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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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Psychologen: „Machen Sie alles, nur regen Sie ihn bloß nicht auf!“ Das hatte sie ja hervorragend hinbekommen.
    Peter Dorn zeigte weiterhin mit der Waffe auf sie. „Gehen Sie da runter. Gehen Sie ins Wohnzimmer.“
    Im Wohnzimmer saß Miriam Dorn auf der Couch. Das Gesicht in ihren Händen versteckt, weinte sie stumm. Auf dem Sessel neben ihr hockte der Nachbar, Markus Thelen, an den Anne gar nicht mehr gedacht hatte. Der arme Kerl war einfach nur zur falschen Zeit auf Besuch bei seinen Nachbarn gewesen und so in diese Familientragödie hineingerutscht. Anne setzte sich zu Miriam auf das Sofa. Peter Dorn ging zum Esstisch hinüber. Anne beobachtete, wie er sich mit leichten Mühen – seine ganze linke Körperhälfte war seit dem Unfall nicht mehr voll funktionsfähig – auf einen der Stühle setzte. Er legte die Waffe vor sich auf den Tisch.
    Was für eine Situation! Anne rieb sich den Nacken. Noch vor ein paar Minuten hatte sie geglaubt, alles unter Kontrolle zu haben, gedacht, Peter Dorn ließe sich von ihr überzeugen. Wie hatte sie glauben können, dass jemand wie sie, der die meiste Zeit hinterm Schreibtisch im Büro saß, so eine heikle Lage meistern könnte?
    Sie schaute zur Seite auf Miriam Dorn, die jetzt nicht mehr weinte, sondern Löcher ins Laminat starrte. Die arme Frau. Vielleicht hätte sie ihren Mann doch besser verlassen sollen. Sie hatte eine Affäre, so viel wusste Anne. Eine Nachbarin hatte sie beim letzten Dorffest abseits der Feier beim Schäkern erwischt, nur leider hatte diese Frau den Mann dank einer üppigen Hecke nicht sehen können. Mit wem betrog sie ihren Mann?
    Anne blickte auf Markus Thelen. Vielleicht der Klassiker? Hatte sie eine Affäre mit dem Nachbarn und guten Freund des Hauses? Allerdings, wenn Anne die beiden beobachtete, mussten sie extrem gute Schauspieler sein. Nichts deutete darauf hin, dass Markus Thelen an Miriams Leiden Anteil nahm oder Miriam bei ihrem Nachbarn Unterstützung suchte.
    Ein anderer, verwegener Gedanke kam Anne in den Sinn: Und wenn es Rainer Berger war? Rainer Berger, der Frauenheld? So absurd war die Idee noch nicht einmal. Vor Urzeiten waren Rainer und Miriam ein Paar gewesen. Wie Miriam selbst zu Protokoll gebracht hatte, hatte er sie unzählige Male betrogen, bis sie die Beziehung beendete. Nur wenn man allen Aussagen, die Anne gesammelt hatte, glauben durfte, hasste Miriam Dorn Rainer Berger. Anne hatte mindestens so viele Leute, die dieses bezeugen konnten, wie sie es von Peter Dorn taten. Warum nicht Miriam? Bis jetzt war Peter Dorn immer ihr Favorit gewesen, aber Miriam hätte mit der Waffe ihres Mannes genauso schießen können. Und wenn er kein Alibi hatte, weil er unten im Keller schlief und sie oben im Schlafzimmer, dann hatte sie auch kein Alibi. Bei der letzten Bürgerversammlung vor zwei Wochen war es zu einem heftigen Streit zwischen Rainer Berger und Peter Dorn gekommen. Zum Schluss wurde es sogar handgreiflich zwischen den beiden Kontrahenten. Doch wie war der Streit so eskaliert? Anne erinnerte sich an die Zeugenaussagen: Miriam hatte zuerst angefangen, Rainer zu beschimpfen, bis Rainer konterte und Miriam vor der ganzen Dorfgemeinschaft aufs Übelste beleidigte. Vielleicht der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und Miriams Wut ins Unermessliche steigerte. Sie betrieb ein kleines Wellnessstudio mit Hang zur Esoterik im Keller. Kaum zu glauben, dass die an Erdstrahlen und Energiebahnen glaubende Klientel weiterströmte, wenn ihr demnächst ein 70 Meter hoher Strommast vor die Tür gesetzt wurde.
    Plötzlich ging Annes Handy los. Alle schauten sie an. „Mein Handy“, murmelte sie entschuldigend und griff in ihre Tasche. Es war Paul Stewinski, ein Kollege von der kriminaltechnischen Untersuchung, den sie um einen Gefallen gebeten hatte.
    „Kann ich rangehen?“, fragte sie vorsichtig. „Es könnte wichtig sein.
    Peter Dorn zuckte mit den Schultern.
    „Ja, Paul.“
    „Hallo Anne. Wie geht’s? Ich wollte dir nur sagen, was ich rausbekommen habe. Der Gefallen, du weißt schon. Dafür schuldest du mir etwas.“
    Er sprach ganz locker. Offensichtlich hatte sich ihre prekäre Lage noch nicht bis zu ihm herumgesprochen.
    „Bitte, Paul, es ist gerade schlecht. Sag mir schnell, was es gibt.“
    „Also, du hattest mich ja gebeten, den Unfall von Peter Dorn noch mal durchzugehen. So wie der Unfall in den Akten steht, kann es nicht passiert sein.“
    „Sondern wie?“
    „Wie genau, kann ich dir leider nicht sagen, oder

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