Nachrichten aus einem unbekannten Universum
denn Ebbe und Flut strömen aus entgegengesetzten Richtungen, insgesamt also ein hocheffizientes Konzept.
Die perfekten Standorte für Seafhw- Anlagen hat man vor allem entlang der europäischen Atlantikküste ausgemacht. Ein erster voll funktionsfähiger Turbinenpark entsteht nun zwischen Nordirland und Schottland im offenen Meer. Diese neue Generation heißt Sea- Gen und soll ab 2007 rund 1,2 Megawatt Leistung pro Mast erbringen. Im Unterschied zum einrotorigen SeaF/ow-Turm drehen sich hier zwei Rotoren. SeaGen-Masten eignen sich zudem in idealer Weise für die Installation unter stillgelegten Ölplattformen. Eine Ironie der Geschichte: Bohrinseln, denen die Förderung fossiler Brennstoffe oblag, avancieren zu Trutzburgen einer ganz und gar umweltfreundlichen Energiewirtschaft.
Nur um Deutschland ist es wieder mal bestellt wie beim Grand Prix dEurovision de la Chanson. Wir gehen leer aus. Zu geringe Strömung. Zu wenig Tidenhub. Nicht mal Stefan Raab könnte daran was ändern, wäre er Ingenieur.
Von einem weiteren Projekt der Briten ist an der Oberfläche gar nichts mehr auszumachen. Die Stingray-Technologie sieht die Verankerung seltsamer Gebilde auf dem Meeresboden vor, die wie eine Kreuzung aus Wagenheber und Stepmaster anmuten. Im Scheitelpunkt von vier stämmigen Beinen erhebt sich ein kurzer Mast, an dessen Ende ein beweglicher Flügel in einem Gelenk lagert. Die Strömung drückt diesen Flügel auf und nieder. Testanlagen vor den Shetland-Inseln versprechen nicht nur satte Energiebilanzen. Auch die Tierwelt kann sich mit den Vierfüßern arrangieren, deren langsames Auf und Ab kaum geeignet scheint, Meeresbewohner zu verschrecken oder gar zu schreddern. Sosehr Umweltschützer die schicken Windturbinen lieben, stehen sie ihnen doch in einem Punkt mit großer Skepsis gegenüber, nämlich was den Schutz der fliegen- den Zunft angeht. Nennen wir’s beim Namen: Windrotoren verarbeiten jährlich einige tausend Vögel zu Frikassee.
An sich ein altes Konzept, das lange als unrealisierbar galt. Neuerdings, da die Technologie vorangeschritten ist, machen Wärmekraftwerke jedoch wieder von sich reden. Heute nennen sie sich OTEC (Ocean Thermal Energy Conversion). Energie gewinnen sie aus der Temperaturdifferenz zwischen warmen und kalten Wasserschichten.
Für ein Wärmekraftwerk benötigt man ein flüssiges Arbeitsmittel mit möglichst niedrigem Siedepunkt. Kommt beispielsweise Ammoniak mit warmem Oberflächenwasser in Verbindung, verdampft es und dehnt sich aus. Der Dampf erzeugt Druck und setzt einen Generator in Bewegung, der seinerseits Strom erzeugt. Durch Hochpumpen kalten Tiefenwassers wird das Ammoniak wieder verflüssigt, dann wieder erwärmt, dann wieder verflüssigt, pausenlos. Allerdings: Erst ab 1.000 Meter Meerestiefe und einer Temperaturdifferenz von 20 Grad Celsius wird die Sache interessant.
Leider mal wieder nicht für Deutschland.
Ganz was anderes. Hier spielt der Salzgehalt die entscheidende Rolle. In Flussmündungen etwa trifft süßes auf salziges Wasser. Nun haben Flüssigkeiten die Tendenz, einander zu durchmischen, um ihre unterschiedlichen Konzentrationen auszugleichen. Was aber, wenn man sie nicht lässt? Etwa, indem man zwei Behälter baut und sie durch eine Membran voneinander trennt. Diese Membran ist so beschaffen, dass sie nur Süßwasser passieren lässt, aber nicht das dickere Salzwasser. Das Wasser kann also nur von einer Seite auf die andere strömen, sagen wir von rechts nach links. Im linken Behälter steigt somit der Wasserspiegel, erzeugt Druck, der Druck treibt eine Turbine an, fertig ist das Osmosekraftwerk.
Der Vorteil liegt in der Einfachheit. Miss Evolution arbeitet seit Milliarden von Jahren mit Osmose, in menschlichen, tierischen und pflanzlichen Zellen. Das Problem ist also nicht das Prinzip an sich, sondern die Membran. Um ein Megawatt Energie zu erhalten, müsste sie eine Größe von 200.000 Quadratmetern haben. Wohin damit? Aufrollen und in Röhrenmodulen unterbringen. Schön und gut, dennoch wäre ein Kraftwerk, das 20 Megawatt produziert, ein Trümmer in der Landschaft. Neue Konzepte sehen darum vor, Osmose-Kraftwerke unterirdisch zu bauen. Gelänge dies in großem Maßstab, läge das europaweite Energiepotenzial bei 250 Milliarden Kilowattstunden jährlich. Das Vierfache dessen, was Deutschland im Jahr verbraucht.
Apropos Deutschland ...
Nein, wir haben wieder mal nichts davon. Die blöde Ostsee ist nicht salzig genug, und die riesige Brackwasserzone der
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