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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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    »Halt! Werfen Sie die Waffe weg!«, schrie Madeline.
    Die katzenhafte Blythe Blake wandte sich um und erfasste die Situation innerhalb einer Sekunde. Madeline hatte Dannys Anaconda-Colt auf sie gerichtet.
    Ohne das geringste Zögern ignorierte sie den Befehl, rannte zu Jonathan, legte den Arm um seine Kehle und hielt ihm den Lauf der Waffe an die Schläfe.
    »Keine Bewegung, oder ich knalle ihn ab!«, rief die Amerikanerin. »Zurück!«
    Die beiden Frauen standen sich drohend gegenüber. Der Wind trieb dichten Schnee vor sich her.
    Blythe näherte sich rückwärts dem Fluss und verstärkte den Druck auf Jonathans Schläfe.
    Madeline trat einen Schritt vor. Die Schneeflocken beeinträchtigten ihre Sicht.
    »Wenn Sie ihn umbringen, sind Sie geliefert!«, brüllte sie. »Ihre ›Freunde‹ vom FBI sind in zwei Minuten hier.«
    »Zum letzten Mal, zurück, oder ich knalle ihn ab! Die FBI -Agenten sind mir völlig egal, ich habe hundert Möglichkeiten, sie abzuhängen.«
    Hatte Madeline wirklich die Wahl? Würde sie die Waffe wegwerfen, würde Blythe sie trotzdem nicht am Leben lassen, sondern sie beide umlegen. Madeline blinzelte, ihr Blick war verschwommen. Die Müdigkeit und der Stress …
    Sie spürte, dass ihre Hand zitterte. Der Lauf des Revolvers schien Tonnen zu wiegen. Es war eine »Männer«-Waffe, entwickelt für Jagd- oder Sportschützen. Damit konnte sie ebenso den Kopf von Blythe treffen wie den von Jonathan, … sie brauchte den Revolver beim Abdrücken nur einen Millimeter zu bewegen. Bei diesem Spiel gab es keine zweite Chance.
    Jetzt!
    Aus Angst vor einem heftigen Rückstoß wandte Madeline ihre ganze Kraft auf, um den Arm ruhig zu halten.
    Der Schuss traf Blythe Blake in den Schädel, und sie machte einen Satz nach hinten. Sie versuchte, sich an Jonathan festzuklammern, doch gleich darauf stürzte sie rücklings über das Geländer in den Hudson River.
     
     
    Der Wind trug das Heulen der Sirenen der Polizeiwagen zu ihnen heran.
    Madeline zitterte in dem eisigen Schneetreiben. Sie hatte die einzige Person getötet, die wusste, wo Alice eingesperrt war. Sie hatte Alice getötet. Sie hielt die Waffe fest umklammert und konnte den Blick nicht von der dunklen Flut abwenden. Jonathan, noch unter Schock, stand reglos in seinem blutbespritzen Hemd da. Doch plötzlich schien er aus seinem Trancezustand zu erwachen. Ihm gegenüber schwankte Madeline, niedergedrückt von Angst und Panik. Da er fürchtete, sie könnte ohnmächtig werden, führte er sie zu dem Pontiac, der an der Gansevoort Plaza geparkt war.
    Er fuhr mit einem Satz an und beobachtete im Rückspiegel die Blaulichter, die über den finsteren Himmel zuckten.


    Kapitel 36
    Alice
    Das Bewusstsein der Verbundenheit mit früheren Generationen kann wie eine Rettungsleine durch die schwierige Gegenwart sein.
    John Dos Passos,
Against American Literature
     
     
     
     
    Lower East Side
    Ein Gebäude nahe dem Tompkins Square Park
    1 Uhr nachts
     
    Jonathan öffnete die Tür zum Badezimmer. Madeline war in der Wanne eingeschlafen. Er nahm den Morgenmantel vom Haken an der Tür und trat näher, um sie sanft zu wecken. Sie war blass, der Blick leer. Fügsam ließ sie sich einwickeln und trocken reiben.
    Es wäre zu gefährlich gewesen, in Claires Wohnung zurückzukehren oder in einem Standardhotel abzusteigen. Nachdem sie den Wagen mehrere Häuserblocks entfernt abgestellt hatten, waren sie in diesem Bed and Breakfast bei einer gewissen Anita Kruk untergeschlüpft, die ein Delicatessen- Geschäft im Zentrum von Alphabet City unterhielt. Jonathan hatte ihre Tochter einst als Chef de Rang im Imperator eingestellt, was Anita nicht vergessen hatte. Um sicher zu sein, dass sie nicht geortet werden konnten, hatten sie ihre Smartphones ausgeschaltet und im Handschuhfach des Pontiac zurückgelassen. Das Einzige, was sie bei sich behalten hatten, waren der Computer und Dannys Pistole.
    Es klopfte an der Tür. Während Madeline unter der Bettdecke verschwand, ging Jonathan öffnen. Die alte Dame trug ein Tablett mit zwei dampfenden Schalen Zurek , einer polnischen Sauerteigsuppe, herein.
    Jonathan bedankte sich bei ihr und bot Madeline eine der Schalen an.
    »Probier mal, ist … eine Spezialität.«
    Sie aß einen Löffel von der Suppe und spuckte sie gleich wieder aus.
    »Stimmt, sie ist ein bisschen sauer, doch die gute Absicht zählt, oder?«
    Ohne zu antworten, löschte sie das Licht und schlief sofort ein.
    Bevor er zu ihr ins Bett

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