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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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ungewisse Zukunft windet.
    Vorausgesetzt, die Theorie von Gottes Software stimmt, müssen wir uns fragen, ob Leben gleich Seele ist, und ob auch Tiere eine Seele haben. Denn das wäre die Konsequenz: Leben wird toter Materie in Form der Seele sozusagen beigefügt, damit sie nicht als nutzloser Klumpen im Weg rumliegt. Weil auch der Affe im Dschungel lebt, atmet und sich kratzt, muss er ebenfalls von Gott beseelt sein. Vertreter vieler Glaubensrichtungen merken an, dass zu einer richtigen Seele ein Gewissen gehört, ethisches und moralisches Empfinden und Differenzierungsfähigkeit zwischen Gut und Böse, dass die Seele des Affen der menschlichen also keineswegs vergleichbar ist. Andererseits lassen sie keinen Zweifel daran, dass erst der Odem Gottes den Affen leben lässt, auch wenn das Tier die Gabe nicht zu würdigen weiß, sondern lieber Bananen frisst, als danke schön zu sagen. Die Meinung aller Theologen jedenfalls, mit denen ich gesprochen habe, war einhellig: Affen haben eine Seele, nur eben keine unsterbliche. Ähnliches gilt für Pudel, Goldhamster, Heringe, Fadenwürmer und alles, was da kreucht und fleucht und nicht der Spezies Homo angehört. In einem Punkt können wir also beruhigt sein: Stechmücken, Zecken und Skorpione werden uns im Himmel nicht so schnell begegnen.
    Zwei Nüsse gibt es allerdings zu knacken. Erstens stellen wir beim Blick auf die Menschwerdung fest, dass unsere Ahnen, je weiter wir in die Vergangenheit reisen, immer äffischer werden. Es gibt offenbar keinen Punkt, an dem der Mensch eindeutig Mensch wurde. Jahrzehntelang haben Anthropologen nach dem berühmten missing link gesucht, dem definitiven gemeinsamen Vorfahren von Menschenaffe und Mensch. Heute gilt der Schimpanse als unser nächster Verwandter, weshalb wir ihm gerne Hosen anziehen und alberne Hüte aufsetzen. Genetisch sind Mensch und Schimpanse zu 98,7 Prozent identisch. Man fand es nur logisch, dass in grauer Vorzeit ein gemeinsamer Urahn durch die Wälder geschlurft sein musste. Nach Berechnungen von Molekularbiologen lebte dieser Ahn vor etwa sechs Millionen Jahren. Kurz darauf, so glaubte man, erfolgte die Aufspaltung in Schimpansen und so genannte Hominide, also Menschenartige, sprich Träger unsterblicher Seelen. Im Grunde ging man von einer linearen Entwicklungslinie aus, vergleichbar mit den Baureihen von Autos.
    Doch der Mensch ist keine S-Klasse. Überreste eines gemeinsamen Prototyps wollten sich partout nicht finden lassen. 1994 stieß man in Äthiopien auf 4,4 Millionen Jahre alte Fossilien eines Vormenschen, den man »Ardipithecus ramidus« taufte und euphorisch als missing link präsentierte. Er war es jedoch ebenso wenig wie »Ardipithecus ramidus kadabba«, dessen Zähne und Knochen vier Jahre später ausgegraben wurden und sich als mindestens 800.000 Jahre älter erwiesen. Auch »Orrorin tugenensis«, 2000 in Kenia entdeckt, konnte die alleinige Verantwortung für spätere Schimpansen- und Menschengeschlechter nicht für sich beanspruchen. Er wurde ausgestochen vom derzeit gesichtsältesten Knochenlieferanten »Sahelanthropus tchadensis« aus dem zentralafrikanischen Tschad. Der, so heißt es, habe schon vor 6,5 Millionen Jahren den aufrechten Gang geprobt. Ob all diese Herrschaften nun näher am Affen oder am Menschen gewesen sind, lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Fest steht, dass ein einziger gemeinsamer Vorfahre nicht existiert. Die Entwicklung der Hominiden, der Übergang von den Affenartigen zu den Menschenartigen, vollzog sich fließend, zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Plätzen. Afrika ist die Geburtsstätte der Menschheit, ohne Zweifel, aber es gab weit mehr als eine Wiege.
    Die Hominiden brachten ihrerseits Spezies hervor wie den Australopithecus und den Paranthropus. Irgendwann zwischendurch erhob die Gattung Homo ihren wulstigen Schädel und trollte sich als Homo rudolfensis, Homo habilis, Homo erectus und Homo sapiens neanderthalensis durch die Weltgeschichte. Auch ein gewisser Homo sapiens sapiens war darunter, der es mehr durch Zufall schaffte, bis heute durchzuhalten, und nachweislich der einzige Hominide ist, der seine Vorfahren zu Erkenntniszwecken aus der Erde buddelt. Weder lässt sich also eine erkennbare Zäsur zwischen Affe und Mensch nachweisen noch eine lineare Entwicklungslinie. Der Frankfurter Forscher Friedemann Schrenk sagt dazu:
    »In den vielen Hundert Millionen Jahren der biologischen Evolution gab es nie nur eine einzige Wurzel für eine neue

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