Nachhaltig tot (German Edition)
installiert, die höhere Durchflüsse anzeigen als die tatsächlichen Liefermengen. Die der Abrechnung zugrunde liegenden falschen Durchflussmengen werden von höchster Stelle testiert. Die Deutsche Gas und Regierungskreise wissen um diese Manipulationen und wurden möglicherweise sogar protegiert.
Die von der Deutschen Gas an die Russen zu viel gezahlten Gelder in dreistelliger Millionenhöhe teilen sich Gaspol, die Deutsche Gas und politische Organisationen in Deutschland. Auch die Gasleitungsbetreiber sollen an diesem Modell partizipieren. Über komplizierte Finanzströme fließen die Überzahlungen in großen Teilen auf verdeckte Konten in Deutschland zurück.
Der Redaktion liegen Informationen vor, wonach die Gelder auf Umwegen der Finanzierung politischer Parteien und regierungsnaher Stiftungen dienen oder auf Schwarzgeldkonten der Deutschen Gas landen. In Russland soll der Überschuss zur Bekämpfung regierungsfeindlicher Kräfte verwendet werden.
Der Skandal wurde durch russische Organisationen aufgedeckt, die seit Jahren die Korruption und Willkür in ihrem Land anprangern. Es darf angenommen werden, dass Mitwisser dieses Komplotts in Russland auf dubiose Art und Weise aus dem Verkehr gezogen wurden. Es wird von Auftragsmorden oder Verurteilungen zu langjährigen Strafen in Arbeitslagern gesprochen.
Die Beweisunterlagen wurden der Berliner Lupe von russischen Organisationen, die sich seit Jahren im Kampf gegen Willkür und Korruption engagieren, auf geheimen Wegen zugespielt. Fotos und Schriftsätze können ab sofort im Internet eingesehen werden.
Es steht zu befürchten, dass einflussreiche Kräfte sowohl in Deutschland als auch in Russland versuchen werden, die Aufdeckung dieses Komplottes mit allen Mitteln zu verhindern. Die Öffentlichkeit und Journalistenverband sind daher aufgerufen, ein sorgsames Auge auf die Berichterstattung zu werfen. Inwieweit ähnliche Praktiken beim Gasbezug in anderen europäischen Ländern geübt werden, bleibt vorerst offen. Es darf jedoch spekuliert werden, dass Deutschland kein Einzelfall ist. Es bleibt abzuwarten, wie die beschuldigten Instanzen und Unternehmen auf die Vorwürfe reagieren werden.
Weitere Berichte werden folgen.
Schnell sickerte durch, dass Beatrice Bernstein und Alfred Kronwitter für den Artikel verantwortlich waren. Die Telefone in der Redaktion standen nicht still, weil zahlreiche Fernsehanstalten um einen Termin oder ein Interview nachfragten. Genervt von dem Trubel verließen die beiden Journalisten das Pressegebäude und trafen sich im Sony-Center zu einem Kaffee.
„Ich werde keine Interviews geben, Freddie. Das ist mir zu heiß.“
„Journalistisch gesehen sind wir gerade auf dem Höhepunkt, aber wenn der Artikel tatsächlich eine nachhaltige Wirkung hinterlässt, brauchen wir den kurzfristigen Bekanntheitsgrad nicht, dann wird man sich auch in ein paar Jahren noch an uns erinnern.“
„Dann lass uns für zwei Wochen untertauchen. Das Geld dafür haben wir.“
„Ich denke auch, dass wir die weiteren Ermittlungen jetzt anderen überlassen sollten.“
„Wie wäre es mit zwei Wochen Sylt? Kriegst du das geregelt? Bist du dabei?“
„Wenn ich jetzt einfach verschwinde, wirft der Alte mich raus, aber das ist mir egal. So toll ist der Job nun auch wieder nicht. Was anderes finde ich jetzt immer. Aber auf Sylt ist mir zu viel Trubel, Fehmarn würde mir besser gefallen.“
„Okay, dann eben Fehmarn. Heute noch?“
„Heute noch! Ich bin um fünf Uhr bei dir und hole dich ab.“
Zwei Stunden später waren Beatrice und Alfred unterwegs zur Ostseeinsel und hofften, damit erst einmal aus der Schusslinie zu sein.
Während der nächsten Tage jagte in der Bundeshauptstadt ein Dementi das nächste. Regierungssprecher erklärten, es handele sich um eine üble Verleumdungskampagne oppositioneller Kräfte. Die Deutsche Gas zog es vor, keine Statements abzugeben. Die Veröffentlichungen auf der Internetseite, die nach vier Stunden verschwunden waren, von denen jedoch einige Kopien kursierten, wurden kurzerhand als Fälschungen deklariert.
Doch so einfach ließ sich die Presse nicht zufriedenstellen. Die Meute hatte Lunte gerochen, und je öfter dementiert wurde, desto größer wurde das Interesse. Bald war klar, dass die Regierung aus der Nummer nicht mehr herauskommen würde, aber personelle Konsequenzen gab es vorerst nicht, außer einem Bauernopfer. Der Chefeinkäufer der Deutschen Gas wurde gefeuert, und die Staatsanwaltschaft ermittelte
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