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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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umkehren«, sagte Gelmir. »Wir müssen uns sputen, denn in Beleriand wachsen große Gefahren.«
    »Ist also die Stunde gekommen, da Turgon in Erscheinung treten wird?«, fragte Tuor.
    Die Elben sahen ihn verwundert an. »Das ist eine Angelegenheit, die die Noldor mehr betrifft als die Söhne der Menschen«, sagte Arminas. »Was weißt du von Turgon?«
    »Wenig«, erwiderte Tuor, »außer, dass mein Vater ihm half, aus der Nirnaeth zu entkommen, und dass in seiner verborgenen Festung die Hoffnung der Noldor wohnt. Aber, ohne dass ich weiß warum, bewegt sein Name fortwährend mein Herz und kommt mir auf die Lippen. Wenn ich könnte, würde ich lieber Turgon suchen, als diesem dunklen, grausigen Pfad zu folgen. Oder ist es vielleicht der geheime Weg, der zu seinem Aufenthalt führt?«
    »Wer kann das wissen?«, antwortete der Elbe. »Seit Turgons Aufenthalt unbekannt ist, sind es auch die Wege, die dorthinführen. Obwohl ich lange nach ihnen gesucht habe, ist es mir nicht gelungen, sie zu finden. Aber auch wenn ich sie kennen würde, verriete ich sie weder dir noch irgendeinem anderen der Menschen.«
    Gelmir aber sagte: »Doch ich habe gehört, dass dein Haus die Gunst des Herrn der Wasser genießt. Und wenn er beschlossen hat, dich zu Turgon zu führen, wirst du auch mit Sicherheit zu ihm gelangen, wohin du dich auch wendest. Folge jetzt dem Weg, den dir das Wasser aus den Bergen gewiesen hat, und fürchte dich nicht! Du wirst lange in der Finsternis wandeln. Lebe wohl! Und glaube nicht, dass unser Zusammentreffen ein Zufall war, denn der Bewohner der Tiefe vermag noch immer viel in diesem Land.
Anar kaluva tielyanna
!« 3
    Damit wandten sich die Noldor zum Gehen und kehrten über die langen Treppen ans Tageslicht zurück. Tuor stand still, bis das Licht ihrer Lampe verschwunden war. Dann war er allein in einer Dunkelheit dichter als die Nacht, inmitten des gewaltigen Tosens des herabstürzenden Wasserfalls. Endlich nahm er seinen Mut zusammen, legte eine Hand an die Felswand und ertastete den Weg nach vorn. Zunächst ging es langsam, doch als er sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnt hatte und nichts sich ihm in den Weg stellte, kam er schneller voran. Nach einer langen Zeit, wie ihm schien, als Müdigkeit ihn befiel und er dennoch in diesem dunklen Tunnel nicht rasten mochte, sah er weit vor sich ein Licht. Er hastete vorwärts, gelangte an eine hohe, schmale Felsspalte, folgte dem lärmenden Strom zwischen den schrägen Felswänden hindurch und trat plötzlich in einen goldverklärten Abend hinaus. Er befand sich in einer tiefen Schlucht mit hohen, senkrechten Wänden, die geradewegs nach Westen verlief. Vor ihm an einem klaren Himmel ging die Sonne unter, warf ihre Strahlen in die Schlucht und ließ die Felswände in gelbem Feuer aufflammen.Golden schimmerten die Wasser des Flusses, wenn sie sich an vielen glänzenden Steinen brachen und aufschäumten.
    In dieser Tiefe schritt Tuor jetzt freudig und hoffnungsvoll dahin, denn dicht an der südlichen Felswand, an der sich ein langer, schmaler Strand entlangzog, fand er einen Pfad. Als die Nacht hereinbrach, der Fluss unsichtbar rauschte und nur funkelnde Sterne sich in dunklen Lachen spiegelten, machte er Rast, suchte den Schlaf, denn in der Nähe des Wassers, in dem er die Macht Ulmos wusste, spürte er keine Furcht.
    Bei Tagesanbruch schritt er ohne Eile weiter. Hinter ihm ging die Sonne auf und am Abend vor ihm unter, und wo das Wasser über Geröll schäumte und über jähe Wasserfälle schoss, spannten sich morgens und abends Regenbogen über den Strom. Deshalb gab er der Schlucht den Namen Cirith Ninniach.
    So wanderte er geruhsam drei Tage lang, trank nur kaltes Wasser und verspürte keinen Hunger, obgleich sich im Fluss viele Fische tummelten, die golden und silbern glänzten oder in den Farben der Regenbogen schimmerten, die sich über dem Wasser spannten. Am vierten Tag verbreiterte sich die Schlucht, die Felswände wurden niedriger und flacher, der Fluss jedoch gewann an Tiefe und Strömung, denn zu beiden Seiten begleiteten ihn jetzt hohe Berge, von denen sich neue Wasser über glitzernde Fälle in die Cirith Ninniach ergossen. Dort ruhte Tuor lange, blickte auf den strudelnden Fluss und lauschte der nimmermüden Stimme, bis es wiederum Nacht wurde und über ihm im dunklen Band des Himmels kalt und weiß die Sterne aufleuchteten. Da erhob er seine Stimme, schlug die Saiten der Harfe, und über das Brausen des Wassers erhob sich sein Lied und das

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