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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Eukalyptusblätter. Ginge weltweit der Eukalyptus aus, wären die Knuffis übel dran. Eigentlich übertrieben, ein Bärli nur für die Vertilgung von Eukalyptus zu erfinden, aber was, wenn niemand mehr Eukalyptus fräße? Würde die Welt dann überwuchert? Drohte ihr die Apokalypse per Vegetation, sozusagen die Eukalypse?
    Irgendeiner musste ran an den Eukalyptus, und damit der nicht zu viel davon wegmampfte, brauchte es wieder jemanden, der hin und wieder gern Koala aß. Der Grund, warum die Natur hochkomplexe, spezialisierte Wesen hervorbringt, ist nicht, weil sie ein Faible für Fortschritt hat, sondern weil es einfach nicht anders geht. Jede Nische muss besetzt werden, nur so können sich die Kräfteverhältnisse ausgleichen, was nichts anderes heißt, als dass sie sich permanent verschieben und Millionen Roter Königinnen atemlos um die Wette laufen. Gäbe es keine Katastrophen, erwüchse keine Notwendigkeit, sich weiterzuentwickeln. Bliebe alles, wie es ist, wäre es unsinnig, neue Lebensformen zu erschaffen. Darum kann es keine Rückkehr ins Paradies geben, wo Adam und Eva bedürfnislos lebten und irgendwann wahrscheinlich vor Langeweile eingegangen wären. Die Schlange — auch bekannt als Meteorit, Tsunami, Eiszeit, Vulkanismus und Methanschock — hat ihre Höherentwicklung erzwungen.
    So gesehen war der Rausschmiss aus dem Garten Eden das Beste, was uns passieren konnte. Er brachte den modernen, kreativen, letztlich technisierten Menschen hervor — ein Wesen von beeindruckender Komplexität, allerdings auch von großer Anfälligkeit.
    Auf jede neue Herausforderung weiß die Evolution zu reagieren. Mal tut sie es mit Schlangenhälsen, mal mit zwei Meter langen Backenzähnen oder Appetit auf Eukalyptus, mal mit Menschen, mal mit 15 Meter langen Haien. Was soll sie anderes tun, als ihre Schutzbefohlenen mit immer feineren Sinnen auszustatten? So überbieten sich Jäger und Gejagte stetig an Raffinesse, immer mehr Energie wird vonnöten, um immer schmalere Funktionsspektren aufrechtzuerhalten, und irgendwann ergibt das Ganze keinen Sinn mehr, die Sache wird uneffizient, und es kommt zur Komplexitätskrise. Die Natur kann sich die Spezies nicht mehr leisten. Deren außerordentliche Fähigkeit besiegelt zugleich ihren Untergang. Unbesiegbar zu sein ist das Schlimmste, was einer Art passieren kann, weil sie dann aufhört, sich weiterzuentwickeln, und wir haben ja gesehen, was mit Roten Königinnen passiert, die stehen bleiben im Glauben, gesiegt zu haben. Höherentwicklung ist fast immer das Resultat von Katastrophen — wenn man sie als solche betrachten mag. Erst ein hübsches kleines Desaster fördert so recht die Kreativität. Darum liebt Miss Evolution das Chaos, und darum verengt sich der Überlebensspielraum eines Wesens umso mehr, je mächtiger es wird.
    Einfache Organismen haben’s ergo leichter, allerdings erscheinen sie wenig sexy. Anpassungskünstler sind primitive Gesellen, ihre Überlebenskonzepte purer Opportunismus. Meist begnügt sich so einer mit einem Leben als Mikrobe. Fast immer ist er irgendetwas Schlabberiges, Formloses, sich Windendes und Kriechendes und für ein gutes Buch und Weinproben im Piemont nicht zu begeistern. Dafür begegnet man ihm durch alle Erdzeitalter hindurch. Der Preis dafür, nicht formlos und schlabberig zu sein, ist leider, ziemlich rasch auszusterben.
    Ich bin allerdings bereit zuzugeben, dass es wesentlich mehr Spaß macht, schön und komplex zu sein. Und dass Menschen vielleicht die ersten Geschöpfe von Miss Evolution sind, die es lernen könnten, ihr ein Schnippchen zu schlagen. Wir werden sehen.
    Der Megalodon war die Antwort auf die immer größer werdenden Wale, die irgendjemand jagen musste. Klein-Erna zufolge hätte sein Aussterben zwei Gründe haben können. Erstens, die Wale verschwanden. Zweitens, ein noch größeres Tier gewöhnte sich an, Megalodons zu fressen. Beides traf nicht zu. Vielmehr hat KleinFritz Recht, der erkannte, dass die einzige Alternative zur Ausbildung noch längerer Hälse ist, gar keine langen Hälse mehr zu produzieren und stattdessen kletterfähige Klauen zu entwerfen. Anders gesagt, es konnte nicht die Antwort sein, noch größere Megalodons zu erschaffen. Als Jäger der riesigen Wale hatten sie keine natürlichen Feinde gehabt und der Evolution gute Dienste erwiesen, doch parallel war eine zweite Spezies entstanden, die dem Megalodon so sehr glich, dass man lange Zeit glaubte, sie habe sich aus ihm entwickelt. Die Rede ist von

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