Nachhaltig tot (German Edition)
Gegenstand gefunden, den unsere Forensik eindeutig als Tatwaffe hat identifizieren können.“
„Der Baseballschläger“, entfuhr es DiMateo.
„Genau den“, stellte Jan überrascht fest. „Muss ich Sie jetzt verhaften? Sie kennen das Stück?“
„Ja natürlich. Jeder hier im Hause kennt diesen Schläger. Auf jeden Fall jeder, der schon mal das Büro von Herrn Dr. Harpens betreten hat. Weil er erstens unübersehbar an der Wand hing. Und weil zweitens Dr. Harpens jedem, der auch nur ansatzweise einen Blick auf den Schläger geworfen hat, die Geschichte dazu erzählt hat. Die ich Ihnen und mir hier aber erspare.“
„Ich hatte mir schon Sorgen gemacht und mich gefragt, ob wir die Ermittlung noch einmal neu aufrollen müssen“, erwiderte Jan freundlich.
„Aber die Bestimmung der Tatwaffe alleine macht ja noch keinen richtigen Fortschritt aus“, erkundigte sich DiMateo weiter, ohne auf Jans Bemerkung näher einzugehen.
„Das ist richtig. Auch wenn dieses Detail natürlich schon sehr hilfreich ist. Wenn ein Täter irgendeinen Gegenstand nimmt, den er gerade in seiner Umgebung findet, dann liegt die Vermutung nahe, dass er die Tat nicht geplant hat, sondern sich aufregte. Und im Affekt als einzige Lösung für sein Problem den Tod seines Gegenübers gesehen hat.“
„Wobei es sich dann nur noch um Totschlag handeln würde“, fügte DiMateo hinzu.
„Genau. Wenn der Täter denn gefasst werden kann und die Richter entscheiden müssen“, ergänzte Jan.
„Aber so weit ist es anscheinend noch nicht gekommen, vermute ich“, fuhr DiMateo fort. „Sonst wären Sie nicht hier, sondern sicherlich gerade im Präsidium mit einem Verhör beschäftigt.“
„Wir sind jedenfalls nicht untätig gewesen. Sondern haben die Festnahme eines dringend der Tat Verdächtigen inzwischen anordnen können.“
„Das ging ja nun wirklich sehr schnell. Herzlichen Glückwunsch“, unterbrach DiMateo.
„Danke sehr. Aber erst mal muss man mit der Person sprechen können. Nur weil wir vermuten, dass Herr Dr. Rückert seinen Mitarbeiter Dr. Harpens erschlagen haben soll …“, fuhr Jan fort.
„Sie meinen doch nicht unseren Dr. Rückert“, unterbrach ihn DiMateo und drehte den Kopf dabei ein wenig in Richtung der neuen Parkrabatten, sodass Jan sein Gesicht nicht vollständig sehen konnte.
Hatte DiMateo da nicht eben gelächelt, fragte Jan sich.
„Leider doch“, verdrängte Jan den Zweifel an DiMateos Aufrichtigkeit und bestätigte ungerührt seinen Kommentar. „Alles spricht leider dafür, dass Ihr Dr. Rückert – vermutlich aus Eifersucht – seinen Untergebenen Dr. Harpens, immerhin Leiter ihrer Abteilung ‚Speichersysteme‘, gestern Abend erschlagen hat. Er konnte offenbar nicht verkraften, dass seine Frau eine Beziehung mit Dr. Harpens unterhielt.“
„Schrecklich“, entfuhr es DiMateo. „Aber wem sage ich das?“
„In der Tat“, pflichtete Jan ihm bei, auch wenn er nicht so ganz von der Ehrlichkeit des Kommentars überzeugt war. „Hinter jeder unserer Ermittlungen stecken kleine – manchmal auch große – Tragödien. Aber die Wahrheit muss ans Licht, damit nicht Unschuldige belastet werden.“
„Wobei mir einfällt“, wandte sich Jan an Tamara, die dem Wortgeplänkel zunächst schweigend, dann aber zusehends verwundert zugeschaut hatte. Denn normalerweise redete Jan nicht um den heißen Brei herum, was er ihrer Meinung nach seit etwa fünf Minuten tat.
„Diese Frau Zampel, die arbeitet doch auch hier?“, fuhr Jan an Tamara gerichtet fort.
„In der Presseabteilung ist eine Frau Zampel tätig“, ergänzte DiMateo.
„Die gestern Abend noch hier lang joggte und dabei den Wagen von Herrn Dr. Rückert gesehen haben will?“, fragte Tamara nach.
„Genau die. Diese Aussage haben wir bisher nur telefonisch. Vielleicht fallen der Frau im direkten Gespräch ja noch Details ein, die uns außerdem weiterhelfen könnten. Setz dich bitte mit ihr in Verbindung und nimm ihre Aussagen zu Protokoll“, erläuterte Jan und schleuste Tamara damit aus dem Büro. Sie verabschiedete sich von DiMateo und verließ das Büro.
„Das ist ja sehr praktisch, dass Ihre Zeugen hier arbeiten und Sie sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen können“, kommentierte DiMateo die Unterbrechung des Gespräches amüsiert.
„Man muss die Gelegenheiten eben nutzen, wenn sie entstehen“, gab Jan etwas rätselhaft zurück. „Wie geht es eigentlich hier im Hause weiter, wenn Ihr Dr. Rückert der Tat überführt wird?
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