Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
Vom Netzwerk:
nicht zu erklären waren. Nur eins war ziemlich klar: Rainer Berger hatte seinen Mörder gekannt und ihn selbst ins Haus gelassen.
    Doch nach ein paar Tagen kamen sie an einem Verdächtigen nicht mehr vorbei: Peter Dorn, der jetzt in diesem Augenblick vielleicht darüber nachdachte, in welcher Reihenfolge er sich und seine Familie erschießen sollte.
    Peter Dorn, 37 Jahre alt, verheiratet mit Miriam Dorn seit 14 Jahren, zwei Kinder, acht und zehn Jahre alt. Früher bei Amprion angestellt, doch seit einem Arbeitsunfall vor acht Jahren erwerbslos, streitet um die Anerkennung einer Berufs- und Frührente. Mitglied im Schützenverein und Gründer und Vorsitzender der Bürgerinitiative „Pro Erdkabel“. Es war sein Name, der den Leuten als Erstes einfiel, wenn man sie nach Rainer Bergers Feinden fragte.
    Plötzlich klingelte Annes Handy: Ralf, ihr Lebensgefährte.
    „Hallo, kannst du gerade reden oder ist es ganz schlecht?“
    „Geht.“
    „Ja, ich wollte nur gerade, also Max’ Schule hat eben angerufen. Ihm ist irgendwie schlecht geworden und ich komm hier gerade ganz schlecht weg, könntest du ihn vielleicht eben von der Schule abholen?“
    „Sorry, ich bin mitten in einem Einsatz, es geht gar nicht im Moment.“
    „Okay. Dann muss ich schauen. Vielleicht frage ich Martha.“ Martha war ihre Nachbarin, die manchmal auf die Kinder aufpasste. „Aber denk ans Essen heute Abend, ich schaff’s heute nicht – bis dann, ich liebe dich.“
    „Bis dann.“ Das Essen hatte sie total vergessen. Heute war sie an der Reihe mit Einkaufen und Kochen. Wie sollte das alles noch klappen? Das Leben mit Ralf war manchmal schon anstrengend. Sie liebte ihn wirklich, aber eigentlich hatte sie gedacht, das Thema Kindererziehung vor einigen Jahren abgeschlossen zu haben, als ihr Sohn wegen des Studiums auszog. Ralfs Kinder waren süß, aber mindestens genauso arbeitsintensiv. Vielleicht hätte sie ihm direkt sagen sollen, dass sie hier wohl noch den ganzen Tag feststeckte.
    Sie blickte auf das Haus mit den heruntergelassenen Jalousien. Was für eine absurde Situation. Während sie sich ärgerte, dass sie keine Zeit fürs Abendessen hatte, spielte sich dort drinnen eine Familientragödie ab.
    Sie dachte an ihr Gespräch mit Petra Becker, die sie als eine der Ersten ins Präsidium bestellt hatte.
    „Frau Becker, ich habe Sie heute hierher kommen lassen, weil ich mit Ihnen über Rainer Berger sprechen wollte. Sie haben doch mit ihm die letzten Jahre zusammengearbeitet, da lernt man sich doch kennen.“
    „Das lässt sich wohl nicht vermeiden, wenn man sich ein Büro teilt.“
    „Was war Rainer Berger für ein Mensch?“
    „Puh, was für eine Frage.“ Petra Becker schien ins Grübeln zu kommen. „Rainer … ja … eigentlich war er ein ganz lockerer Typ. Für meinen Geschmack vielleicht manchmal ein bisschen zu sehr von sich eingenommen. Aber er hatte wirklich was an sich, er hatte schon einen gewissen Charme.“ Sie seufzte.
    „Er hatte also einen Schlag bei Frauen.“
    „Na ja, er sah ja auch nicht schlecht aus.“
    Anne betrachtete Petra Becker, wie sie in ihrem Hosenanzug mit übereinandergeschlagenen Beinen vor ihr saß und der rechte Fuß unaufhörlich auf und ab wippte.
    „Sind Sie seinem Charme auch erlegen?“, fragte Anne ohne Umschweife.
    „Nun ja, ich muss zugeben, das ist aber auch ein paar Jahre her. Ich denke, wir waren beide darüber hinweg.“
    „Haben Sie sich in letzter Zeit noch privat getroffen?“
    „Nein, nur noch im Büro.“
    „Hatte er eine Freundin oder sich mit jemandem getroffen?“
    „Davon weiß ich nichts. Allerdings war unser Verhältnis auch nicht mehr so eng.“
    Anne nickte und wollte eine weitere Frage stellen, als Petra Becker plötzlich nachsetzte: „Aber in letzter Zeit … Rainer hat sich irgendwie verändert.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Er war irgendwie nachdenklicher, stiller. Und manchmal sagte er, dass er auf alles keine Lust mehr habe und am liebsten alles hinschmeißen wolle. Es hätte mich nicht gewundert, wenn mir eines Tages jemand erzählt hätte, dass der Rainer seine Koffer gepackt hat und weg ist.“
    „Haben Sie eine Idee, warum er sich so verändert hat?“
    „Na ja, es ist ja schon einiges bei ihm im letzten Jahr passiert. Erst stirbt sein Vater, dann zieht er wieder bei seiner Mutter ins Haus und wenig später stirbt auch die Mutter. Und dann diese ganze Geschichte mit dem Dorf.“ Petra Becker rutschte unwirsch auf ihrem Stuhl hin und her und stieß

Weitere Kostenlose Bücher