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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Das hätte seine Angst verstärken müssen.
    Stattdessen steigerte es seine Wut ins Maßlose!
    Es reichte! Wochenlang hatte er so gut wie nichts gefressen. Sein Leben war zu einem Dasein voller Pein geworden, die Kräfte hatten ihn verlassen, doch immer noch war er der Herrscher. Ein alter König, von Thronräubern bedrängt, vielleicht zum Tode verurteilt, doch ganz sicher nicht dazu bestimmt, als Futter in den Mägen elender Emporkömmlinge zu enden. Natürlich sinnierte der Mega- lodon in diesen Sekunden weder über Königtum noch Hierarchien, ebenso wie er keine Vorstellung vom Werden und Vergehen der Arten hatte — nur dass plötzlich ein Gefühl der Überlegenheit von ihm Besitz ergriff, wie er es lange nicht gespürt hatte. Niemand biss ihn ungestraft in den Bauch und fraß ihm die Beute vor der Nase weg. Er drehte sich und verpasste einem der Haie einen betäubenden Schlag mit seiner kolossalen Schwanzflosse. Das Tier wurde zur Seite geschleudert und trudelte ein Stück tiefer. Der andere Hai stürzte sich erneut auf den blutenden Riesen und verbiss sich in seinem Kopf, doch dem eruptiven Zorn des Opfers war er nicht gewachsen. Mit einem einzigen Ruck schüttelte der Megalodon ihn ab und versetzte ihm einen Hieb mit der Breitseite seines Schädels. Der getroffene Hai schlug einen Salto, versuchte zu fliehen und schwamm in die verkehrte Richtung, wieder direkt auf den Megalo- don zu, diesmal jedoch unabsichtlich. Bevor er seine Bahn korrigieren konnte, gruben sich die Zähne des Giganten in seinen Hinterleib. Mit dem mörderischen Druck von 3.000 Kilogramm pro Quadratzentimeter zermalmten die Kiefer Haut, Muskeln und Knorpel und trennten das Schwanzstück vom Rumpf.
    Der andere Hai hatte sich von seiner Betäubung erholt und sah, wie sein Kampfgefährte zerteilt wurde. Hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, an dem Mahl teilzuhaben, und dem Drang, die Flucht zu ergreifen, verharrte er — und zögerte einen Moment zu lange. Der Megalodon heftete sein gesundes Auge auf ihn. Die andere Seite des gewaltigen Schädels war eine blutige, aufgerissene Masse, doch dieses eine Auge, so ausdruckslos es starren mochte, sandte einen Blick aus, der geeignet war, den Hai zu Tode zu ängstigen. Er zuckte hierhin und dorthin. An dem Riesen konnte er nicht vorbei. Er würde das offene Meer nicht erreichen, also versuchte er zurück zum Plateau zu gelangen, wo seine Artgenossen weiterhin die Wale dezimierten.
    Der Megalodon war schneller.
    Ohne ersichtliche Mühe erhob er sich über den Fliehenden und zwang ihn zurück in die Tiefe. In panischer Angst raste der Hai an der Steilwand entlang, das näher kommende Monstrum hinter sich spürend, getragen von der Druckwelle, die es vor sich herschob. Dann fühlte er sich gepackt und schürfte an den Felsen entlang, die seine Flanke aufrissen und einen Regen aus bröckelndem Sediment auf ihn entließen. Er bremste ab, drehte um und blickte in einen rötlichweißen Schlund. Es war das Letzte, was er sah, bevor der Gejagte, der so unvermittelt zum Jäger geworden war, ihm den Schädel zerquetschte.
    Bebend ließ der Megalodon von dem toten Hai ab.
    Fressen musste er ihn, er brauchte dringend Nahrung. Doch plötzlich erlahmte sein Wille. Seine unvermutet zurückgekehrte Kraft sickerte aus ihm heraus und hinterließ ihn voller Furcht, der Tatsache gewahr, dass über ihm ein Schlachten seinen Fortgang nahm, an dem zu viele Feinde beteiligt waren, dass er nicht noch einen Kampf mit dieser aggressiven, kleinen Spezies überstehen würde. Also ließ er sich tiefer sinken, vorbei an Garnelen, die in den Wänden hausten und ihre Antennen in der Strömung schwingen ließen, vorbei an wogenden Seeanemonen und Schwärmen winziger bunter Fische, vorbei an Haarsternen und Seeigeln, Schwämmen und Muscheln. Langsam schwamm er in die offene See hinaus. Seine Bewegungen waren unsicher, sein geschundener Körper vermochte nicht länger zu signalisieren, wo der Schmerz endete und die Empfindungslosigkeit begann. Immer noch funktionierte sein Gehör ausgezeichnet und nahm die Laute vom Schlachtfeld auf dem Hochplateau wahr, das hinter ihm zurückblieb, doch mit der Zeit wurden sie leiser.
    Lange schwamm er so, bis Stille in seinen Kopf einkehrte. Sein gesundes Auge richtete sich zur Wasseroberfläche. Er war den Haien entronnen, jetzt musste er jagen. Die glitzernde See über ihm verschwamm zu einem gleißenden Schleier, klärte sich, und plötzlich gewahrte er einen Schatten dort oben, etwas mit

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