dir, ich bleibe bei meinem Sohn.“
    Hendrik Willen sprang auf und rannte zur Stalltüre. Kurz davor verlangsamte er seine Schritte und zog die Pistole. Mit der Waffe in Vorhalte betrat er vorsichtig den Stall.
    Es war laut, die Kühe waren von der Explosion aufgeschreckt und zerrten an den Stricken, mit denen sie am Gestänge festgebunden waren. Einige traten nach hinten aus oder rissen sich los. Willen konnte sich durch einen Sprung ins Stroh vor den wild gewordenen Kühen in Sicherheit bringen. Dann musste er sich wieder orientieren und aufpassen, dass er genügend Deckung hatte. Er wurde durch ein Geräusch auf die Milchkammer aufmerksam. Langsam und mit vorgehaltener Waffe ging er in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Er erreichte die Kammer, postierte sich neben der Tür, mit dem Rücken an der Wand, und schob mit seiner linken Hand behutsam die Türe auf. Sie knarzte laut. Das war das Geräusch, das er gehört hatte. Willen riskierte einen Blick in das Innere der Milchkammer. Er konnte niemanden sehen. Aber eine weitere Tür, die zum Hof hinaus führte, schlug plötzlich zu.
    „Hendrik!“
    Willen hörte, wie die Kollegin von draußen seinen Namen rief. Den Blick in ihre Richtung gewandt, rief er:
    „Bleib hier weg, Anja, ich mach das schon!“
    „Hendrik komm schnell, die Liebrecht flüchtet!“
    Der Polizist jagte durch die Milchkammer. Er stürzte nach draußen und erkannte die Umweltaktivistin, die wie vom Teufel geritten vom Hof flüchtete. Im selben Moment fuhr der Rettungswagen vor. Die junge Kommissaranwärterin winkte den Notarzt zur Unglücksstelle.

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