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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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verwirklicht:
    »Das Interesse an einer Erforschung der Meere ist in den siebziger Jahren praktisch zum Erliegen gekommen. Die Raumfahrt hatte einfach die stärkere Lobby. Eine weiträumige Erforschung der Weltmeere war nicht mehr von Interesse, man wollte ins All.«
    Vielleicht ändert sich das gerade. Die Zukunft der Shuttle-Flüge liegt in den Sternen, Ignoranz den Meeren gegenüber können wir uns nicht länger leisten, und so spannend wie im Weltraum ist es unter Wasser allemal. Während Exobiologen schon in Champagner baden, wenn ihnen auf dem Mars ein halbwegs fideler Einzeller über den Weg kraucht, wimmelt es in den Meeren von Leben, dessen größter Teil noch seiner Entdeckung harrt. Entsprechend euphorisch äußert sich die internationale Forschung, hat selbst allerdings nix im Portemonnaie. Bislang steuert das nötige Kleingeld ein Konsortium unterschiedlicher Finanziers bei, allen voran der französische Bau- und Energiekonzern Vinci, das auf Unterwassertechnik spezialisierte Marseiller Unternehmen Comex und die NASA. 25 Millionen Euro sind für Bau und Jungfernfahrt der SeaOrbiter veranschlagt. Wie viel davon noch fehlt, darüber schweigt des Architekten Höflichkeit. Die Planungen seien so gut wie abgeschlossen, lässt Rougerie schwammig verlauten, eigentlich könne man in See stechen.
    Eigentlich.
    »Seit 20 Jahren, nach Jahrhunderten bloßer Beschäftigung mit der Oberfläche, wird sich der Mensch der ökologischen, industriellen und wissenschaftlichen Bedeutung der Meere bewusst«, resümiert der Kapitän Nemo unserer Tage. »Unser Ziel muss es sein, diesem gigantischen Lebens-, Hoffnungs- und Energieraum mit Respekt, Verständnis und Kenntnis zu begegnen.«
    Na also! Für solch hehre Absichten sollte sich in Neptuns Staatskasse doch wohl die eine oder andere Million auftreiben lassen.

 
Lurchis Rückkehr
    »Zehn ... neun ... acht ...«
    Erinnern Sie sich an Dietmar Schönherr in galaktischer Mission? An Commander McLane und die Raumpatrouille, die uns Ende der Sechziger in die Fernsehsessel bannten? Das waren noch Zeiten, als wir ernsthaft glaubten, die Mannschaft des schnellen Raumkreuzers Orion mit ihren Wirtschaftswunder-Trendfrisuren und den TaillenAbnähern an Eva Pflugs Uniform repräsentiere das dritte Jahrtausend. Im Zukunftsbild der frühen Jahre herrschte Margot Trooger über den »Planet der Frauen«, sah aus wie dem Burda-Katalog entsprungen und veranlasste den schmucken Commander zu einer Bemerkung reinsten Oberwassers: »Was denn, eine Frau an der Spitze?« Nicht nur das Filmmaterial war schönstes Schwarzweiß. Unter allen denkbaren Plots wäre das Szenario einer Ostdeutschen, die Bundeskanzlerin wird, gar nicht erst zur Diskussion gelangt, nach dem Motto: Sciencefiction schön und gut, meine Herren, aber ein ganz klein wenig wahrscheinlich sollte es schon sein.
    »Sieben . sechs . fünnnneffff .«
    Die Computerstimme bildete den futuristisch kühlen Auftakt. Man hätte sie als elektronisch durchgehen lassen, wäre sie nicht von einem Kölner gesprochen worden. Rheinisch beschwingt, zählte er den schnellen Raumkreuzer in den Orbit, der mit dem Fröhlichkeitsschub dreier Kölle Alaafs fernen Galaxien zustrebte, unheimlichen Welten, auf denen Frau Trooger und andere Aliens die braven Sternenfahrer mit fürchterlichen Waffen wie Lidbalken und Selbstbewusstsein zu erschrecken wussten. Ich muss gestehen, dass ich die Serie liebte. Natürlich habe ich mich ordentlich vor den Frogs gegruselt und den Amok laufenden Robotern, deren Greiforgane verdächtig an Baumarktartikel erinnerten. Ich war begeistert von den explodierenden Planeten, die — wie ich später erfuhr — mit Mehl und Kaffeepulver gefüllte Stanniolkugeln waren, und natürlich weiß jeder echte Fan, dass die Orion mit einem verkehrt herum montierten Bügeleisen gesteuert wurde. Was man vielleicht der krisen- und kostengeschüttelten NASA ans Herz legen sollte.
    »Vier . drei . zwei .«
    Raumpatrouille war der Inbegriff nachkriegszufriedener Nabelschau.
    Und doch tut man den Machern Unrecht, wollte man der Serie die großen Entwürfe absprechen. Denn eine bedeutsame Frage haben McLane und seine Crew aufgeworfen: Warum soll eine intelligente Spezies, wenn es die Bedingungen erfordern, nicht auf dem Grund der Ozeane leben? Schließlich sind wir aus dem Meer hervorgegangen. Warum nicht zurückkehren und Raumschiffe in einem Umfeld starten, das ihrer Aufwärtsbewegung Vorschub leistet? Wasser trägt, also kann es uns auch zu den

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