Nachrichten aus Mittelerde
späteren Darstellungen wird nicht deutlich gemacht, wo Galadriel und Celeborn die langen Jahre des Zweiten Zeitalters nach der Niederwerfung Saurons in Eregion verbrachten; es gibt zumindest keine weiteren Erwähnungen ihres lebenslangen Aufenthaltes in Belfalas (Seite 386).
In der Erörterung über Amroth heißt es weiter:
Aber im Verlauf des Dritten Zeitalters wurde Galadriel von Vorahnungen erfüllt, und sie reiste mit Celeborn nach Lórien, und dort blieb sie lange bei Amroth, im Besonderen darum bemüht, alle Neuigkeiten und Gerüchte über den wachsenden Schatten im Düsterwald und die dunkle Festung in Dol Guldur zu erfahren. Aber sein Volk war mit Amroth zufrieden; er wartapfer und klug, und noch war sein kleines Königreich blühend und schön. Nach langen Erkundungsreisen in Rhovanion, von Gondor und den Grenzen Mordors bis zu Thranduil im Norden, gingen Celeborn und Galadriel darum über die Berge nach Imladris, und dort wohnten sie viele Jahre; Elrond war nämlich ihr Verwandter, denn früh im Dritten Zeitalter [im Jahr 109, der »Aufzählung der Jahre« zufolge] hatte er ihre Tochter Celebrían geheiratet.
Nach dem Unheil in Moria [im Jahr 1980] und den Leiden Lóriens, das nun ohne Herrscher war (denn Amroth war in der Bucht von Belfalas im Meer ertrunken und hinterließ keinen Erben), kehrten Celeborn und Galadriel nach Lórien zurück und wurden vom Volk willkommen geheißen. Dort wohnten sie für die Dauer des Dritten Zeitalters, doch sie nahmen den Titel eines Königs oder einer Königin nicht an, denn sie sagten, sie seien nur die Hüter dieses kleinen, aber schönen Reiches, des letzten östlichen Vorpostens der Elben.
An anderer Stelle gibt es einen weiteren Hinweis auf ihre Bewegungen während dieser Jahre:
Zweimal kehrten Celeborn und Galadriel vor dem Letzten Bund und dem Ende des Zweiten Zeitalters nach Lórien zurück; und im Dritten Zeitalter, als der Schatten des wieder erstarkten Sauron sich erhob, wohnten sie wiederum lange Zeit dort. In ihrer Klugheit erkannte Galadriel, dass Lórien in dem Krieg, der unvermeidlich kommen musste, bevor der Schatten erneut besiegt war (wenn dies möglich war), eine Festung und ein Ort der Macht sein würde, um ihn von der Überquerung des Anduin abzuhalten. Doch dazu bedurfte es einer Regierung von größerer Strenge und Klugheit, als die Waldleute sie besaßen. Gleichwohl kam es erst nach dem Unheil in Moria dazu, dass Galadriel und Celeborn sich ständig in Lórien niederließenund die Regierung in die Hand nahmen: Aus Gründen, die Galadriel nicht vorhersehen konnte, kam Saurons Macht tatsächlich über den Anduin, und Lórien war in großer Gefahr, sein König war tot, sein Volk auf der Flucht und im Begriff, sein Land entvölkert zurückzulassen, so dass es von den Orks besetzt werden konnte. Doch sie ließen sich weder König noch Königin nennen und waren die Hüter, die das Land am Ende unversehrt durch den Krieg um den Ring führten.
In einer anderen etymologischen Untersuchung über die gleiche Periode wird der Name Amroth als ein Spitzname erklärt, abgeleitet von seiner Lebensweise auf einem hochgelegenen
talan
oder
flet
, den hölzernen Plattformen, die hoch in den Bäumen Lothlóriens errichtet wurden und in denen die Galadhrim wohnten (»Die Gefährten«, 2, Kapitel 6): Es bedeutet ›hinaufklettern, hoch klettern‹. 16 Es heißt hier, dass der Brauch, in den Bäumen zu wohnen, keine allgemein verbreitete Angewohnheit der Wald-Elben war, sondern sich in Lórien aus der Beschaffenheit und der Lage des Landes ergab: Es war ein flaches Land und besaß zum Bauen keine geeigneten Steine, mit Ausnahme derer, die in den westlichen Bergen gebrochen und unter Schwierigkeiten über den Silberlauf herbeigeschafft werden konnten. Sein Reichtum bestand hauptsächlich in den Bäumen, ein Überbleibsel der großen Wälder der Altvorderenzeit. Doch das Wohnen in Bäumen war auch in Lórien nicht die Regel, und die
telain
oder
flets
waren ursprünglich entweder Zufluchtsstätten, die man im Fall von Angriffen benutzte, oder meistens (besonders solche auf hohen Bäumen) Ausguckposten, von denen aus das Land und seine Grenzen mit elbischen Augen überblickt werden konnten. Denn Lórien wurde nach dem Ende des ersten Jahrtausends des Dritten Zeitalters ein Land ruheloser Wachsamkeit, und Amroth muss seit der Errichtung Dol Guldurs im Düsterwald in ständig wachsender Unruhe gelebt haben.
Ein solcher Beobachtungsposten, benutzt
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