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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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auf See würden sie sich konstanter drehen, dennoch unterläge die Stromerzeugung auch hier massiven Schwankungen.
    Heronemus erkannte das Problem. In den letzten Jahren seines Lebens dachte er zunehmend über Möglichkeiten nach, dem Meer selbst seine Energien abzutrotzen. Er entwickelte Konzepte für Wasserkraftwerke und war auch damit wieder seiner Zeit voraus. Doch im November 2002, den Kopf voller Ideen, starb er an Krebs. Seitdem treiben andere seine Arbeit voran. Wie es aussieht, wird ihm die Zukunft uneingeschränkt Recht geben. Die Wasserkraft ist auf dem Vormarsch, in Amerika wie in Europa. Seit Anfang der Neunziger hat die Europäische Union knapp 30 Forschungspro- gramme zur Energiegewinnung aus dem Meer gefördert, weitere sind in Aussicht gestellt.
    Was derzeit gerne als Entdeckung der Wasserkraft verkauft wird, ist genau genommen eine Wiederentdeckung. Die Mühle am rauschenden Bach klappert nicht erst, seit Umweltaktivisten auf alternative Energien drängen. Schon vor Jahrhunderten begann man in Asien und im Nahen Osten unter Zuhilfenahme von Wasserrädern Äcker zu bewässern. Mesopotamien gilt als Wiege der Wasserkraft, dort drehten sich schon 1200 v. Chr. die Schöpfräder. Im antiken Rom verstand man das Prinzip der Wasserkraft für so erstaunliche Errungenschaften wie Fahrstühle zu nutzen. Seit dem frühen Mittelalter bestimmten Wassermühlen überall in Europa das Bild der Flussläufe und behaupteten sich noch im Zeitalter der Industrialisierung, etwa um Pumpen in Bergwerken anzutreiben.
    Das Aus für die traditionelle Wasserkraft kam mit der Erfindung der Wasserturbine Ende des 19. Jahrhunderts. Brav hatten die Wasserräder ihren Energiebeitrag zwischen zehn und 50 Kilowatt geleistet, doch den weltweiten Hunger auf elektrischen Strom konnten sie nicht stillen. Heute findet man sie vorwiegend in den ländlichen Gegenden Chinas und Afrikas, wo sie in der Landwirtschaft treue und unverzichtbare Dienste leisten. Alle in Gebrauch befindlichen Wasserräder zusammen erzeugen immerhin einige Terawatt und geben ansonsten prima Fotomotive ab.
    Watt? Terawatt?
    Okay. Bevor wir das Thema vertiefen, schnell nochmal auf die Schulbank zum alten Bömmel: »Jetz stelle mer uns widder janz dumm un frajen: Watt is Watt?«
    Watt müsste eigentlich Wott ausgesprochen werden, denn es handelt sich um einen englischen Nachnamen. Gestatten, Watt. James Watt. Schottischer Erfinder, maßgeblich am Siegeszug moderner Dampfmaschinen beteiligt und Namensgeber der SI- Einheit für Leistung in der Physik. Dem SI, vollständig ausgesprochen Le Systeme international d’unites, zu Deutsch »Internationales Einheitssystem«, verdanken wir es, dass ein Liter Bier in Mexiko genauso betrunken macht wie in Bayern, denn die Flüssigkeitsmenge ist exakt dieselbe.
    Würden physikalische Einheiten nicht in internationalen Standards ausgedrückt, gäbe es erhebliche Verständigungsprobleme auf der Welt: Wie weit ist es von hier bis zum Bahnhof, junger Mann? Etwa 500 Meter, gnädige Frau. Aha. Fußläufig also. Schon setzt sich die Dame in Bewegung. Dieselbe Frage im Nachbarland gestellt, würde die Antwort vielleicht lauten: Och, nicht weit, cirka 60 Schnarks. Wieder woanders wären es knapp 2000 Wippwutz. Ein Wippwutz, das kann ebenso gut ein Meter wie ein Kilometer sein, wer will das wissen? Und wie viele Wippwutz ergeben einen Schnark? So lässt sich im globalen Dorf nicht hausen, also hob die Welt 1954 das Internationale Einheitssystem aus der Taufe. Von nun an befleißigte man sich weltweit der Längeneinteilung in Meter, der Sekunde als Zeitmaß, des Kilogramms zur Quantifizierung von Masse, Ampere, um Stromstärken zu messen, und so weiter, und so fort. Neben diesen Basiseinheiten gibt es eine ganze Reihe weiterer SI-Einheiten, zum Beispiel Hertz für Frequenz, Grad Celsius für Temperatur oder Pascal für Druck. Vielfach stehen Wissenschaftler als Namensgeber Pate, Kraft etwa wird in Newton ausgedrückt (eine Hommage an Sir Isaac Newton) und Leistung, wie schon gesagt, in Watt.
    Und wat is’ nu’ dem Watt sein Watt für’n Watt?
    Watt bezeichnet die Umwandlung von Energie innerhalb eines Zeitabschnitts. Watt ist also genau genommen eine Definition von Arbeit pro Zeiteinheit. In der Physik gilt, dass Energie nicht verloren geht, jedoch transformiert werden kann. Wind etwa lässt sich in Strom umwandeln. Um das Ergebnis quantitativ zu beschreiben, erfasst man die umgewandelte Energie in einem Wert, nämlich in Watt.
    Nun

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