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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nutzt ein über dem Meeresspiegel gelegenes Reservoir, in das Wasser einfließt und von herkömmlichen Turbinen in Strom umgesetzt wird. Um die kinetische Energie der Wellen optimal nutzen zu können, werden diese über zwei lange, extrem flache Rampen in den Tank geleitet. Was Wave Dragon außerdem von konventionellen Wellenkraftwerken unterscheidet, ist die flexible Verankerung — das ganze Ding dreht sich, je nachdem, woher der Wind weht. Geplant ist Wave Dragon als Park, sprich, als Ansammlung mehrerer Einheiten. In Tests jedenfalls schnitt der Wellendrache gut ab.
    Drachen, finden hingegen die Schotten, gehören nicht ins Wasser, sondern haben gefälligst Ritter und Jungfrauen zu verspeisen, die auf festem Boden wohnen. Findige schottische Konstrukteure haben darum auf eine gute alte Bekannte zurückgegriffen, die eindeutig besser für die Ozeane geschaffen ist: auf Pelamis.
    Pelamis bedeutet im Griechischen Seeschlange. Pelamis Platurus etwa, die Plättchen-Seeschlange, ist ein weit verbreitetes Reptil, das sich in allen tropischen Meeren ringelt, außerdem vor Südafrika und Madagaskar und vereinzelt sogar im Panama-Kanal. Zoologen verzeichnen Körperlängen bis maximal ein Meter fünfzig. Das dürfte sich bald ändern, wenn die ersten 150-Meter- Exemplare auftauchen. Eines macht seit August 2004 schon von sich reden. Mehrfach wurde es in den Gewässern rund um die Orkney Islands gesichtet, auch von seriösen Wissenschaftlern. Das Ungetüm ist leuchtend rot, hat einen Durchmesser von dreieinhalb Metern und weist sich durch einen schier unstillbaren Appetit aus.
    Keine Panik.
    Die echte Pelamis ist lediglich Namensgeberin eines schwimmenden Kraftwerks, wie es kein seltsameres geben könnte. Entwickelt vom schottischen Ingenieur Richard Yemm von der University of Edinburgh, besteht die Riesenschlange aus vier länglichen, miteinander verbundenen Stahlzylindern, die von den Wellen gegeneinander bewegt werden. Lediglich über Trossen mit dem Meeresgrund verbunden, schwingen die Einzelsegmente unablässig gegeneinander und übertragen die Schwingungsenergie auf Module, die wiederum Hydraulikgeneratoren speisen. Bis zu 80 Prozent der Wellenenergie kann Pelamis pro Modul in rund 750 Kilowatt Leistung umsetzen. Noch als Prototyp unterwegs, soll die Schlange bald Geschwister bekommen. Die Schotten jedenfalls machen ein Fass auf. Nach all den Jahren Überzeugungsarbeit, die man am Loch Ness leisten musste, hat Schottland nun endlich eine leibhaftige Seeschlange vorzuweisen.
    Auch wenn sie nur Wellen frisst.
     
    Strömungskraftwerke
    werden vom gewaltigsten Motor der Welt angetrieben, den globalen Meeresströmungen. Sie weisen große Ähnlichkeit mit Windkraftwerken auf, allerdings liegen die Rotoren unter Wasser. Theoretisch kann die Verankerung der Masten in jeder Tiefe erfolgen, praktisch sollten 25 Meter nicht unterschritten werden.
    Strömungskraftwerke erfreuen sich großer Sympathie. Wasser hat eine 850 Mal höhere Dichte als Luft. Mit vergleichsweise kleinen Rotoren erzielt man bei langsamerer Drehgeschwindigkeit eine erstaunlich hohe Energieausbeute. Zwei bis drei Meter Strömungsgeschwindigkeit pro Sekunde reichen aus für ein beachtliches Ergebnis. Zudem entfällt eines der Hauptprobleme, das bei Windkraftwerken ins Gewicht fällt, nämlich eben dieses Gewicht. Windturbinen sind schwere Biester, und nichts ist fataler als ein instabiler Turbinenmast. Zwar stellen auch Strömungsturbinen hohe Anforderungen an Statiker, doch schon der wasserbedingte Auftrieb wirkt sich gewichtssenkend aus. Dafür hat man mit der Strömung selber zu kämpfen, die an der Anlage zerrt, mit Korrosion, mit Verstopfung durch Algen und hochgewirbeltem Sediment.
    Mitte 2003 entstand drei Kilometer vor der Nordküste des englischen Distrikts North Devon ein Prototyp, nach dessen Muster ein ganzer Turbinenpark gebaut werden soll. Projekt Seafhw wurde gemeinsam von deutschen und britischen Ingenieuren konzipiert und hat bis heute kein einziges Nanowatt Strom geliefert — aber nur, weil es nicht ans Stromnetz angeschlossen ist. Ansonsten ist man außerordentlich zufrieden. Seafhw produziert Erfahrung und 300 Kilowatt Leistung, was die Erwartungen übertrifft. Der Rotor ist hart im Nehmen, eine Mischung aus Kohlefaser und Stahl, der Mast 50 Meter hoch und in 20 Meter Tiefe fest verankert. Viel sieht man nicht von Seafhw, ein Stück Pfeiler, ein Kasten mit einer Wartungsplattform obendrauf. Die Rotorblätter sind um 180 Grad verstellbar,

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