Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
Vom Netzwerk:
die Linaewen-Marschen in der Mitte der Landsenke bevölkerten. In jenen Tagen aber waren in dieser Einsamkeit weder die Stimmen von Elben noch von Menschen zu hören.
    Bis an den Rand dieses großen, flachen Gewässers gelangte Tuor, konnte aber wegen der ausgedehnten Sumpfflecken und pfadlosen Schilfwälder, die es von allen Seiten umgaben, nicht zum offenen Wasser vordringen. Bald verließ er diese Gegend und kehrte zur Küste zurück, denn das Meer zog ihn an und er hielt sich nicht gern länger an einem Ort auf, wo er das Geräusch der Wellen nicht hören konnte. Im Küstenland fand Tuor zum ersten Mal Spuren der alten Noldor. Denn zwischen den hochragenden, vom Meer abgeschliffenen Klippen an der Südseite des Drengist lagen viele kleine Buchten und geschützte Einfahrten mit weißen Sandstränden zwischen den schwarzglänzenden Felsen, und dort entdeckte Tuor gewundene, in den Stein geschlagene Treppen, die hinunterführten. Unmittelbar am Wasser fand er verfallene, aus großen, zubehauenen Felsblöcken gefügte Kais, an denen einstmals Elbenschiffe festgemacht hatten. Hier verweilte Tuor lange Zeit und beobachtete das sich unablässig verändernde Meer, während das Jahr durch Frühling und Sommer gemächlich dahinfloss, die Dunkelheit in Beleriand sich vertiefte und mit dem Herbst sich das Verhängnis Nargothrond näherte.
    Vielleicht ahnten die Vögel den grausamen Winter, der bevorstand, 5 denn jene, die für gewöhnlich in den Süden zogen,sammelten sich früh zum Abflug, und andere, die im Norden zu Hause waren, kamen aus ihrer Heimat nach Nevrast. Eines Tages, als Tuor am Gestade saß, vernahm er das Rauschen und Sausen großer Flügel, und aufblickend sah er sieben weiße Schwäne, die als schneller Keil nach Süden flogen. Aber als sie genau über ihm waren, beschrieben sie einen Kreis, stießen plötzlich herab und ließen sich gewaltig spritzend und schäumend auf dem Wasser nieder.
    Tuor liebte Schwäne und kannte sie von den grauen Teichen Mithrims; überdies war der Schwan das Zeichen Annaels und des Volkes, das ihn aufgezogen hatte. Deshalb stand er auf, um die Vögel zu grüßen und mit ihnen zu reden. Staunend sah er, dass sie größer und prächtiger waren als alle Schwäne, die er jemals zuvor gesehen hatte. Aber sie schlugen mit den Flügeln und stießen rauhe Schreie aus, als seien sie zornig auf ihn und wollten ihn vom Strand vertreiben. Dann erhoben sie sich lärmend in die Lüfte und flogen über seinen Kopf hinweg, so dass ihn das Rauschen der Flügel wie ein pfeifender Wind traf. Sie zogen einen weiten Kreis, stiegen dann hoch in den Himmel und flogen in südlicher Richtung davon.
    Da rief Tuor mit lauter Stimme: »Das ist erneut ein Zeichen, dass ich zu lange verweilt habe!« Und auf der Stelle kletterte er empor auf die Klippe und sah, dass die Schwäne noch am Himmel kreisten. Doch als er sich nach Süden wandte, um ihnen zu folgen, flogen sie schnell davon.
     
    Volle sieben Tage wanderte Tuor an der Küste entlang nach Süden, jeden Morgen in der Dämmerung weckte ihn das Flügelrauschen hoch über ihm, and jeden Tag flogen ihm die Schwäne voraus. Während er wanderte, wurden die Klippen niedriger, und ihre Kuppen waren dick mit blühendem Gras bewachsen. Gegen den Osten hin standen Wälder, die sich mit dem schwindenden Jahr gelb färbten. Doch vor sich, immernäher rückend, sah Tuor eine Kette mächtiger Hügel, die ihm den Weg versperrten. Sie verlief in westlicher Richtung und endete in einem hohen Berg; dunkel, wolkengekrönt erhob er sich auf mächtigen Flanken turmhoch über einer breiten grünen Landzunge, die weit in das Meer hinausragte.
    Diese grauen Hügel waren in der Tat die westlichen Ausläufer der Ered Wethrin, der Nordbegrenzung Beleriands, und der Berg war Taras, der westlichste der Türme dieses Landes, dessen Spitze der Seemann als Erstes von hoher See ausmachen konnte, wenn er sich den todbringenden Gestaden näherte. In vergangenen Zeiten hatte Turgon am Fuß der weiten Hänge in den Hallen Vinyamars gewohnt, des ältesten aller steinernen Bauwerke, das die Noldor im Land ihrer Verbannung errichtet hatten. Noch immer stand es dort, verlassen, aber die Zeiten überdauernd, hoch gelegen auf großen, dem Meer zugekehrten Terrassen. Die Jahre hatten ihm nichts anhaben können, und Morgoths Knechte hatten es unbeachtet gelassen. Doch Wind, Regen und Frost hatten ihre Spuren eingegraben, und auf seinen Mauerkronen und den großen Dachschindeln wucherten üppig

Weitere Kostenlose Bücher