Nachrichten aus einem unbekannten Universum
Nordsee kennt keine klaren Übergänge zwischen süßem und salzigem Wasser. Deutschland: zero points.
Allen beschriebenen Kraftwerkstypen ist zu Eigen, dass sie Strom nicht speichern können. Sie produzieren Elektrizität für den unmittelbaren Gebrauch und sind, bis auf wenige Ausnahmen, unstet in der Leistung. Konventionelle Kraftwerke werden sie darum nicht vollständig ersetzen können.
Im Mix jedoch mit anderen umweltfreundlichen Energien wie Solarenergie dürften sie eine immer wichtigere Rolle spielen. Man muss nur fleißig dranbleiben. Wie gesagt, erst nach der Ölkrise in den Siebzigern wurden die erneuerbaren Energien attraktiv. Ebenso schnell, wie der Ölpreis fiel, ließ das Interesse wieder nach. Heute verdankt es sich vor allen Dingen dem CO2-Problem, dass die Entwicklung von Wasserkraftwerken mit neuer Vehemenz vorangetrieben wird.
Übrigens auch in Deutschland. Selbst wenn wir nichts von alledem so richtig für uns nutzen können. Dafür können wir’s entwickeln, exportieren und daran verdienen. Denn German Engineering ist eine erneuerbare Ressource ersten Ranges.
Technolution
Der amerikanische Papst der Künstlichen Intelligenz, Ray Kurzweil, schreibt in seinem wunderbar kontroversen Buch Homo s@piens:
»Die Evolution, die ein exponentiell wachsendes Tempo an den Tag legt, geht nahtlos in den technischen Fortschritt über ... Die Technik wird schließlich ihrerseits neue Technik entwickeln ... Da Technik die Fortsetzung der Evolution mit anderen Mitteln ist, wächst das Tempo ihrer Entwicklung ebenfalls exponentiell.«
Es wäre falsch zu behaupten, wir hätten mit Miss Evolution gleichgezogen. Auch ohne uns ist sie rund um die Uhr beschäftigt. Doch was die Entwicklung der Menschheit angeht, haben wir ihr das Heft ein wenig aus der Hand genommen. In aller Bescheidenheit, Gnädigste, aber »Technolution«, die Fortführung natürlicher Bau- und Funktionsweisen mit technologischen Mitteln, das ist unsere Idee.
Wie bitte? Nur, weil unsere Hirne es uns ermöglicht haben? Hirne, die Miss Evolution gestaltet hat?
Okay, okay.
Technolution jedenfalls wird unser zukünftiges Leben prägen, wo immer wir uns aufhalten und was immer wir tun. Und sie wird dabei ein immer rasanteres Tempo vorlegen. Der technologische Fortschritt ist unumkehrbar, ein sich zwingend vollziehender Prozess. Was gedacht wird, ist dazu bestimmt, gemacht zu werden. Einmal in Gang gesetzt, beschleunigt sich die technologische Evolution immer rascher. Der Fortschritt der letzten einhundert Jahre entsprach dem von tausend Jahren davor, die nächsten zehn Jahre werden einen Ertragszuwachs bilanzieren wie jene vergangenen hundert. Dem Moore’schen Gesetz folgend ist die Rechenleistung unserer Computer in den letzten zwanzig Jahren exponentiell angewachsen. Sehr bald steht zu erwarten, dass sich die Trennschichten zwischen Transistoren auf Lagen von wenigen Atomen Dicke reduzieren werden. Das Moore’sche Gesetz wird dann in einer neuen Prozessortechnologie seine Entsprechung finden. Immer schneller schraubt sich die Spirale des Denk- und Machbaren in die Höhe.
In wenigen Jahrzehnten wird kaum jemand in der westlichen Hemisphäre noch ohne Computerprothetik leben, diverse Neuro- implantate ersetzen unsere Organe und helfen uns beim Hören, Sehen und Denken. Computerpathogene werden ein größeres Gesundheitsrisiko darstellen als Herzinfarkt und Krebs, die dank des gentechnologischen Fortschritts weitgehend besiegt sind, während zugleich jeder durchschnittlich begabte Terrorist in der Lage ist, in irgendeinem Hinterzimmer virologische Waffen herzustellen. Wohlhabende Leute bringen Designerkinder auf die Welt und lassen sie vorsichtshalber klonen. Menschliche Hirne werden molekular gescannt, radikale Neuerungen im Bereich der Nano- und Femto- technologie stellen uns Unsterblichkeit in Aussicht, wenn wir bereit sind, unsere Körper zu verlassen und uns mit künstlicher Intelligenz zu vernetzen. Maschinen entwickeln ein Bewusstsein und werden immer menschlicher, Menschen werden zu Maschinen.
So weit die Vision.
In der Realität bekundet die Mehrheit der Amerikaner und Europäer — aktuellen Studien zufolge — kaum Interesse an Wissenschaft, glaubt die Hälfte der Deutschen nichts von dem, was Wissenschaftler und Politiker erzählen, und malen Kinder in Manhattan Hühner mit sechs Beinen, weil Mutti Hühnerschenkel immer im Sechserpack kauft. Die Technolution ist kein kommunistischer Hurra-Marsch, dem sich singend alle Welt
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