Nachrichten aus Mittelerde
von den Wachen der Nordmarken, war der
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, in dem Frodo die Nacht verbrachte. Auch die Wohnung Celeborns in Caras Galadhon hatte den gleichen Ursprung: Sein höchster
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, den die Gefährten nichtsahen, war der höchste Punkt des Landes. Früher war Amroths
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auf der Spitze der großen Anhöhe oder des Hügels von Cerin Amroth der höchste, den vieler Hände Arbeit aufgetürmt hatte, und er war hauptsächlich dazu bestimmt gewesen, Dol Guldur auf der anderen Seite des Anduin zu beobachten. Die Umwandlung dieser
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in ständige Wohnsitze war eine spätere Entwicklung, und nur in Caras Galadhon waren solche Wohnungen zahlreich. Doch Caras Galadhon selbst war eine Festung, und nur ein kleiner Teil der Galadhrim wohnte innerhalb seiner Mauern. In solch luftigen Häusern zu wohnen, wurde zweifellos für ungewöhnlich gehalten, und Amroth war vermutlich der Erste, der dort wohnte. So wurde sein Name – der Einzige, der später in Sagen überliefert wurde – mit größter Wahrscheinlichkeit von seiner Gewohnheit abgeleitet, auf einem hohen
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zu leben.
Eine Anmerkung zu der Aussage »Amroth war vermutlich der Erste, der dort wohnte«, erläutert:
Wenn es nicht Nimrodel war. Ihre Gründe waren anderer Art. Sie liebte die Wasser und die Fälle des Nimrodel, von denen sie nicht lange getrennt sein wollte; doch als die Zeiten dunkler wurden, lag der Fluss zu nahe an den Nordgrenzen und zudem in einem Landesteil, in dem jetzt wenige Galadhrim wohnten. Vielleicht bekam Amroth von ihr die Anregung, in einem hohen
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zu wohnen. 17
Kehren wir zur obigen Sage von Amroth und Nimrodel zurück und fragen uns, welcher »Hafen im Süden« es war, wo Amroth auf Nimrodel wartete und den (wie er ihr erzählte) »vor langer Zeit viele aus seinem eigenen Volk aufgesucht hatten« (Seite 388). Zwei Passagen im
Herrn der Ringe
stehen mit dieser Frage in Zusammenhang: die eine findet sich in »Die Gefährten« (2, Kapitel 6), wo Legolas, nachdem er das Lied von Amroth und Nimrodel gesungen hat, von der»Bucht von Belfalas, wo die Elben von Lórien Segel setzten«, spricht. Die andere steht in »Die Rückkehr des Königs« (5, Kapitel 9), wo Legolas beim Anblick des Fürsten Imrahil von Dol Amroth sah, dass er »einer war, der Elbenblut in den Adern hatte«, und zu ihm sagte: »Es ist lange her, seit das Volk von Nimrodel die Wälder von Lórien verließ, und dennoch kann man sehen, dass nicht alle von Amroths Hafen aus nach Westen über das Meer gesegelt sind.« Darauf antwortet Fürst Imrahil: »So heißt es in der Überlieferung meines Landes.«
Späte, fragmentarische Anmerkungen geben einen Fingerzeig zur Erklärung dieser Hinweise. So findet sich in einer Erörterung linguistischer und politischer Wechselbeziehungen in Mittelerde (1969 oder später) ein beiläufiger Hinweis auf die Tatsache, dass in den Tagen der früheren Siedlungen Númenors die Küsten der Bucht von Belfalas noch größtenteils unbewohnt waren, »mit Ausnahme eines Hafens und kleiner Siedlung von Elben südlich des Zusammenflusses von Morthond und Ringló« (d.h. genau nördlich von Dol Amroth).
Diese Siedlung war, den Überlieferungen Dol Amroths zufolge, von seefahrenden Sindar aus den Westhäfen Beleriands gegründet worden, die in drei kleinen Schiffen flohen, als die Macht Morgoths die Eldar und die Atani überwältigte; doch später wurde sie durch abenteuerlustige Wald-Elben vergrößert, die auf der Suche nach dem Meer den Anduin stromabwärts kamen.
Die Wald-Elben (wie hier angemerkt wird) »waren niemals völlig frei von Unruhe und Sehnsucht nach dem Meer, die zuweilen einige von ihnen dazu trieb, aus ihrer Heimat fortzuwandern«. Um diese Geschichte von den »drei kleinen Schiffen« zu den Überlieferungen in Beziehung zu setzen, die im
Silmarillion
aufgezeichnet sind, müssen wir vermutlich davon ausgehen, dass sie aus Brithombar oder Eglarest (den Häfen der Falas an der Westküste Beleriands) entkamen, als diese in den Jahren nach der Nirnaeth Arnoediad zerstört wurden (
Das Silmarillion
, Seite 340), dass aber, während Círdan und Gil-galad auf der Insel Balar eine Zuflucht schufen, die Begleiter dieser drei Schiffe weiter nach Süden die Küsten hinunter nach Belfalas segelten.
Aber eine völlig andere Schilderung, die die Gründung des Elbenhafens in eine spätere Zeit verlegt, findet sich in einem unvollendeten Textstück, das sich mit dem Ursprung des Namens ›Belfalas‹ befasst. Das Element
Bel -
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