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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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hinein und verschwand.
    »Also hat mich meine Hoffnung getrogen«, sagte er voller Verzweiflung. »Das Zeichen, das ich in den Bergen empfing, hat mich nur zu einem dunklen Loch geführt, mitten im Land meiner Feinde!«
    In trüben Gedanken saß er zwischen den Felsen auf den steilen Ufern des Flusses und durchwachte eine bittere, feuerlose Nacht. Wenn es auch schon März war, hatte doch der Hauch des Frühlings dieses Land im hohen Norden noch nicht gestreift, und aus dem Osten blies ein schneidender Wind.
     
    Aber gerade als das Licht der aufgehenden Sonne schwach durch die fernen Nebel Mithrims drang, hörte Tuor Stimmen, und als er hinabsah, gewahrte er zu seiner Verwunderung zwei Elben, die durch das seichte Wasser wateten. Und als sie die Stufen hinaufkletterten, die in die Uferböschung geschlagen waren, erhob sich Tuor und rief sie an. Sogleich zogen sie ihre glänzenden Schwerter und sprangen auf ihn los. Er sah, dass sie graue Umhänge, darunter jedoch Harnische trugen, und er erstaunte, denn ein Glanz in ihren Augen ließ sie strahlender und kriegerischer erscheinen als alle Elben, die er bisher zu Gesicht bekommen hatte. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und wartete. Als sie aber sahen, dass er keine Waffe zückte, dass er allein war und sie in der Elbensprache begrüßte, steckten sie ihre Schwerter in die Scheiden und redeten ihn höflich an. Einer der beiden sagte: »Wir sind Gelmir und Arminas vom Volk Finarfins. Bist du nicht einer der Edain, die vor der Nirnaeth seit alters her in diesem Land lebten? Wahrlich, ich vermute, dass du aus dem Geschlecht Hadors und Túrins stammst, denn dein goldfarbenes Haar bezeugt es.«
    Tuor antwortete: »Ja, ich bin Tuor, der Sohn Huors, desSohnes von Galdor, des Sohnes von Hador. Doch jetzt will ich dieses Land verlassen, in dem niemand meines Stammes mehr lebt und wo ich verfemt bin.«
    »Wenn es so ist«, sagte Gelmir, »und du zu den Häfen des Südens fliehen willst, so haben deine Füße dir bereits den rechten Weg gewiesen.«
    »Das dachte ich auch«, erwiderte Tuor, »denn in den Bergen folgte ich einer plötzlich sprudelnden Quelle, bis sie sich mit diesem heimtückischen Fluss vermählte. Aber jetzt weiß ich nicht, wohin ich mich wenden soll, denn er ist im Dunkel verschwunden.«
    »Durch Dunkelheit kann man zum Licht gelangen«, sagte Gelmir.
    »Doch mancher zieht es vor, im Sonnenlicht zu wandeln, solange er kann«, sagte Tuor. »Doch da ihr hier heimisch seid, sagt mir, wenn ihr könnt, wo die Pforte der Noldor zu finden ist. Denn lange schon suche ich danach, seit mir Annael, mein Ziehvater bei den Grau-Elben, davon erzählt hat.«
    Darauf lachten die Elben und sagten: »Deine Suche ist zu Ende: Wir selbst haben diese Pforte gerade durchquert. Dort ist sie, vor dir!« Und sie wiesen auf die runde Öffnung, in die das Wasser strömte. »Komm jetzt! Durch das Dunkel wirst du ans Licht gelangen. Wir werden dich auf den rechten Weg bringen, doch weit können wir dich nicht geleiten, denn unser Auftrag ruft uns in das Land zurück, von dem wir mit einer wichtigen Botschaft ausgesandt worden sind. Habe keine Furcht«, sagte Gelmir. »Auf deiner Stirn lese ich, dass dir ein großes Schicksal bevorsteht, das sich weit fort von hier, ja weit von Mittelerde entfernt, erfüllen wird, wie ich glaube.«
    Tuor folgte den beiden Noldor die Stufen hinab. Sie wateten durch das kalte Wasser und traten sodann in das schattige Bogengewölbe ein. Jetzt zog Gelmir eine jener Lampen hervor, für welche die Noldor bekannt sind. Seit alters her wurden siein Valinor angefertigt, und weder Wind noch Wasser konnten sie auslöschen. Entfernte man ihre Umhüllung, spendete eine in weißen Kristall eingeschlossene Flamme ein klares blaues Licht. 2 Im Schein der Lampe, die Gelmir über seinen Kopf hielt, sah Tuor, dass der Fluss plötzlich einen sanften Abhang hinunter in einen großen Tunnel floss, der in den Fels geschlagen war. Doch am Flusslauf entlang zogen sich lange Treppenfluchten hin, die, wo der Lichtstrahl sie nicht erfasste, in tiefem Dunkel lagen.
    Als sie den tiefsten Punkt der Stromschnellen erreicht hatten, befanden sie sich unter einer mächtigen Felskuppel, und dort rauschte der Fluss mit gewaltigem Getöse, das aus der Tiefe widerhallte, über eine steile Wand hinunter. Dann verschwand er erneut durch einen Steinbogen und in einen zweiten Tunnel. Neben dem Wasserfall blieben die Noldor stehen, um Tuor Lebewohl zu sagen.
    »Wir müssen jetzt

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