Nachhaltig tot (German Edition)
stelle sich einmal diese Energieverschwendung vor, ich mag gar nicht daran denken.
Das wäre wirklich lachhaft, wenn einer wie ich durch die sinnlose Vergeudung fossiler Brennstoffe ums Leben käme! Oder gar durch Atomenergie – ein Skandal wäre das!
Der Speicher
Dieter Kuhlmann
„Ich habe noch keine Ahnung, warum, aber ich fühle mich verarscht“, brummelte Jan van Teldern, Kriminalhauptkommissar des Morddezernates der Dortmunder Polizei, vor sich hin. „Alles so klar, so schnell, so glatt.“
Und etwas lauter, nun direkt an seine Kollegin, Kriminalkommissarin Tamara Schneiders, gerichtet, fuhr er weiter fort: „Mit den Telefondaten hat sich der saubere Herr Dr. Rückert ja nun endgültig zum dringend Tatverdächtigen gemausert. Wir machen den Sack zu und hören uns an, was der Vogel hier im Präsidium denn zu diesen vielen Ungereimtheiten seiner Aussage zu berichten hat. Lass uns die Rückerts noch mal besuchen und den Doktor hierhin mitnehmen.“
„Ich kann dich absolut verstehen“, stimmte Tamara ihrem Chef zu, zog die Finger der linken Hand durch die Haare, um ihre Locken zu bändigen und streifte im Aufstehen ihre Jacke über. „Es ist nicht so, dass ich besonderen Wert auf komplizierte Fälle mit vielen Verdächtigen, unklaren Motiven und sonstigen Unannehmlichkeiten lege, aber hier habe auch ich das Gefühl, als würde ich nur Teile eines Puzzles aufsammeln, die jemand absichtlich so platziert hat, dass man in jedem Fall drüber stolpern muss. Aber es passt irgendwie alles zusammen.“
„Genau das meine ich“, ergänzte Jan, während er seiner Kollegin die Tür zum Flur öffnete. „Dass der Fund eines Toten nach Mord aussieht ... O. K. Und dass man einen Gegenstand in der Nähe findet, dem ein Schildchen ‚Tatwaffe‘ förmlich anhaftet, sodass selbst Ray Charles das erkennen hätte können ... kann ja auch mal passieren. Aber das alles nur in eine Richtung läuft, das kann eigentlich nicht sein. Das wirkt alles so arrangiert, so in Szene gesetzt.
Aber: Wir können uns den Fakten nicht verschließen. Das ist auch klar. Lass uns loslegen.“
Kurz bevor sie die Tür zum Treppenhaus erreichten, riss hinter ihnen jemand eine Bürotür auf und rief quer über den Flur, sie sollten noch einen Moment warten. In der Tür stand, die Hand noch auf der Klinke, Kriminalinspektor Frank Brummer, zuständig für Recherche und alles, was mit Rechnern zu tun hatte.
„Gut, dass ich euch noch erwische. Die Spurensicherung hat den Baseballschläger aus dem Büro untersucht. Und tatsächlich verwertbare Fingerabdrücke gefunden. Und zwar nicht nur die von Dr. Harpens, sondern auch noch mehrere andere. Und so angeordnet, dass man einzig zu dem Schluss kommen kann, es handele sich um die Tatwaffe“, führte Frank aus.
„Halt, halt. Wartet noch“, ergänzte Frank, als die beiden sich schon abwenden wollten, um ins Treppenhaus zu treten. „Wegen so etwas hätte ich euch doch nicht davon abhalten wollen, das Haus zu verlassen. Ich habe aber etwas Bemerkenswertes gefunden, das ihr euch vielleicht doch noch ansehen solltet. Die Kamera, die du beim Harpens gefunden hast, nutzte unser Doktor nicht nur, um damit sich und seine Freundinnen zu knipsen.“
„Sondern?“, fragte Jan.
„Das solltet ihr euch besser mal selbst ansehen“, antwortete Frank und wedelte dabei mit einem Schriftstück, das er Jan in die Hand drückte.
‚Die enzymatisch gesteuerte Speicherung und Aktivierung latenter Bindungsenergie‘ las Jan in der Kopfzeile der dicht beschriebenen, mit einigen Grafiken angereicherten Ausarbeitung.
„Was ist das? Und woher kommt diese Aufzeichnung?“, fragte er auch gleich seinen Kollegen, blätterte dabei aber sehr interessiert durch die Seiten.
„Letzteres kann ich dir sofort sagen. Der Doktor hat die Speicherkarte seiner Kamera nicht nur für Fotos genutzt, sondern anscheinend auch schon mal als Zwischenspeicher für irgendwelche anderen Dokumente. Es ist übrigens nicht das einzige Dokument auf dieser Karte.
Aber worum es sich dabei genau handelt, das kann ich dir leider ebenso wenig sagen. In jedem Fall sieht es doch ganz interessant aus. Und es macht den Eindruck, als würde es – so vom Thema her – eher zu seiner Arbeit passen als zu seiner Freizeitgestaltung.“
„Da gebe ich dir recht“, räumte Jan ein, wobei er sehr neugierig eine der chemischen Formeln studierte.
Tamara, die zunächst an der Tür stehen geblieben war, um gleich weiter zum Wagen stürzen zu können, befand
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