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Nachricht von dir

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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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eine Kugel zischte wenige Millimeter an Jonathans Kopf vorbei, bevor sie an einem Stahlpfeiler abprallte.
    Er warf sich auf den Boden und entging so dem nächsten Projektil. Blythe stand zwanzig Meter hinter ihm und nahm ihn unter Beschuss. Er sprang auf und rannte instinktiv zur Außentreppe am Eingang des Parkhauses. Hinter sich hörte er die Schritte der Agentin. Sie war ihm auf den Fersen, konnte aber auf der Wendeltreppe nicht richtig auf ihn zielen.
    Das Ende der Treppe war mit einem zwei Meter hohen Zaun abgeriegelt.
    Es blieb ihm keine andere Wahl, als darüberzuklettern.
    Er hatte zwar seit Monaten keinen Sport mehr getrieben, doch die Perspektive, umgebracht zu werden, gab ihm die Kraft, sich mit bloßen Händen an dem Gitter hochzuziehen. Auf der anderen Seite landete er auf der alten Hochbahntrasse, der High Line , die über den Meatpacking District, das ehemalige Schlachthofviertel, führte. Früher waren auf dieser Bahnlinie die Waren in die Lagerhallen transportiert worden. Seit mehr als dreißig Jahren wurde sie nicht mehr benutzt, bis man sie in eine Grünanlage umfunktioniert hatte. Im Sommer war sie eine Idylle mit wundervollem Ausblick über den Fluss. Doch heute Abend sah Jonathan nichts als düstere und feindselige Betonplatten …
    19th Street, 18th Street …
    Jonathan rannte wie ein Wahnsinniger. Der erste Teil verlief in gerader Linie. Er war also nicht gedeckt und bot eine erstklassige Zielscheibe. Hinter ihm drückte Blythe zweimal ab. Eine Kugel streifte ihn, eine andere prallte an der Plexiglasschutzwand zum Hudson River ab. Zum Glück für Jonathan war um diese Zeit die Beleuchtung ausgeschaltet.
     
     
    Als Madeline die Schüsse hörte, zuckte sie zusammen. Aus dem geöffneten Fenster des Pontiac beobachtete sie die Aktivität auf der ehemaligen Bahnlinie. Während sie langsam die Straße parallel zur High Line hinunterfuhr, versuchte sie, sich den Ablauf der Verfolgungsjagd vorzustellen. Hinter der Schutzscheibe erahnte sie flüchtig Jonathans Silhouette und atmete erleichtert auf. Er lebte noch.
     
     
    Jonathan hatte einen Vorsprung erzielt. Der Schnee fiel in schweren Flocken, der Boden war rutschig. Die Promenade machte eine Biegung nach links und zog sich zwischen den Backsteingebäuden hindurch über die 10th Avenue, dicht vorbei an Fassaden und riesigen Werbetafeln.
    Um die Authentizität des Ortes zu wahren, hatte man an manchen Stellen die Gleise belassen. Jonathan sprang über einen Blumenkasten aus Beton, doch er verstauchte sich den Knöchel, und sein Fuß geriet zwischen die Holzbohlen.
    Verdammt !
    Er setzte seine Flucht hinkend fort. Blythe hatte aufgeholt, doch auf der Höhe des Chelsea Markets führte der ehemalige Industrieweg durch einen Tunnel, der Jonathan etwas Aufschub gewährte.
     
     
    14th Avenue, Washington Street …
    Madeline fuhr zwischen den Häuserblocks hindurch und versuchte, die Metallstruktur nicht aus den Augen zu verlieren. Mehrmals war sie versucht, bei einer der Treppen, die auf die Promenade führten, anzuhalten, doch um diese Zeit waren alle Zugänge geschlossen.
    Schließlich entschied sie sich, bis ans Ende der Trasse zu fahren, und parkte den Wagen an der Gansevoot Plaza. Sie hoffte, dass Jonathan nicht getroffen würde, bevor sie bei ihm wäre.
     
     
    Jonathan lief keuchend aus dem Tunnel. Blythe war jetzt weniger als zehn Meter hinter ihm. Er spürte einen stechenden Schmerz in der Seite. Schwitzend und nach Luft ringend, schleppte er sich zwischen den Büschen hindurch. Schließlich erreicht er das Sundeck : Hier waren große hölzerne Liegestühle aufgebaut, um in der Sonne liegend die Skyline von New Jersey betrachten zu können. Jonathan warf alles um, was ihm in den Weg kam: Liegestühle, Gartentische, Blumenkästen …
    Erneut ein Schuss, dann das Zersplittern einer tönernen Pflanzschale.
    Genau neben mir.
    Außer Atem erreichte er den hinteren Bereich der Grünanlage, mobilisierte seine letzten Kräfte und sprintete durch diesen stärker bewachsenen Teil der An-lage. Wegen der hohen Bäume konnte Blythe nicht zielen.
    Dann war plötzlich Schluss.
    Er rannte die Treppe zur Gansevoort Street hinunter. Seine Verfolgerin war ihm dicht auf den Fersen. Ein letztes Gitter, das zu überwinden war, und …
    Zu spät. Blythe sprang quasi zur gleichen Zeit wie er. Jetzt, da er über die Straße laufen musste, gab er eine hervorragende Zielscheibe ab.
    Sie nahm sich Zeit, um zu zielen. Aus dieser Entfernung konnte sie ihn nicht

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