Nachhaltig tot (German Edition)
sieht eindeutig so aus, als sollten wir uns sputen. Geh‘ du doch bitte unverzüglich zur Staatsanwältin und lass dir für den sauberen Dr. Rückert einen Haftbefehl ausstellen. Die Indizien, die uns vorliegen, sollten sicherlich ausreichen.“
„Das denke ich auch“, stimmte Frank zu.
„Und wenn du den Haftbefehl hast, dann fahr bitte sofort los zur Rückertschen Villa, um ihn dingfest zu machen. Schnapp dir Kollegen von der Streife, wenn nötig“, führte Jan weiter aus.
„Willst du nicht dabei sein?“, fragte Frank etwas verblüfft. Die Verhaftung eines dringend Tatverdächtigen war in Mordfällen eigentlich immer Sache des Hauptermittlers.
„Nein. Ich muss an anderer Stelle noch mal nachhaken“, blieb Jan etwas rätselhaft. „Aber stell mich doch bitte zu Tamara durch.“
Frank verabschiedete sich, drückte ein paar Tasten und verband Jan mit seiner Kollegin.
„Zur Energeto? Jetzt sofort? Kein Problem. Wo treffen wir uns genau?“, hörte Frank seine Kollegin noch sprechen, bevor sie in den Flur stürmte.
Energeto zum Zweiten, schoss es Tamara durch den Kopf, als sie die Florianstraße langsam hinunterfuhr, um noch einen freien Parkplatz zu ergattern. So gegen halb drei waren die Parkplätze leider noch gut belegt, weshalb sie sich entschloss, den Wagen einfach vor dem Eingang abzustellen. Auch wenn sie eigentlich vermeiden wollte, sich im wahren Leben eines Ermittlers wie die Herrschaften im Fernsehen zu benehmen.
Jan stand vor einer Stele mit dem Firmenschild und deutete mit einem Winken an, sie solle sich beeilen.
Sie war schon gespannt, weshalb sie erneut der Energeto einen Besuch abstatteten. Vor etwa sechs Stunden hatten sie hier noch Dr. Harpens erschlagen in seinem Büro vorgefunden. Und relativ zügig seinen Chef Dr. Rückert als dringend tatverdächtig erkannt, weil der Ermordete offenbar ein Verhältnis mit dessen Gattin pflegte. Was den Gehörnten anscheinend zu dieser Tat getrieben hatte. Nur war es auch ziemlich sicher, dass man Herrn Rückert hier nicht antreffen würde. Zumal Jan selbst Frank zu dessen Wohnung geschickt hatte.
„Hallo Tamara. Das ging ja schneller als gedacht. Habt ihr eigentlich etwas über die Energeto herausgefunden oder war die Zeit doch zu knapp?“, empfing Jan sie.
Tamara wollte schon weitergehen zum Eingang, doch Jan hielt sie am Arm fest. „Langsam, langsam. Habt ihr noch ein paar Informationen?“
Tamara blieb stehen und fasste kurz alles zusammen, was Frank und sie innerhalb der letzten Stunde so alles zusammengetragen haben. Weil die lokale Presse vor einigen Jahren die Ansiedelung der Energeto AG in Dortmund als die Wiederauferstehung Dortmunds als Standort der Energiewirtschaft feierte, kannte Jan die Grundlagen schon. Neu war jedoch, dass die Energeto nicht nur Solar- und Windparks oder Biogasanlagen plante und betrieb, sondern dass sie innerhalb des Verbundes der vier großen Stromkonzerne in Deutschland auch federführend für Speichersysteme war.
Diesen Bereich hat bis heute Morgen Dr. Harpens vertreten. „Die Speichersysteme sind, auch wenn das nicht großartig in der Öffentlichkeit verbreitet wird, das Kernstück und irgendwie auch das Stiefkind der Energiewirtschaft“, führte Tamara weiter aus. Denn da die regenerativen Energiequellen wie Wind oder Sonne zu Zeiten aktiv sind, die von Menschen nicht beeinflusst werden können, muss man die von ihnen erzeugte Energie zwischenspeichern. Um sie dann ins Netz einspeisen zu können, wenn der Bedarf es erfordert.
„Zwischen Tagesschau und Tatort“, warf Jan ein.
„Genau. Oder in den Pausen der Länderspiele. Wenn mal eben die ganze Republik zur Toilette muss und überall Licht eingeschaltet wird und Wasser läuft“, kommentierte Tamara weiter.
„Nun, das sieht doch so aus, als hätte der gute Dr. Harpens sich um seine Zukunft überhaupt keine Sorgen machen müssen. Als Leiter der Abteilung Speichersysteme lag ihm die Energeto, wenn nicht sogar die ganze Branche, zu Füßen“, merkte Jan an.
„Sollte man meinen. Würde einleuchten“, stimmte Tamara Jan zu.
„Aber? Ich meine, da ein ‚Aber‘ gehört zu haben.“
„Genau. Denn die Energeto streute in den letzten Tagen Gerüchte, dass der Forschungsaufwand für Energiespeichersysteme so gewaltig sei, dass ihn die Energeto nicht mehr stemmen wolle. Zumal die Investitionen sich nur sehr, sehr langfristig auszahlen würden, weil die Zeit bis zur Marktreife für alle Produkte einfach zu lange sei. Wobei man auf die
Weitere Kostenlose Bücher