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Nachhaltig tot (German Edition)

Nachhaltig tot (German Edition)

Titel: Nachhaltig tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Brabänder , Karin Mayer
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rätselhafter. Sie hörte eine Eule und fragte sich, was das fortwährende Rascheln im Unterholz wohl bedeuten könnte. Sie fühlte sich, als wäre sie ganz allein auf der Welt. Erst vor zwei Monaten war die Verlobung groß gefeiert worden. Und jetzt - was hatte sie nur getan?! Schließlich hielt sie an einem umgestürzten Stamm an und setzte sich darauf.
    Sie war spät von ihrer Freundin Maria zurückgekommen. Später als verabredet. Er hatte ihr eine Szene gemacht. Sie wusste zwar, dass er ein Choleriker war, aber diesmal war er dermaßen ausgeflippt, dass sie ihn nicht mehr beruhigen konnte. Sein Gesicht war hochrot gewesen. Er stierte sie wütend an, beschimpfte sie laut. Sie starrte Fragen in die Luft, bekam keine Antwort und wusste eigentlich auch wieder nicht, was sie fragen wollte. Er hatte gebrüllt, bis die Nachbarn an die Wand klopften. Aber Felix ließ sich nicht beirren. Er schrie sie an, stampfte mit den Füßen auf das Parkett und fuchtelte mit den Fäusten vor ihrem Gesicht herum. Sie hatte sich die Ohren zugehalten, den Kopf geschüttelt, aber nicht gewagt, etwas zu sagen, um ihn nicht noch mehr zu reizen. Nach ungefähr einer Stunde hatte er sich etwas beruhigt. Er ging ins Schlafzimmer, kam im Bademantel zurück.
    „Ich gehe in die Wanne“, zischte er und trampelte ins Bad.
    Sie stand wie erstarrt da. Wie sollte sie das weiterhin aushalten? Sie faltete ihre Hände, die Finger immer in Bewegung, an den Knöcheln ziehend. Das knackende Geräusch der Gelenke und der leichte Schmerz halfen ihr, wieder in die Gegenwart zurückzufinden. Sie atmete tief durch.
    Aus dem Bad ertönte ein Schrei: „Komm her!“
    Sie zögerte lange, bis sie reagierte. Dann ging sie schleppend in Richtung Bad. Sie legte die Hand auf die Klinke, drückte sie bedächtig hinunter und öffnete die Tür.
    Er lag in der Wanne. Den Schaum bis zum Kinn. Er fragte, immer noch mit kaum unterdrücktem Zorn in der Stimme:
    „Was hast du bei diesem Luder gemacht? Konntest du nicht eher nach Hause kommen, wir wollten doch über die Hochzeit sprechen, hast du das vergessen?!“
    „Vielleicht will ich dich ja gar nicht mehr heiraten“, sagte sie mit einem Zittern in der Stimme.
    Sie lief weiter, ein Flüstern und Flirren kam aus dem Waldboden und diese Geräusche irritierten sie. Was sollte sie tun? Nach Hause gehen?
    Er blitzte sie aus kalten Augen an und sagte im Befehlston: „Gib mir den Föhn, aber schnell!“
    Dann schaute er ihr in die Augen: „Maria ist ja bedeutend hübscher als du. Im Bett war sie auch besser.“ Er grinste sie an, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Jetzt gib mir endlich den Föhn, du kleine Fotze!“, schrie er.
    Sie hielt den Föhn in der Hand, stöpselte ihn zögernd in die Steckdose, schaltete ihn ein und warf ihn in das Badewasser. Sie sah, wie er sich verkrampfte, die Augen verdrehte, sie schloss und dann tiefer in die Wanne rutschte.
    Es klingelte, erschrocken starrte sie in die Wanne. Sie erwartete niemanden, sollte sie überhaupt an die Tür gehen?
    Sie rief: „Ja, bitte.“
    „Hier ist Frau Müller, können Sie mir drei Eier leihen?“
    Sie holte die Eier, öffnete die Tür und reichte sie der Nachbarin.
    „Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte die Nachbarin. „Sie sehen so bleich aus.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, mir geht es gut, ich bin nur müde“, äußerte sie und schloss die Tür wieder.
    Sie überlegte, ob sie sich der Polizei stellen sollte. Mord im Affekt. Er hatte sie oft beleidigt und auch manchmal geschlagen. Die Hausgenossen würden die lautstarken Streitereien bezeugen können. Aber ein Gerichtsverfahren, die Anklage, sie fürchtete sich. Die Selbstmordtheorie oder der Verdacht auf einen Unfall wären vielleicht doch das Beste. Was sollte sie tun? Ihren Verlobten tot in der Badewanne finden und die Polizei informieren, oder zuerst den Arzt anrufen? Hoffentlich hatte niemand gesehen, wie sie von zu Hause weglief.
    Was hatte sie erst vor einigen Wochen über Suizid in einer Zeitung gelesen?
    Nach Auskunft der Experten ist der Strom-Wasser-Selbstmord entgegen landläufiger Meinung jedoch keineswegs als sanfter Abgang zu empfehlen: Diese Todesursache sei schmerzhaft und trete häufig nicht sofort ein. Zudem sei in modernen, mit raffinierten elektrischen Sicherungen ausgestatteten Wohnungen der Erfolg dieser Methode nicht garantiert: Die Stromzufuhr wird in diesen Wohnungen blitzschnell unterbrochen. Allerdings – sie wohnten noch in einer Altbauwohnung.
    Der

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